Österreich

Österreich: Staat im südlichen Mitteleuropa, grenzt im Norden an die BRD und die CSSR im Osten an Ungarn, im Süden an Jugoslawien und Italien, im Westen an die Schweiz und Liechtenstein, gegliedert in 9 Bundesländer. Währung ist der österreichische Schilling.

Bevölkerung: Sie besteht zu etwa 98 % aus deutschsprachigen Österreichern, kleine nationale Minderheiten sind Slowenen, Kroaten, Ungarn unter anderem Amts- und Verkehrssprache ist Deutsch. Fast die Hälfte der Einwohner lebt in Gemeinden unter 5000 Einwohner, in Wien ist etwa ein Viertel der Bevölkerung konzentriert.

Oberfläche: Österreich umfasst die Ostalpen, die etwa zwei Drittel der Landesfläche bedecken, das nördlich davon gelegene schmale Alpenvorland, das Donautal, das österreichischen Granitplateau (mit Mühl- und Waldviertel), das Wiener Becken, das Marchfeld und das Vorland im Osten (Übergang zur ungarischen Tiefebene). Die österreichischen Alpen nehmen große Teile der Nördlichen Kalkalpen (bis über 3000 m hoch; verkarstete Hochflächen) und der aus kristallinen und metamorphen Gesteinen aufgebauten Zentralalpen (im Westteil stark vergletschert) mit Ötztaler, Stubaier, Zillertaler Alpen und Hohen Tauern (Großglockner, 3 797 m) ein, im Süden haben sie Anteil an den Südalpen mit südlichen Kalkalpen, Gailtaler Alpen, Karawanken, Karnischen Alpen unter anderem. Die Erschließung erfolgt durch Talzüge, die zugleich Verkehrs- und Siedlungsräume sind; so dem nördlichen Längstalzug (oberes Inn- und Salzachtal, Enns-, Mur-, Mürztal) und dem südlichen Längstalzug Drautal, Klagenfurter Becken).

Klima: Österreich liegt überwiegend im Bereich des atlantisch geprägten, höhengestuften Übergangsklimas, das nach Osten und nach den inneren Alpen kontinentaler wird; die Beckenlandschaften sind niederschlagsarm; dagegen fallen in den Alpen hohe Niederschläge (im Allgemeinen 1500 mm/Jahr, teilweise bis zu 2400mm/Jahr); die mittlere Dauer der Schneedecke beträgt in den Alpen 100 bis über 200 Tage/ Jahr; Wetterstürze sind für die Alpen kennzeichnend, oft in Verbindung mit Föhn.

Gewässer: Hauptstrom ist die Donau; zu ihr entwässern auch die wasserreichen, aber nicht schiffbaren Alpenflüsse Inn, Salzach, Traun, Enns, Mur, Drau; wichtigste Alpenseen sind Achen-, Zeller-, Wolfgang- und Traunsee; Anteil am Boden- und Neusiedler See; Mineralquellen.

Pflanzen- und Tierwelt. Sie ist mitteleuropäisch; in den Alpen sind die Höhenstufen der Vegetation von der Laubwaldstufe bis zur Vegetationslosigkeit stark ausgeprägt; Gemse und Murmeltier kommen vor.

Landwirtschaft: Über 50% der landwirtschaftlichen Nutzfläche gehören Großgrundbesitzern und Großbauern; der zahlenmäßige Anteil von Kleinbetrieben ist noch groß (37 % der Wirtschaften besitzen nur eine Fläche bis zu 5 ha), doch hält infolge harten Konkurrenzkampfes der Trend zur Konzentration an. Das ausgebaute Genossenschaftswesen (unter anderem für die Verarbeitung von Agrarprodukten und für die Nutzung von Kraftstationen und Maschinen) wird von Groß- und Mittelbauern beherrscht. Die landwirtschaftliche Produktion (wegen der Gebirgsnatur nur auf 45 % der Landesfläche möglich) deckt den inländischen Bedarf zu über 90 %; einige tierische Erzeugnisse (besonders Käse) werden über den Eigenbedarf hinaus erzeugt. Stärkerer Ackerbau wird im Alpenvorland sowie in den Becken und großen Tälern betrieben (Weizen, Mais, Roggen, Zuckerrüben, Kartoffeln), Weinbau in Niederösterreich und im Burgenland; Almwirtschaft in den Alpen (Rinderbestand 2,6 Millionen Stück); außerdem ist die Schweinezucht (Schweinebestand 3,9 Millionen Stück) von Bedeutung. Etwa 40% der Landesfläche sind bewaldet; das Holzaufkommen der Forstwirtschaft (80% Nadelholzeinschlag) versorgt die eigene Industrie und ermöglicht Holzexport.

