Fotografie

Fotografie, Lichtbildnerei: Sammelbezeichnung für alle Verfahren, ein durch Strahlung, im eigentlichen Sinn durch Licht des sichtbaren Spektralbereichs, erzeugtes reelles Bild auf lichtempfindlichen Schichten mittels Kamera festzuhalten. Die vielseitige Anwendung beruht hauptsächlich auf:

a) unübertroffener Wiedergabegenauigkeit und unübertroffenem Informationsgehalt;

b) der Aufzeichnungsmöglichkeit von Teilen des unsichtbaren Spektralbereichs des Lichts unter anderem elektromagnetische Wellen;

c) der Möglichkeit extremer Belichtungszeiten;

d) der Wiedergabe nach den Gesetzen der Perspektive;

e) der Einsatzmöglichkeit für Dokumentationszwecke;

f) einfacher Handhabung der Aufnahmeapparaturen beziehungsweise Verarbeitung der fotografischen Materialien. künstlerische Fotografie: spezielles Anwendungsgebiet der Fotografie, in dem das fotografische Bild Ergebnis eines ästhetisch-schöpferischen Prozesses ist und neben seinem dokumentarischen Gehalt subjektbezogene Aussagen über das Sujet enthält. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert wurde die klassische Fotografie an den Gestaltungs- und Formprinzipien der klassischen bildenden Künste (zum Beispiel Malerei und Graphik) gemessen. Erst in den 20er und 30er Jahren dieses Jahrhunderts erschlossen vor allem Fotografen, die sich an der Neuen Sachlichkeit orientierten, die der Fotografie gemäßem Ausdrucksmittel für die künstlerische Gestaltung. Die gesellschaftliche Wertschätzung der k. Fotografie nimmt vor allem seit den 60er Jahren ständig zu (Publikationen, Ausstellungen). Die marxistisch-leninistische Kulturtheorie räumt der k. Fotografie in Abgrenzung zu den anderen bildenden Künsten entsprechend ihren Spezifika einen eigenen Standort und Wirkungsbereich ein. Entscheidend für die Einordnung der klassischen Fotografie in die bildenden Künste sind solche Kriterien wie die Erzeugung eines künstlerischen Bildes von der Wirklichkeit, die Abhängigkeit der Bilderzeugung vom subjektiven Standpunkt des Fotografen, das Vorhandensein einer ästhetischen künstlerischen Zielstellung. Sie kommt vor allem zum Ausdruck in der Wahl des Themas, Sujets und Motivs. Neben kommerziellen, wissenschaftlich-dokumentar. und individuell-memorialen (Erinnerungsfotografie) Aspekten werden so auch künstlerische Motivationen durch die klassische Fotografie realisiert. Spezielle Anwendungsbereiche sind Porträt-, Landschafts-, Architektur-, Live-, Kriegs-, Reportage- und Werbefotografie, Fotografik, Fotomontage unter anderem.

Fotografik: 1. Verbindung von Fotografie mit graphischen und typographischen Elementen.

2. Teilbereich der künstlerischen Fotografie, in dem entweder das fotografische Bild auf grafisch wirksame Hell-Dunkel-Kontraste reduziert oder der Einsatz der Fotografie auf eine Weise erfolgt, die dem der Graphik (insbesondere der Druckgraphik) ähnelt, fotografische Registrierung:

a) Aufzeichnung von Anzeigewerten eines Messinstruments als Funktion der Zeit;

b) fotografische Aufzeichnung der Schirmbilder eines Elektronenstrahloszilloskops.

Fotogeologie, Aerogeologie: Auswertung von Luftaufnahmen und Satellitenbildern, um Aussagen über geologischen Strukturen und Schichtgrenzen für die geologische Kartierung und zum Aufsuchen von Lagerstätten zu gewinnen; besonders in schwer zugänglichen Gebieten eine wichtige Erkundungsmethode.

