Volksbücher

Volksbücher: von meist unbekannten Verfassern geschaffene (vereinfachende) Prosafassungen verschiedenartigster Dichtungen des 15./16. Jahrhundert Kulturelle Entwicklung des Bürgertums und technischen Fortschritt (Buchdruck) sicherten den Volksbücher bald breite Leserschichten. Frühe Volksbücher waren Nachdichtungen französischer Ritterromane («Hug Schapler», um 1430), Sagenbearbeitungen («Melusine», 1456; «Die Haimonskinder», 1604), phantastisch ausgeschmückte historische Stoffe («Alexanderlied», um 1130, des Pfaffen Lamprecht; «Herzog Ernst», 1493), Übersetzungen italienischer Renaissance-Novellistik («Griseldis», 1473) und Bearbeitungen mittelhochdeutscher Versepen («Tristant», 1484, nach Eilhart von Oberge). Im 16. Jahrhundert entstanden die bedeutendsten, wirklich volkstümlicher Volksbücher: «Fortunatus» (1509), «Ulenspiegel» (1515), «Faust» (1587), «Lalebuch» (1597, später «Schildbürger»), «Siegfried» (Erstdruck 1726). Im 17. /18. Jahrhundert von den Gelehrten verachtet, erhielten sich die Volksbücher in bäuerlichen-plebejische Schichten. Im Sturm und Drang und in der Romantik wurden sie wiederentdeckt, gesammelt, dramatisiert und nacherzählt (J. Görres, L. Tieck, G. Schwab). F. Engels («Die deutschen Volksbücher», 1839) unterschied zwischen «Leidens- und Duldergeschichten» und zur Veränderung der Welt anregenden Volksbücher.