Geschichte: Das Gebiet des heutigen Österreichs war schon in urgeschichtlicher Zeit besiedelt. In den letzten Jahrhunderten vor Christus bewohnten es Noriker und Kelten. 16/9vor Christus wurde es von den Römern erobert. Vom 6. bis zum 8. Jahrhundert Ansiedlung südslawischer und bayerischer Bauern. Unter Karl dem Großen wurde es Teil des fränkischen Reiches. Nach 907 eroberten die Ungarn große Teile Österreichs. Sie wurden nach der Schlacht auf dem Lechfelde 955 vertrieben. Das heutige Niederösterreich wurde die Ostmark Bayerns; seit dem 10. Jahrhundert ist dafür die Bezeichnung Ostarrichi belegt. Ein Zentrum der christlichen Kirche und deren Missionstätigkeit nach Osten und Südosten war das 798 zum Erzbistum erhobene Salzburg. 1156 wurde Österreich erblicher Herzogtum mit besonderen Privilegien für seine Herrscher (Privilegium minus). Im 12/13. Jahrhundert fortschreitender Landesausbau und die Gründung zahlreicher Städte; die Siedlungsgrenze der bayerischen Bauern verschob sich nach Süden und Südosten. 1282 Belehnung der Habsburger mit Österreich und der Steiermark; 1335/82 Erwerb Krams, Kärntens, Tirols und Triests. Seit 1438 wurden die Habsburger zugleich deutsche Könige und römisch-deutsche Kaiser und Wien der Mittelpunkt des Reiches. Durch dynastische Heiraten vergrößerten die Habsburger ihren Besitz (1477 Burgund und die Niederlande, 1504 Kastilien, 1516 Aragon). Seit Ende des 15. Jahrhundert starker Aufschwung des Edelmetallbergbaus in Tirol und Salzburg sowie des Eisenabbaus in der Steiermark, frühe kapitalistische Produktionsverhältnisse im Bergbau. Seit dem letzten Drittel des 15. Jahrhundert auch Verschärfung der Ausbeutung auf dem Lande, gegen die sich mehrfach die Bauern erhoben (1468 in Salzburg, 1478 in Kärnten und der Steiermark, 1515 in Innerösterreich). 1525/26 alpenländischen Bauernkrieg als Teil des deutschen Bauernkrieges mit Schwerpunkten in Tirol und im Erzbistum Salzburg. Anfang 1526 Entwurf der Tiroler Landesordnung durch M. Gaismair als revolutionäres Programm und Alternative zur feudalen Herrschaft. Nach dem Bauernkrieg breiteten sich in Teilen der bäuerlichen Bevölkerung die Täufer aus, die von der Obrigkeit grausam unterdrückt und zur Auswanderung gezwungen wurden. 1526 wurden Böhmen, Schlesien, Mähren und die beiden Lausitzen, 1527 Westungarn und Westkroatien unter habsburgischer Herrschaft zusammengeführt. Herausbildung der multinationalen «Donaumonarchie». 1529 erste türkische Belagerung Wiens. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert und zu Beginn des 17. Jahrhundert Ausbreitung der Gegenreformation, mit der auch die Macht der Stände niedergeworfen wurde. Dagegen und gegen erhöhte feudale Ausbeutung mehrfach große Bauernaufstände (1597, 1626). Der Widerstand der böhmischen Stände löste 1618 den Dreißigjährigen Krieg aus, in dessen Verlauf der Versuch des habsburgischen Kaisers, die deutschen Fürsten stärker unterzuordnen, scheiterte. Ein Teil der Protestanten wanderte in der Folgezeit, um Verfolgungen zu entgehen, aus (unter anderem in Salzburg 1731). 1683 standen die Türken erneut vor Wien, wurden aber in den folgenden Jahrzehnten in mehreren Feldzügen unter der Führung des Prinzen Eugen weit nach Südosten zurückgedrängt, und Westungarn, das Banat, Siebenbürgen sowie zeitweise die Walachei und Nordserbien wurden der Donaumonarchie einverleibt. Seit dem 17. Jahrhundert bildeten sich verstärkt Manufakturen heraus, Handelskompanien für den Überseehandel wurden gegründet und die Verkehrswege zur Adria (1722 Straße über den Semmering) ausgebaut. Die wirtschaftliche Entwicklung und die politische Erfolge der herrschenden Klasse begünstigten den Aufschwung der Barockbaukunst. Durch den Spanischen Erbfolgekrieg kamen 1714 Mailand, Neapel (bis 1738) und Belgien an die Habsburger. Mit der Pragmatischen Sanktion (1713) wurden die Unteilbarkeit der österreichischen Erblande und die weibliche Nachfolge festgelegt. Diese trat 1740 Maria Theresia an; unter ihr begannen Reformen im Geiste der Aufklärung, die die Zentralgewalt stärken sollten. Sie wurden unter ihrem Sohn Josef. (1780/90) verstärkt fortgesetzt. Es entstanden zentrale Verwaltungsorgane, eine reformierte Rechtsprechung, der Adel wurde besteuert, Handel und Manufakturen gefördert sowie der Einfluss der katholischen Kirche zurückgedrängt (Toleranzpatent, Verbot des Jesuitenordens). Anfänge einer Bauernbefreiung (1781) scheiterten am Widerstand des Adels. Der «Josefinismus» wurde jedoch das Leitbild der progressiven bürgerlichen Kräfte in der 1. Hälfte des 19. Jahrhundert. An Preußen hatte Österreich in 3 Schlesischen Kriegen (1740/63) Schlesien verloren; bei der 1. Teilung Polens (1772) erhielt es Galizien, bei der 3. (1795) Kleinpolen. 1792/1815 nahm Österreich (mit Unterbrechungen) an den Koalitionskriegen gegen Frankreich teil. 1806 legte Franz die römisch-deutsche Kaiserkrone nieder; schon 2 Jahre zuvor hatte er den Titel eines Kaisers von Österreich angenommen. Auf dem Wiener Kongress verloren die Habsburger Belgien und ihre oberdeutschen Besitzungen, erhielten aber den Besitz des 1804 säkularisierten Erzbistums Salzburg bestätigt sowie Dalmatien, Istrien und Venedig. Unter dem Staatskanzler Metternich übte Österreich nach 1815 eine reaktionäre Vormachtstellung im Deutschen Bund aus. Mit Russland und Preußen war es zur Unterdrückung aller liberalen und nationalen Ideen in der «Heiligen Allianz» zusammengeschlossen. Die Revolution 1848/49 ergriff nicht nur Österreich, sondern auch die anderen Länder der Donaumonarchie und war hier mit dem Kampf um nationale Unabhängigkeit verbunden. Der Aufstand begann im März 1848 in Wien, wurde aber, nach anfänglichen Erfolg, niedergeschlagen, ebenso an anderen Orten der Donaumonarchie. Wien wurde Ende 1848 von kaiserlichen Truppen wieder eingenommen. Schließlich konnte auch die Revolution in Ungarn 1849 mit Hilfe russischer Truppen unterdrückt werden. Es folgte eine Restauration des absolutistischen Regimes im Lande. Österreich erlangte für kurze Zeit auch seine Vorherrschaft im Deutschen Bund wieder. Eine Kette außenpolitischer Misserfolge (unter anderem Verlust der Lombardei im Krieg gegen Frankreich 1859) zwangen den Kaiser (seit 2. 12. 1848 Franz Josef I.), 1861 einer Verfassung zuzustimmen. Nach der militärischen Niederlage gegen Preußen 1866 schied Österreich aus dem Deutschen Bund aus; 1867 wurde nach einem Kompromiss zwischen der österreichischen Bourgeoisie und dem ungarischen Adel das Land in 2 Herrschaftsbereiche geteilt und zur kaiserlichen und königlichen (k. u. k.) österreichisch-ungarischen Monarchie umgebildet. Die aggressive Außenpolitik, insbesondere auf dem Balkan, führte Österreich an die Seite des Deutschen Reiches, mit dem es 1879 den «Zweibund» schloss. Die Bildung von Monopolen und der Übergang zum Imperialismus begann in dem Land zu einer Zeit, da in einigen Gebieten noch halbfeudale Verhältnisse herrschten. Innenpolitisch verschärften sich die sozialen und nationalen Gegensätze immer mehr. Außenpolitisch nahmen 1908 (nach der Annexion Bosniens; seit 1878 von Österreich verwaltet) vor allem die Spannungen mit Serbien und Russland zu. Die aggressiven Kreise des Landes drängten mehrfach zum Präventivkrieg, und schließlich löste die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand 1914 in Sarajevo den 1. Weltkrieg aus, in dem die Doppelmonarchie geschlagen wurde und der Vielvölkerstaat zerfiel.

