Praxisjahr als Orientierungshilfe nutzen

Praxisjahr

Der Schulabschluss ist geschafft, die weite Welt steht offen - doch viele Schulabgänger wissen nicht, wohin die Reise gehen soll. Ein Praxisjahr kann Unentschlossenen dabei helfen, sich selbst und das Leben außerhalb des Klassenzimmers besser kennenzulernen. Um hinterher nicht genauso planlos dazustehen wie zuvor, sollten junge Leute sich aber gut überlegen, wie sie ihre neue Freiheit sinnvoll zur Orientierung nutzen.

Ein Jahr lang als Freiwilliger Gutes tun

Über 50.000 junge Menschen setzen jedes Jahr ihre Arbeitskraft als Freiwillige ein. Der Großteil davon entscheidet sich für einen Bundesfreiwilligendienst oder für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Beide Formate eignen sich insbesondere für Schulabgänger, die einen Berufsweg im Sozial- oder Gesundheitswesen erwägen und ausloten wollen, ob sie mit den physischen und psychischen Anforderungen eines solchen Arbeitsalltags zurechtkommen. Wer seine Interessen eher in den Bereichen Naturschutz, nachhaltige Landwirtschaft und Umweltbildung sieht, kann sich in einem Freiwilligen Ökologischen Jahr engagieren. Seit einigen Jahren können Interessierte ihr FSJ außerdem in den Rubriken Kultur, Denkmalpflege, Sport oder Politik verbringen. In allen staatlich geförderten Programmen sind die Freiwilligen versichert und kindergeldberechtigt, außerdem erhalten sie pädagogische Begleitung und eine Aufwandsentschädigung.

Im Ausland den Horizont erweitern

Ein Auslandsaufenthalt fördert die persönliche Reife, verbessert Sprachkenntnisse und wertet den Lebenslauf für spätere Bewerbungen auf. Allerdings: Ein Jahr in der Hängematte ist für die berufliche Selbstfindung wenig förderlich. In einem Work & Travel-Programm lassen sich hingegen die unterschiedlichsten Arbeitswelten erkunden: traditionell in Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und Landwirtschaft - mit etwas Eigeninitiative aber auch in exotischeren Bereichen. Für längere Zeit in eine bestimmte Branche hineinschnuppern kann man im Rahmen eines Auslandspraktikums. Zahlreiche private Anbieter helfen bei der Vermittlung ins Wunschpraktikum. Auch im Ausland sind zudem Freiwilligendienste möglich: Ganz Mutige können sich so auch in Berufen ausprobieren, in denen dies in Deutschland ohne Vorkenntnisse nicht möglich wäre, z. B. als Englischlehrer/in in einem Entwicklungsland.

Überbrückungsphasen nutzen!

Überbrückungsphasen sollten immer sinnvoll genutzt werden. Sie zeigen einem neuen Arbeitgeber, dass ein Azubi nicht einfach die Zeit vergeudet, sondern auch in freien Zeiten etwas für seine berufliche Ausbildung oder die persönliche Weiterbildung macht.

Wann treten Überbrückungsphasen auf?

Überbrückungsphasen können zum Beispiel direkt nach Abschluss der Schule auftreten. Ist im Juli die Schule beendet und startet die Ausbildung erst zum September, so sind hier mindestens vier Wochen Freizeit vorhanden. Diese können natürlich als letzte große Ferien genutzt werden. Sinnvoller kann es aber sein, zumindest ein zweiwöchiges Praktikum einzuplanen. Eventuell gewährt dieses schon der Ausbildungsbetrieb. So hat ein zukünftiger Azubi die Möglichkeit, direkt in das Unternehmen hineinzuschnuppern. Überbrückungsphasen können aber auch nach der Ausbildung auftreten. Zum einen, wenn eine Ausbildung beendet ist und nicht direkt im Anschluss eine Berufsanstellung gefunden wurde. Zum anderen beim Abbruch einer Ausbildung, wenn noch keine neue Ausbildungsstelle vorhanden ist.

Was tun in den Überbrückungsphasen?

Überbrückungsphasen eignen sich hervorragend für Praktika. Da diese Zeiten meist begrenzt sind, lassen sich auch mehrere Praktika durchführen. So können verschiedene Berufe in den Grundzügen entdeckt werden.
Vielleicht ist die Überbrückungsphase auch ein wenig länger und es wird eine Zeit beim Bundesfreiwilligendienst abgeleistet. Soziale Aktivitäten sind von vielen Arbeitgebern gern gesehen. Überbrückungsphasen können aber auch für die persönliche Weiterbildung genutzt werden. Wer zum Beispiel im Rahmen eines Fernstudiums einen weiteren Abschluss anstrebt, kann die freie Zeit nach Schule oder Ausbildung sehr gut zum Lernen nutzen.
Eventuell wird die Zeit auch für eine gänzlich neue berufliche Orientierung genutzt. Stellt sich nach Beendigung einer Ausbildung heraus, dass aus der Überbrückungsphase wahrscheinlich eine Zeit der Arbeitslosigkeit wird, kann eine Neuorientierung sinnvoll sein. Ob hier eine erneute Ausbildung in Erwägung gezogen wird oder doch eher ein Studium, hängt von den persönlichen Interessen und schulischen Voraussetzungen ab. Berufsausbildungstests können auch in dem Falle noch einmal hilfreich sein.