Fotogrammetrie, Bildmessung: indirektes physikalisches Messverfahren zur Bestimmung von Form, Größe und Lage eines Objektes aus fotografischen Bildern. Die Photogrammetrie umfasst die Gewinnung geometrischer und semantischer Informationen durch die fotografische Aufnahme, deren Speicherung in einem Messbild, die Verarbeitung und Ausgabe als analoge oder digitale Daten. Für die terrestrische Erdbildmessung werden besondere Theodolite (Fototheodolite, Aufnahmekammern) verwendet. In der Aerophotogrammetrie oder Luftbildmessung nimmt man vom Flugzeug aus mit Aufnahmekammern Luftbilder (Messbilder) auf. Zur Auswertung von fotogrammetrischen Aufnahmen der Einbild- beziehungsweise Doppelbildmessung (zumeist Stereophotogrammmetrie) werden spezielle Auswertegeräte eingesetzt. Angewendet wird die Photogrammetrie vor allem bei der Herstellung topographischer Karten, seltener in der Ingenieurgeodäsie. Sie liefert Unterlagen für Forst-, Land- und Wasserwirtschaft, für Landesplanung, für Aufgaben der Architektur und des Bauwesens, für Altertumskunde, Kriminalistik, Maschinenbau, Medizin, für Bahnberechnung künstlicher Satelliten u. ä..

Fotokathode: dünne Metallschicht mit niedriger Austrittsarbeit auf der Glaswand von Fotozellen, Bildwandlern unter anderem, aus der bei Belichtung Elektronen austreten.

Fotokeramik: Vitrokeramik-Erzeugnisse, bei denen die für die Kristallisation erforderliche Keimbildung durch Fotoprozesse herbeigeführt wird. Fotokoagulation Lichtkoagulation.

Fotokopie: fotografische Wiedergabe von vorwiegend Schriftstücken oder Strichzeichnungen. Fotokopie werden vorzugsweise im Reflexverfahren hergestellt (Reflexkopie), je nach Arbeitsweise mit oder ohne Papiernegativ. Eine Fotokopie hat Urkundenwert.

Fotokopierlack: lichtempfindliche Lösung, die auf beliebige Materialien (zum Beispiel Metall, Glas, Plast) als dünne Schicht aufgebracht wird und nach dem Belichten durch ein Negativ (Schablone) und Entwickeln als Maske (zum Beispiel beim Atzen) dient. Je nach Reaktion auf Lichteinwirkung werden Negativfotokopierlack und Positivfotokopierlack unterschieden.

Fotodruck: (Kunstwort) Vervielfältigungsverfahren für Strichzeichnungen; Druckform ist eine gelatinebeschichtete Zinkplatte; nach Kontakt mit einem Blaupauspapiernegativ erfolgt Schichthärtung (und später Farbannahme) der druckenden Stellen.

Fotogen: für fotografische Aufnahmen besonders gut geeignet und bildwirksam.

Fotoemission: Elektronenaustritt aus Festkörpern unter Lichteinwirkung; siehe auch lichtelektrischer Effekt.

Fotolithographie:

1. Mikroelektronik: Mikrolithographie.

2. Polygraphie: Verfahren zur Druckformenherstellung für Zink- und Offsetdruck mittels Reproduktionsfotografie und anschließender manueller Retusche.

Fotomechanische Verfahren: Polygraphie nicht ganz exakte Sammelbezeichnung für alle auf fotochemischen Umsetzungen beruhenden Reproduktionsverfahren mit fotografischen und ätztechnischen Arbeitsgängen.

Fotomontage: Zusammensetzen von mehreren Fotografien oder Bildausschnitten mit Hilfe der Lichtmontage (im Kopier- beziehungsweise Vergrößerungsprozess) oder mit Hilfe der Klebemontage beziehungsweise kombiniert zu einem neuen Gesamtbild mit anderer Aussage. Die Anwendung erfolgt in der Werbung, Publizistik, politische Agitation unter anderem; als Schöpfer der politischen Fotomontage gilt J. Heartfield.

Fotoserie: Bezeichnung für eine Anzahl von Fotografien, die entweder im kausalen, lokalen, temporalen oder anderem Zusammenhang stehen. Es werden Fotoreihen (meist zeitlich oder lokal zusammengehörig, einzelne Phasen eines Ablaufs oder Details einer Erscheinung), Zyklen (Bilder mit kausaler Abhängigkeit), Reportagen (journalistische Form, Bilder mit unterschiedliche Wertig- und Gewichtigkeit) unterschieden. Fotoreihen und Reportagen übersteigen selten 6 bis 10 Einzelfotos; beim Zyklus hat sich eine Begrenzung nach oben nicht durchgesetzt.