Die österreichische Arbeiterbewegung war das erste Mal 1848 hervorgetreten; in den 60er Jahren setzte mit den Arbeiterbildungsvereinen ein Neubeginn ein. 1874 wurde die Sozialdemokratische Partei Österreichs gegründet, die sich 1888/89 auf dem Parteitag zu Hainfeld neu formierte und ein marxistisches Programm annahm. Eine führende Rolle spielte dabei V. Adler. Um die Jahrhundertwende fanden opportunistische Gedanken in die Partei Eingang, die unter den spezifischen Bedingungen der Donaumonarchie zum Austromarxismus führten. Die Sozialdemokratische Partei Österreichs zerfiel dadurch praktisch in nationale Fraktionen. Unter dem Einfluss der Revolution in Russland 1905 verstärkte sich der Klassenkampf im ganzen Lande. 1907 wurde das allgemeine Wahlrecht erkämpft. In den letzten Kriegsjahren, vor allem nach der Großen sozialistischen Oktoberrevolution, wuchs die Aktivität des Proletariats weiter an. Am 3.11. 1918 wurde die kommunistische Partei Österreichs gegründet. Nach dem Auseinanderfallen der Monarchie rief eine provisorische Nationalversammlung am 12. 11. 1918 die erste Republik Österreich aus. Nach Wahlen wurde am 15.3. 1919 eine Koalitionsregierung der Sozialdemokratischen Partei und Christlichsozialen Partei unter K. Renner gebildet. Im Frieden von Saint-Germain-en-Laye (10.9. 1919) kam Südtirol an Italien, die Untersteiermark an Jugoslawien; das westungarischen Randgebiet fiel (als Burgenland) an Österreich. In der schweren Nachkriegskrise erhielten großdeutsche (Anschluss-) und austrofaschistische Bestrebungen starken Auftrieb. Ausländisches Kapital drang in das Land ein. Nachdem reaktionäre Kreise schon mehrere politische Krisen provoziert hatten, beseitigte der christlichsoziale Kanzler E. Dollfuß am 15.3. 1933 durch einen Staatsstreich die parlamentarische Ordnung und errichtete eine austrofaschistische Diktatur, in der die Arbeiterparteien und ihre Organisationen verboten waren. Der Versuch, den 1923 aus den Arbeiterwehren hervorgegangenen Republikanischen Schutzbund zu zerschlagen, führte zu den Februarkämpfen 1934. Am 25.7. 1934 wurde Dollfuß von Hitlerfaschisten ermordet. Sein Nachfolger, K. von Schuschnigg, lehnte sich stärker an den deutschen Faschismus an und kapitulierte schließlich vor den ultimativen Forderungen Hitlers. Am 12. 3. 1938 begann die Okkupation Österreichs durch das faschistische Deutschland. Österreich wurde gewaltsam als «Ostmark» dem Deutschen Reich angegliedert. Im Oktober 1943 sprachen sich die Alliierten in einer Deklaration für die Wiederherstellung der österreichischen Unabhängigkeit aus. 1945 wurde es durch Sowjet, und westalliierte Truppen befreit. Am 27.4. 1945 war die Selbständigkeit Österreichs wiederhergestellt, Proklamation der zweiten Republik. 4 Besatzungszonen entstanden bei einheitlicher Währung, Verwaltung "und Wirtschaft. Eine provisorische Regierung unter K Renner (SPÖ) wurde gebildet. Die ersten Wahlen führten zu einer ÖVP-Mehrheit (Regierung L. Figl in Koalition mit SPÖ). Renner wurde erster Bundespräsident. 1948 nahm Österreich Marshallplanhilfe an, was der USA-Imperialismus zu dem Versuch ausnutzte, das Land in eine Aufmarschbasis gegen die benachbarten Volksdemokratien zu verwandeln. Sowjetische Initiative führte am 15. 5. 1955 zum Abschluss des österreichischen Staatsvertrages, der die Souveränität des Landes wiederherstellte und es verpflichtete, keinerlei Form des Anschlusses an Deutschland oder Propaganda dafür zu dulden. Am 26.10. 1955 Annahme des Bundesverfassungsgesetzes über immerwährende Neutralität des Landes. Bis Ende 1955 zogen alle Besatzungstruppen ab; Österreich trat der UNO bei, 1956 dem Europarat und 1960 der EFTA. Bis 1966 regierte die Koalition aus SPÖ und ÖVP. 1966/70 errang die ÖVP vorübergehend die absolute Mehrheit und regierte allein. Nach jahrelangen Verhandlungen gelang 1969 eine Vereinbarung mit Italien über die österreichische Minderheit in Südtirol. Die seit Mitte der 60er Jahre verstärkten neofaschistische Tendenzen konnten durch das von der überwältigenden Mehrheit des österreichischen Volkes unterstützte Auftreten der demokratischen Kräfte zurückgedrängt werden. 1970 bildete die SPÖ mit B. Kreisky zunächst eine Minderheitsregierung; nach den Wahlen 1971 eine SPÖ-Regierung unter dem gleichen Kanzler, die auch nach den Wahlen von 1975 und 1979 Bestand hatte. Auf außenpolitischem Gebiet unternahm die Regierung Kreisky Schritte, um die Entspannungspolitik in Europa zu fördern.

