Zeit

Zeit:

1. Philosophie: Raum und Zeit.

2. Physik: Grundgröße, die die Bewegung als Existenzform der Materie widerspiegelt, Zeichen i, SI-Einheit Sekunde(s). In der nichtrelativistischen Physik wird die Zeit nach I. Newton als absolute Zeit, das heißt unabhängig von der Materie und deren Bewegung gleichmäßig verfließende Zeit, mit eindeutiger Kausalordnung, das heißt einer «früher-später»-Relation, angesehen. Von A Einstein wurde die Relativität der Gleichzeitigkeit auf Grund der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts und aller Wirkungen sowie die daraus folgende untrennbare Verknüpfung von Raum und Zeit zum Raum-Zeit-Kontinuum der Speziellen Relativitätstheorie erkannt; die Allgemeine Relativitätstheorie zeigte schließlich die wechselweise Bedingtheit der Geometrie des Raum-Zeit-Kontinuums und der Materieverteilung und deren Bewegung. Die Auszeichnung einer Zeitrichtung, die sich in der Nichtumkehrbarkeit (Irreversibilität) aller realen makroskopischen Prozesse ausdrückt, wird durch den Entropiesatz (Entropie) widergespiegelt. Lange konnte für mikroskopische Prozesse wegen der Invarianz aller für sie bekannten Grundgesetze gegenüber Zeitumkehr (t—> -1) keine Zeitrichtung ausgezeichnet werden. Die 1964 entdeckte Verletzung der CP-Parität (Parität) wird jedoch heute als Verletzung der Zeitumkehr und damit als Auszeichnung der Zeitrichtung bei Mikroprozessen gedeutet.

Zeitalter: größerer Zeitabschnitt, der durch eine besonders markante Entwicklung geprägt ist, zum Beispiel Zeitalter der wissenschaftlich-technischen Revolution. Siehe auch Ära. In der orientalischen und griechischer Sage Periodeneinteilung, die auch von den Römern übernommen wurde. Meist werden 4 Zeitalter nach Metallen (als Wertsymbole) genannt: Goldenes, Silbernes, Bronzenes, Eisernes Zeitalter, für die in steigendem Maße sittlicher Verfall, Krieg und Not charakteristisch sind.

Zeitanalysator: Gerät zur Messung von Zeiten im Nano- bis Millisekundenbereich, zum Beispiel der Lebensdauer kurzlebiger Radionuklide oder isomerer Kernzustände. Die Zeitmessung erfolgt entweder durch die Zählung der Taktimpulse eines Hochfrequenzgenerators oder mittels eines Zeitkonverters mit nachfolgendem Impulshöhenanalysator. Zeitansager 1 sprechende Uhr.

Zeitaufnahme: fotografische Aufnahme, bei der der Verschluss auf «Zeit» (B oder T) gestellt ist, so dass eine beliebig lange Belichtungszeit gewählt werden kann. Siehe auch Momentaufnahme.

Zeitdilatation: Folgerung aus der Speziellen Relativitätstheorie, wonach für einen ruhenden Beobachter B die Dauer A eines Vorgangs oder Prozesses P, zum Beispiel der Gang einer Uhr, «gedehnte erscheint, wenn sich P gegenüber B mit der Geschwindigkeit v bewegt. Hierbei ist At die Dauer von P im Ruhsystem (v = 0) und c die Vakuumlichtgeschwindigkeit.

Zeitfahren: Radsport Geschwindigkeitswettbewerb auf Bahn oder Straße für Einzelfahrer (Einzelzeitfahren) oder Mannschaften (Mannschaftszeitfahre meist Vierermannschaften). Im Bahnradsport wird das 1000-m-Einzel-Zeitfahre und das 4000-m-Mannschaftszeitfahre im Einzelstart absolviert. Bekanntestes Zeitfahren im Straßenradsport ist das 100-km-Mannschaftszeitfahre; die Startfolge beträgt mindestens 1 min zwischen den Einzelfahrern beziehungsweise Mannschaften.

Zeitgeschichte: Gegenwartsgeschichte im Sinne des jeweils ablaufenden historischen Prozesses, beginnend mit der letzten allgemein erkennbaren geschichtlichen Zäsur und zur Zukunft hin geöffnet, auch Bezeichnung für die Geschichtsschreibung über diesen Gegenstand.

