Ästhetik

Ästhetik: (griechisch aisthesis, «Wahrnehmung», ursprünglich Lehre von der Erkenntnis durch sinnliche Wahrnehmung) philosophische wissenschaftliche Disziplin, die die allgemeinsten Gesetzmäßigkeiten der ästhetischen Aneignung der Wirklichkeit erforscht. Diese entfalten sich im sinnlich-wertenden, von unmittelbaren Nützlichkeitsinteressen relativ freien, universellen Verhältnis der Individuen zur sozial bedeutsamen Form von Erscheinungen und Gegenständen und bringen die dieses Verhältnis vermittelnden Werturteile und Normen (schön hässlich, erhaben niedrig, tragisch komisch) in ihren objektiven und subjektiven Aspekten hervor. Die marxistisch-leninistische Ä. verallgemeinert die Ergebnisse der mit den Kunstgattungen befassten Einzelwissenschaften und wird somit methodologisch und sozial-programmatisch wirksam. Philosophisch-ästhetische Grundfragen solcher Art sind alle das soziale Wesen der Kunst betreffenden Probleme (unter anderem ästhetische Wesen und gesellschaftliche Funktion der Kunst, Fragen der künstlerischen Methode, der künstlerischen Wahrheit, Parteilichkeit und Volksverbundenheit) sowie alle ästhetischen Beziehungen des außerkünstlerischen Bereichs der menschlichen Praxis (Formgebung, Umweltgestaltung). Geschichtliche Ästhetische Normen entstanden mit der menschlichen Produktion schlechthin; zusammen mit der Philosophie kamen Reflexionen über ästhetische Probleme auf. In der Antike waren insbesondere die Leistungen Platons und Aristoteles’ von Bedeutung; ab da finden sich praktisch in den Werken aller bedeutenden Philosophen Überlegungen zu ästhetischen Problemen, die diesen Aspekt der menschlichen Beziehungen im Sinne der jeweils vertretenen Klasse interpretierten. Neben Renaissance, Aufklärung und Klassizismus wurde vor allem die klassische deutsche Philosophie zur theoretischen Quelle der marxistisch-leninistischen Ästhetik (Kant, Schelling, Hegel). Ihre historische Leistung bestand in der idealistischen Herausarbeitung der Bedeutung menschlicher Subjektivität im Zusammenhang mit objektiven Faktoren für die Herausbildung der ästhetischen Beziehung.

ästhetisch: angenehm, schön, formvollendet. Das Ästhetische als Gegenstand der Ästhetik ist eine spezifische Form der Aneignung der Wirklichkeit. Als ä. bezeichnet man das in der Kunst und außerhalb dieser emotional-wertende Verhalten gegenüber sinnlich-konkreten Erscheinungen der Natur und Gesellschaft, in dem diese gefühlsmäßig erlebt und bewertet werden (schön, hässlich, tragisch, komisch, erhaben, niedrig und so weiter).

ästhetische Bildung und Erziehung: Bestandteil der allseitigen kommunistischen Erziehung der Kinder und Jugendlichen; gerichtet auf das Erkennen, Erleben und Verstehen des Schönen, auf das Streben, Schönes zu schaffen und zu erhalten sowie auf das Ausbilden schöpferischer Fähigkeiten und Fertigkeiten auf künstlerischen Gebiet. Die ä. B., die in besonders engem Zusammenhang mit der intellektuellen, ideologischen und moralischen Erziehung steht, wird im Unterricht der sozialistischen Schule in den Fächern Sprache und Literatur, Kunst- und Musikerziehung und darüber hinaus in allen Fächern als Prinzip verwirklicht.

Ästhetizismus: formalistische Lebens- und Kunstanschauung, die alle Lebensbereiche primär als Objekt ästhetischen Genusses betrachtet und die gesellschaftlichen Bindungen der Kunst leugnet; tritt in sozialen Niedergangsphasen auf.