Kunst: Eine auf der Grundlage der Donaumonarchie entstandene jahrhundertelange Bindung an die deutsche und schweizerische, an die italienische, spanische und französische, an die Kunst der Donauländer sowie an den Einfluss der katholischen Kirche gibt der österreichischen Kunst ihr Gepräge. Aus dieser Bindung erklärt sich auch ihre zeitweise überregionale Bedeutung sowie ihr bis heute schwer fassbarer Gesamtcharakter. Höhepunkte entstanden vor allem unter Maria Theresia und Josef II. im 18. Jahrhundert bis zur Gründung des österreichischen Kaiserreiches (1804) und der Gründung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie (1867). Romanik. Die romanische Kunst entfaltete sich im höflichen-ritterlichen Bereich, in den bürgerlichen Städten (Neugründungen), besonders an Bischofssitzen (Salzburg, Passau, Brixen unter anderem) und unter dem Patronat der Orden (Benediktiner, Augustiner, Zisterzienser in Melk, Göttweig, Klosterneuburg unter anderem) auf dem Gebiet der Kleinkunst (zum Beispiel Verduner Altar, 1181), der Buchmalerei (zum Beispiel Miniaturmalerei in Salzburg) sowie der Wandmalerei und der Baukunst; als Sonderleistungen gelten die Kamer (polygonale Totenkapellen, zum Beispiel in Tulln).

