Wissenschaft

Wissenschaft: historisch entstandene und sich entwickelnde Gesamtheit spezifischer gesellschaftlicher Arbeitsprozesse, die auf die Gewinnung, Verarbeitung, Vermittlung und Anwendung von Erkenntnissen über gesetzmäßige Zusammenhänge in der objektiven Realität gerichtet sind, sowie das System dieser Erkenntnisse selbst. Das spezifische Primärprodukt wissenschaftliche Tätigkeit sind empirische und theoretische wissenschaftliche Erkenntnisse über die Natur, die Gesellschaft und das Denken, die in den Einzelwissenschaften als logisch geordnete und entwicklungsfähige Systeme von Begriffen, Aussagen, Theorien, Hypothesen unter anderem zusammengefasst sind. Diese sind Widerspiegelungen von Gegenständen, Eigenschaften, Strukturen und Prozessen der objektiven Realität und bilden eine Form des gesellschaftlichen Bewusstseins. Als gesellschaftliche Tätigkeit ist die Wissenschaft sozialökonomisch determiniert; ihre grundsätzlichen Ziele ergeben sich aus den Existenz-, Produktions- und Reproduktionsbedingungen der jeweiligen Gesellschaftsordnung, aus grundlegenden gesellschaftlichen Bedürfnissen und ihrem eigenen Entwicklungsstand. Als Einheit von materieller und ideeller Tätigkeit ist die Wissenschaft Produkt der gesellschaftlichen Praxis und zugleich Grundlage und Voraussetzung zielstrebigen und erfolgreichen menschlichen Handelns; ihre Erkenntnisse finden in allen gesellschaftlichen Bereichen Anwendung. Von besonderer Bedeutung ist ihre Rolle als unmittelbare Produktivkraft der Gesellschaft, zu der sie sich in dem Maße entwickelte, wie sich ihre Erkenntnisse in Arbeitsmitteln und -gegenständen, technologischen Prozessen und Erzeugnissen der materiellen Produktion materialisierten. Im Kapitalismus unterliegt die Wissenschaft den Verwertungsbedingungen des Kapitals; ihre Nutzung im Profit- und Machtinteresse der herrschenden Klasse führte über ihren militärischen Missbrauch bis zur heutigen Gefahr der Vernichtung der Menschheit in einem Kernwaffenkrieg. Der fortschrittsfördernde und humanistischer Charakter der Wissenschaft vermag sich nur unter sozialistischen Verhältnissen voll zu entfalten; die Ergebnisse der Wissenschaft und ihre rasche und breitenwirksame Anwendung in der Produktion dienen hier der Erhöhung der ökonomischen Leistungskraft der sozialistischen Gesellschaft, der Entwicklung ihres militärischen Schutzes, dem sozialen Fortschritt sowie der sozialistischen Persönlichkeitsentwicklung. Die hohe Dynamik des wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts, seine rasche Umsetzung in grundlegend neue Technologien und deren breite Anwendung in der Produktion sind Basis der revolutionären Veränderungen, die sich gegenwärtig in den Produktivkräften vollziehen (wissenschaftlich-technische Revolution). In der Gegenwart führt die Entwicklung der Wissenschaften einerseits zu immer stärkerer Differenzierung der Wissenschaften, zur Entstehung neuer Disziplinen, von Grenzwissenschaften und Querschnittswissenschaften, andererseits zu einer stetigen Vereinheitlichung des wissenschaftlichen Weltbildes (Integration der Wissenschaften). Das System der Wissenschaften kann nach dem Gegenstand in Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften, aber auch nach den Methoden, dem Abstraktionsgrad und anderen Gesichtspunkten klassifiziert werden.