Feudal

Feudal: («Vieh», «Vermögen») das Lehnswesen betreffend; adlig, junkerlich; aristokratisch; umgangssprachlich vornehm, herrschaftlich.

Feudale Abgaben: an den Feudalherrn beziehungsweise die Kirche zu entrichtende Tribute (Zehnt, Rente) der leibeigenen und abhängigen Bauern. Die feudalen Abgaben erfolgten in Natural- (Agrar- und Handwerksprodukten) oder in Geldform. Letztere wurde Ende des 17. Jahrhundert in Europa mit Ausbreitung der kapitalistischen Warenproduktion zur Hauptform.

Feudalgutstaat: Frühform des Feudalstaates (im Allgemeinen identisch mit einer Grundherrschaft), bei dem die inneren Funktionen, die der Sicherung der Klassenherrschaft des Adels dienten, von den Grundherren in ihren jeweiligen Herrschaftsbereichen weitgehend selbständig und unabhängig wahrgenommen wurden. Siehe auch Immunität 2.

Feudalherr: Vertreter der herrschenden Klasse im Feudalismus, der Eigentümer des Grund und Bodens war und von der Ausbeutung der abhängigen Bauern (Fron und Zins) lebte; übte die Gerichtsbarkeit über den Bauern aus. Feudalherr waren die Fürsten, die Vertreter des mittleren und niederen Adels und die grundbesitzende Geistlichkeit.

Feudalismus: ökonomische Gesellschaftsformation, die auf dem Eigentum der Feudalherren (Adel, Kirche) am größten Teil des Grund und Bodens und ihrer beschränkten Verfügungsgewalt über die hörigen und leibeigenen Bauern beruht. Die Klasse der Bauern, die Frondienste (Arbeitsrente) zu leisten, Naturalabgaben (Naturalrente) und später finanzielle Leistungen (Geldrente) zu entrichten hatte, wurde von der Klasse der Feudalherren ausgebeutet und unterdrückt. Neben dem feudalen Eigentum existierte im Feudalismus das individuelle Eigentum der Bauern und Handwerker an Produktionsmitteln. Der Feudalstaat diente der Erhaltung der Macht der Feudalklasse, der Unterdrückung der Bauern und Handwerker. Die herrschende Ideologie war die Religion. In den Feudalgesellschaften Europas spielte die Kirche eine besondere Rolle. Mit ihrem riesigen Grundbesitz, ihrer gut organisierten Hierarchie und ihrem geistigen Einfluss war sie die größte wirtschaftliche, politische und ideologische Macht des Feudalismus. Die christliche Religion diente dazu, den Feudalismus als gottgewollt zu rechtfertigen. Infolge der Entwicklung der Arbeitsteilung, des Anwachsens der Ware-Geld-Beziehungen und des Entstehens neuer Märkte erfuhren die Städte einen Aufschwung. In ihnen konzentrierten sich Handwerker und Kaufleute; Kooperation und Manufaktur bildeten sich heraus. Die Entwicklung der kapitalistischen Warenproduktion zersetzte die feudale Naturalwirtschaft. Die entstandene Bourgeoisie entwickelte sich zur führenden Klasse im Kampf gegen den Feudalismus und eroberte in der bürgerlichen Revolution die politische Macht. Sie stützte sich hierbei auf alle revolutionären, antifeudalen Kräfte des Dritten Standes.