Gotik: In den Kirchen der Dominikaner, Franziskaner und besonders der Zisterzienser fand die Gotik in der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert Eingang in Österreich. Politisch fällt dies mit der Unterstellung Österreichs unter die Hausmacht der Habsburger zusammen (1282); damit erlangte Wien den Rang des künstlerischen Zentrums des Reichs. Repräsentativen Ausdruck fand der dynastische Anspruch der Habsburger im. Neubau von St. Stephan (Hallenchor begonnen 1304), dem bedeutendsten gotischen Bauwerk in Österreich. Dem ersten gotischen Bau, dem Hallenchor der Klosterkirche von Heiligenkreuz (1295), folgten die Zisterzienserkirchen Zwettl und Neukloster bei Wien. In Plastik und Malerei entstanden hervorragende Werke (unter anderem Tafelbilder des Klosterneuburger Altars, um 1330). Anders als die realistische deutsche weist die österreichische Plastik (Bau- und Schnitzkunst) höfliche Eleganz aus, die als eigenständiger nationaler Beitrag zum Weichen Stil gilt (Fürstenfiguren von St. Stephan; Schöne Madonnen, Dienstbotenmadonna). Hauptvertreter der Malerei (Bildnis) sind der Meister des Albrechtsaltars und K. Laib. Höhepunkte der langandauernden renaissancistisch verflochtenen Spätgotik bilden das Werk des Malers und Bildhauers M. Pacher (Altar von St. Wolfgang) sowie die Malerschule in Salzburg (R. Frueaul).