Zeitkonverter: kernphysikalisches Gerät zur Messung der Zeit zwischen 2 Ereignissen. Beim ersten Ereignis beginnt die Aufladung eines Kondensators mit konstantem Strom, beim zweiten Ereignis endet die Aufladung. Die Spannung am Kondensator ist dann proportional zurzeit.

Zeit-Kosten-Optimierung: Verfahren zur Ermittlung des optimalen Verhältnisses der für einen Prozess (Vorgang) benötigten Bearbeitungsdauer zu den dafür aufgewandten Kosten. Die Zeit-Kosten-Optimierung ist vorwiegend ein Instrument der Netzplantechnik. Bei einer Verkürzung der Bearbeitungsdauer (Vorgang) ergeben sich vielfach höhere Kosten, zum Beispiel wenn zu diesem Zweck ein größeres Arbeitskräftepotential oder ein erhöhter Arbeitsmitteleinsatz erforderlich wird. Die Zeit-Kosten-Optimierung bilanziert die Verkürzung und ihre Wirkung auf die Kosten.

Zeitnahme: Sport Messverfahren zur Ermittlung beziehungsweise Einhaltung der Wettkampfdauer, in Geschwindigkeitswettbewerben außerdem Voraussetzung zur Feststellung von Rekorden. Unterscheidung in Handzeitnahme (mittels Stoppuhr) und die wesentlich genauere elektronische Zeitnahme, mit der Zeitunterschiede bis zu 1/1000 s festgestellt werden können.

Zeitnormal, Zeitetalon: Eichmaß für den Zeitablauf. ursprünglich galt jeder periodisch gleichmäßig oder stetig verlaufende Vorgang als Zeitnormal, heute auf Grund gesteigerter Ansprüche wissenschaftlich begründete atomare Schwingungen.

Zeltnormativ: der analytisch-experimentell ermittelte, technologisch notwendige Zeitaufwand zur Ausführung einer Arbeitsverrichtung unter Beachtung des Leistungsbezugsmaßes; Grundlage für die Ausarbeitung von Kennziffern des Arbeitszeitaufwandes nach der analytischen rechnerische Methode der Arbeitsnormung. Das Zeltnormativ besteht aus Arbeitscharakteristik und Zeitwert.

Zeitplansteuerung: spezielle Programmsteuerung, bei der die gesteuerte Größe von einem in seinem Verlauf fest vorgegebenen Zeitplan eindeutig bestimmt wird; zum Beispiel Teile der Waschmaschinensteuerung mit bestimmten Zeiten für Vorwäsche, Hauptwäsche, Spülen unter anderem

Zeitregeln: der Beschleunigung des Wettkampfgeschehens dienende Zeitbegrenzungen für bestimmte Spielhandlungen, für die Ausführung von Versuchen unter anderem. Im Basketball muss 30 s nach dem Einwurf ein Angriff durch Korbwurf abgeschlossen sein (30-Sekunden-Regel), kein Angreifer darf sich länger als 3 s im Freiwurfraum des Gegners aufhalten (3-Sekunden-Reget), der Einwurf muss nach 5 s ausgeführt, nach Einwurf im Rückfeld muss der Ball in 10 s ins Vorfeld gespielt werden (10-Sekunden-Regel). Verletzung dieser Zeitregeln führt zu Ballverlust und Einwurf für den Gegner. In den Wurf-, Stoß- und Sprungdisziplinen der Leichtathletik steht für einen Versuch 1:30 min (Stabhochsprung 2 min) zur Verfügung, im Gewichtheben 2 beziehungsweise 3 min. Verstöße machen den Versuch ungültig.

Zeitstandversuch: statische Festigkeitsprüfung zur Ermittlung des Werkstoffverhaltens unter ruhender, langandauernder (bis zu 100000 h) Zugbeanspruchung bei konstanter, meist erhöhter Temperatur bis zu einer bestimmten Verformung (Zeitdehngrenze) oder bis zum Bruch der Probe (Zeitstandfestigkeit).

Zeitstrafe, Strafzeit: im Eishockey, Handball, Hockey und Wasserball der Spielausschluss für eine bestimmte Zeitdauer während des Spiels.

Zeitteiler, Echappement: zeitbestimmendes Element in Zeitlaufwerken und genau gehenden mechanischen Wohnraum-, Schiffs- und elektrischer Schaltuhren. Der Zeitteiler besteht aus einer Platte, auf der die Kloben montiert sind. Dazwischen befinden sich Hemmungsteile und Schwingsystem.