Tracht

Tracht: (zu «tragen»)

1. Ackerbau: ältere Bezeichnung für die Anbaufolge landwirtschaftliche Kulturen nach einer Stalldunggabe. In erster Tracht werden auf frisch mit Stalldung versorgtem Boden zum Beispiel Hackfrüchte (Humuszehrer), in zweiter Tracht, also im nachfolgenden Anbaujahr, zum Beispiel Getreidearten angebaut.

2. Biologie: Erscheinungsform eines Tieres in Beziehung zur Umwelt. Die Tarntracht (Verbergetracht, Umgebungstracht) basiert auf der sich der Umgebung anpassenden Farbe und Zeichnung des Tieres und schützt vor Feinden (zum Beispiel weißer Schneehase im hohen Norden). Bei der Schrecktracht und Warntracht wird durch auffällige Farben oder Form des Tieres der Feind erschreckt oder gewarnt (zum Beispiel werden schwarzrot gefärbte Feuerwanzen von Insektenfressern gemieden).

3. Imkerei: der von Honigbienen eingetragene Nektar, Honigtau und Pollen, auch das Angebot der Blüten an Nektar und Pollen.

4. Kristallographie: Kristall.

5. Volkskunde: in verschiedenen historischen Zeitabschnitten (besonders im Feudalismus) herausgebildete Kleidung spezifischer Gruppen, die, ohne Uniform zu sein, als Norm galt, zum Beispiel Berufstracht der Bergleute, der Zimmerleute; Amtstracht der Richter, Ordenstracht der Mönche, jeweils stadttypische Bürgertrachten, wie sie sich besonders im 16. Jahrhundert ausprägten; Volkstrachten sind regional- (zum Beispiel Spreewälder, Schwarzwälder, Altenburger Tracht) oder nationaltypischen (zum Beispiel Holländertracht) Kleidungssitten.