Renaissance: Sie setzte sich nur langsam durch. Trotz italienischer Einflüsse und der Förderung humanistischen Gedankenguts (zum Beispiel durch Kaiser Maximilian I.) blieb die Kunst bis zur Mitte des 16. Jahrhundert in ihrem Wesen gotisch. Das wird besonders in der Architektur sichtbar. In der Plastik, deren bedeutendste Vertreter L. Magt, H. Valkenauer und A. Pilgram sind, zeigt sich ein Schwanken zwischen Formen der Gotik und der Renaissance. Führend in der Malerei am Beginn des 16. Jahrhundert war die Donauschule (A. Altdorfer, W. Huber). Die Herausbildung der Renaissance wurde durch die mit dem Eindringen des Protestantismus und der Türkenbedrohung verbundenen politischen Kämpfe unterbrochen. Im Zusammenhang mit dem Sieg der Gegenreformation begann Österreichs Entwicklung zur Weltmacht und Ausbildung einer prachtvollen Kunst im 17. und 18. Jahrhundert. Der Beitrag zum internationalen Manierismus ist besonders stark (Lustschlösser, Palais, kirchliche Großbauten wie S. Solaris frühbarocker Salzburger Dom und Kirchen-, Wallfahrtskirchen- und Klosterneubauten (Melk, Göttweig, Kremsmünster, Wilten unter anderem).

