Nerven

Nerven: (lateinisch griechisch) durch Bindegewebe umhüllte Bündel von Nervenfasern (Nervenzelle), die die Organe mit dem Zentralnervensystem verbinden. Die afferenten (aufsteigenden) Nervenfasern leiten von der Peripherie zum Zentralnervensystem (Leitung von Empfindungen durch sensible oder bei Erregungen, die von Sinnesorganen kommen, sensorische Nervenfasern), die efferenten (absteigenden) Nervenfasern vom Zentralnervensystem zur Peripherie (Leitung von Erregungen zur Muskulatur durch motorische oder zu Drüsen durch sekretorische Nervenfasern).

Nervenendkörperchen: meist von Bindegewebe organartig umhüllter Beginn der afferenten Nervenfasern, zum Beispiel Muskel- oder Sehnenspindeln und Lamellenkörperchen.

Nervenentzündung, Neuritis: entzündliche Erkrankung eines peripheren Nervs durch Allergie, toxische oder mechanische Schädigung. Die Nervenentzündung verursacht Sensibilitätsstörungen, Schmerzen, Muskellähmungen und -schwund. Die Entzündung mehrerer Nerven wird als Polyneuritis bezeichnet.

Nervengifte: im weiteren Sinne alle Gifte, die das Nervensystem akut oder chronisch schädigen; im eigentlichen Sinn entsprechende chemische Kampfstoffe, zum Beispiel Phosphorsäureester-Kampfstoffe. Industriell bedeutsame Nervengifte sind Tetraäthylblei sowie einige quecksilberorganische Saatgutbeizmittel.

Nervenkrankheiten: pathologisch-anatomisch nachweisbare organische Erkrankungen des Zentralnervensystems oder der peripheren Nerven infolge Entzündung, Vergiftung, mechanische Einwirkung, Degeneration oder Geschwulstbildung.

Nervenschnitt, Neurektomie: Veterinärmedizin operative Entfernung eines Nervenstückes. Häufiger Eingriff beim Pferd an den Gliedmaßen infolge unheilbarer chronisch-aseptischer Erkrankungen der Zehengelenke.

Nervensystem: Gesamtheit der untereinander verbundenen Nervenzellen, die morphologisch und funktionell eine Einheit darstellen. Das Nervensystem dient der Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung von Reizen beziehungsweise Erregungen. Das Nervensystem der Wirbeltiere und des Menschen ist am höchsten entwickelt, nach der Lage gliedert man in zentrales Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) und peripheres Nervensystem, nach der Funktion in animales Nervensystem (dem Willen unterworfenes, willkürliches Nervensystem) und in vegetatives Nervensystem (unwillkürliches, autonomes, dem Willen nicht unterworfenes Nervensystem); beide sind eng miteinander verknüpft.

Nervenzelle, Neuron, Ganglienzelle, Neurozyt: morphologische und funktionelle Einheit des Nervensystems. Die Nervenzelle besitzt die Fähigkeit der Erregbarkeit, der Erregungsleitung und der Erregungsverarbeitung. Sie besteht aus dem zellkernhaltigen Teil (Perikaryon) und den von hier ausgehenden verschieden langen Fortsätzen, den Dendriten und den Neuriten. Nach der Zahl der Fortsätze sind unipolare Nervenzelle, bipolare Nervenzelle und multipolare Nervenzelle zu unterscheiden. Dendriten stellen meist kurze Ausläufer dar, sie enthalten ebenso wie der Zelleib Neuroplasma, Neurofibrillen, Mitochondrien und Nissl-Schollen. Der Neurit (Axon, Achsenzylinder) besitzt keine Nissl-Schollen, ist von feiner Markscheide (Myelinscheide) umgeben und wird als Nervenfaser bezeichnet. Die Markscheide wird von Gliazellen (Oligodendrozyten, Schwannsche Zellen) gebildet. An den Berührungsstellen (Ranviersche Schnürringe) der Gliazellen scheint der Markmantel unterbrochen, die Nervenfaser segmentiert. Nach dem Myelingehalt werden markhaltige (A-Fasern), markarme (B-Fasern) und marklose (C-Fasern) Nervenfasern unterschieden, die die Erregungen unterschiedlich schnell fortleiten. An den Berührungsstellen der Nervenzelle (Synapsen) beziehungsweise den Kontaktstellen zum Erfolgsorgan werden bei der Übertragung der Erregung chemischer Substanzen (Transmitter) freigesetzt.

Nervismus: Lehre von der führenden Rolle des Nervensystems für alle im Organismus ablaufenden Prozesse.

Nervosität, Nervenschwäche: mangelhafte psychisch-nervliche Belastbarkeit mit verstärkter Erregbarkeit des Nervensystems infolge körperlicher und geistiger Überbelastung, falscher Lebensgewohnheiten, Missbrauchs von Genussmitteln unter anderem; Symptome der Nervosität sind Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, funktionelle Störungen im Bereich des Gefäß- und Verdauungssystems.

Nervös: das Nervensystem betreffend; nervenschwach, leicht reizbar.