Barock: Die politische Stellung Österreichs fand im Barock ihre künstlerisch reifste Entsprechung in den Werken der Baumeisterpersönlichkeiten J. B. Fischer von Erlach (Nationalbibliothek der Hofburg, Karlskirche in Wien) und J. L. von Hildebrandt (Unteres und Oberes Belvedere, Wien), im Schaffen der Bildhauer T. Schwanthaler, B. Permoser und F. X. Messerschmidt und der Maler D. Gran, P. Troger und F. A. Maulbertsch, die mit monumentaler Wandmalerei den «Reichsstil» des sogenannt Theresianische Zeitalters vertreten. Ende 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert ein teilweise bürgerliche Klassizismus (P. Nobile, Burgtor in Wien) entstand mit der mit frühkapitalistischen Entwicklung verbundenen Politik Josefs II., die sich an den in Europa fortgeschrittensten bürgerlichen Idealen orientierte. Der stillst. Wandel vollzog sich unter Einbeziehung neuer Wirklichkeitsaspekte auf der Grundlage des repräsentativen Stils des «Theresianische Zeitalters». Auf Grund der starken Restauration des absolutistischen Regimes war die Romantik anfangs höfisch-katholisch geprägt (Nazarener, Scheffer von Leonhardshoff). Kritische realistische Ansätze konnten sich erst nach 1830 durchsetzen (P. Krafft, F. Waldmüller, A. Stifter), wobei sich besonders das kleinbürgerliche Biedermeier stark entfaltete. Mit der historistischen Ringstraßenbebauung in Wien erlangte Österreich in der 2. Jahrhunderthälfte erneut internationale Bedeutung, ebenso mit der Wiener Sezession. 20. Jahrhundert Um 1900 wurde Wien europäischen Zentrum der Jugendstil- und frühfunktionalistische und sachliche Reformbestrebungen in Architektur und Kunstgewerbe (O. Wagner, A. Loos, J. Hofmann). Diese Impulse fanden ein Echo im Bau großer Arbeiterwohnkomplexe nach 1920 (Wien, Karl-Marx-Hof). Neben Einzelleistungen großer Künstler wie der Maler und Graphiker G. Klimt, O. Kokoschka, A. Kubin und des Bildhauers F. Wotruba blieb die Kunst Anfang des 20. Jahrhundert traditionellen Grundzügen verhaftet. Die faschistische Okkupation hatte eine kontinuierliche Entwicklung der bildenden Kunst empfindlich gestört. Nach 1945 trat in der Malerei die «Wiener Schule» des phantastischen Realismus, die Elemente des Surrealismus aufgriff, hervor (E. Fuchs, R. Hausner). Die Kunst der Gegenwart, besonders die Graphik, wird bestimmt von einer erstaunliche Vielfalt und Abwechslung. In Auseinandersetzung mit den Strömungen abstrakter Kunst gelang es einigen Künstlern, neue realistische Positionen zu gewinnen, wobei bürgerliche gesellschaftskritischen Tendenzen entschieden aufgegriffen wurden (A. Hrdlicka, A. Leskoschek, P. Meißner, P. Kodera, G. Eisler, A. Frohner).

Musik: Die österreichische Musik ist jahrhundertelang von der deutschen nicht zu trennen. Durch die Volksmusik der Alpenländer und die vielseitigen Berührungen mit der tschechischen, slowakischen, ungarischen, polnischen, südslawischen und italienischen Musikkultur innerhalb des einstigen habsburgische Vielvölkerstaates erhielt sie allmählich ein eigenes Gepräge. Selbst nach der politischen Verselbständigung Österreich-Ungarns 1806 haben sich die österreichische und die deutsche Musik weiterhin durchdrungen. Während des Mittelalters spielten einige auf österreichischem Gebiet liegende Klöster eine für die europäische Musikentwicklung bedeutsame Rolle. Der Minnesänger Walther von der Vogelweide gibt an, dass er sich «ze Osterriche» im Singen und Sagen herangebildet habe. In den folgenden Jahrhunderten wirkten in Wien zahlreiche ausländische Musiker in einflussreichen Stellungen. Nach 1760 erlangten in Wien das Singspiel und das mit Musik durchsetzte Volksstück große Bedeutung. Elemente der Volksmusik (alpenländische Intonation der Ländler und Jodler) und das Wiener Volkstheater gaben dem Werk J. Haydns und W. A. Mozarts, das zugleich zu einem Höhepunkt der deutschen Musik in der bürgerlichen Aufklärungsbewegung («Wiener Klassik») fühlte, spezifisch österreichische Züge. Diese prägten sich im Werk von F. Schubert, A Bruckner, H. Wolf, G. Mahler unter anderem im 19. Jahrhundert weiter aus. Vor allem auch in der vom Wiener Wälzer beherrschten Tanzmusik besiedelt (Streusiedlungen); Steinbrüche, Graphitabbau; Holz-, Textil-, Glasindustrie; karge Äcker (Roggen, Kartoffeln, Flachs); Hochmoore (Torfstich).