Wirbel

Wirbel: 1. Wirbel, Spondylus, Vertebra: Anatomie - Bauelement der Wirbelsäule; besteht aus Wirbelkörper und Wirbelbogen, letzterer umschließt das Wirbel loch und besitzt einen nach hinten gerichteten Domfortsatz, seitliche Querfortsätze sowie auf- beziehungsweise abwärts gerichtete Gelenkfortsätze.

2. Musik: drehbarer, pflockartiger Stift an Saiteninstrumenten, um die Saitenspannung abzustufen und damit die Saite zu stimmen. Es gibt seitenständige (Lauten, Violen), hinterständige (Gitarre, Lira) und in den Stimmstock von besaiteten Tasteninstrumenten, Zither unter anderem eingelassene Wirbel

3. Physik: rotierende Flüssigkeits- oder Gasbewegung, bei der die Stromlinien geschlossene Kurven sind; wird gekennzeichnet durch den Wirbelvektor, dessen Betrag gleich der doppelten Winkelgeschwindigkeit der Drehung um die Wirbelachse ist und dessen Richtung mit ihr eine Rechtsschraube bildet, oder durch die Zirkulation, das Umlaufintegral über die Geschwindigkeit längs einer Stromlinie. Wirbel entstehen als Folge der inneren Reibung beim Umströmen von Körpern; durch geeignete Formgebung lassen sie sich zum Teil vermeiden. Siehe auch Helmholtzsche Wirbelsätze, Thomsonscher Satz.

Wirbelkammermotor: Dieselmotor, dessen Verbrennungsraum in Hauptverbrennungsraum und Wirbelkammer (50 bis 75% des gesamten Verdichtungsraumes) unterteilt ist. Der Kraftstoff wird in die Wirbelkammer gespritzt, entzündet sich dort und strömt infolge des starken Druckanstiegs durch einen weiten Kanal in den Hauptverbrennungsraum, wo er durch die dabei auftretende starke Wirbelung feinstverteilt wird und vollständig verbrennt.

Wirbellose: Tiere, die im Unterschied zu den Wirbeltieren keine Wirbelsäule haben; hierzu gehören über 90% aller Arten (Schwämme, Nesseltiere, Platt- und Schlauchwürmer, Gliedertiere, Weichtiere, Stachelhäuter unter anderem).

Wirbelsäule, Rückgrat: aus Wirbeln zusammengesetzte Skelettachse der Wirbeltiere und des Menschen. Die Wirbelbögen umschließen den Wirbelkanal, in dem geschützt das Rückenmark liegt. Die einzelnen Wirbel sind durch Zwischenwirbelscheiben, Gelenke und Bänder miteinander verbunden. Der Mensch hat 7 Hals-, 12 Brust- und 5 Lendenwirbel sowie das aus 5 Wirbeln entstandene Kreuzbein und das aus 4 oder 5 Wirbeln entstandene Steißbein. Siehe auch Wirbel.

Wirbelsäulenleiden: angeborene oder erworbene Erkrankungen der Wirbelsäule, die durch Fehlform, Fehlfunktion und Schmerzen charakterisiert sind. Wichtigste Wirbelsäulenschäden sind Haltungs-, Stellungs- und Formfehler, ferner Scheuermannsche Erkrankung, Skoliose, Bandscheibenschäden, Osteochondrose und Spondylose, Wirbelmissbildungen sowie Bechterewsche Krankheit unter anderem

Wirbelschichtverfahren: Sammelname für chemisch-technisches Verfahren zur Umsetzung von Gasen oder Dämpfen mit oder an Festkörpern, die dadurch gekennzeichnet sind, dass der staubförmige Feststoff (zum Beispiel Katalysator) über dem Siebboden eines Reaktors (Wirbelbett-, Wirbelschichtreaktor) durch das eingeblasene Gas zu einer beweglichen, flüssigkeitsähnliche Schicht aufgewirbelt wird.

Wirbelsintern: Verfahren zur Erzeugung korrosionsschützender Schichten auf Metall. Auf 200 bis 400 °C vorgewärmte Metallteile werden in aufgewirbeltes Thermoplastikpulver getaucht. Dabei sintert allseitig eine festhaftende Plastikschicht auf, welche sich durch die vom Metallteil abgegebene Wärme zu einem porenlosen Überzug verdichtet.

Wirbelstrom: im Volumen von Leitern durch veränderten magnetischen Felder induzierter Kreisstrom; hemmt zum Beispiel bei der Wirbelstrombremse die Bewegung einer zwischen Magnetpolen bewegten Metallscheibe.

Wirbelstromverluste: in massiven Metallteilen elektrotechnischer Geräte (elektrischer Leiter, Magnetkreise unter anderem) durch Wirbelströme hervorgerufene (Strom-) Wärmeverluste. Wirbelströme werden durch Unterteilen (Lamellieren und Isolieren) verringert.

Wirbelsturm: Tiefdruckgebiet mit großen horizontalen Luftdruckgradienten und hohen Windgeschwindigkeiten. Wirbelsturm bilden sich vorwiegend im Bereich der innertropischen Konvergenzzone (atmosphärische Zirkulation) über warmen Meeresgebieten, haben nur wenige hundert Kilometer Durchmesser und häufig im Kern einen Luftdruck unter 900 hPa. Ein Wirbelsturm wird von schweren Regenschauern und Gewittern mit orkanartigen Winden begleitet und wirkt verheerend. Je nach Meeresgebiet werden tropische Wirbelsturme verschieden bezeichnet (Hurrikan, Taifun, Willy-Willy, Zyklon).

Wirbeltiere, Vertebrata: Unterstamm der Chordatiere; lateralsymmetrisch mit gegliedertem Innenskelett (Wirbelsäule), das die ursprüngliche Chorda dorsalis oft weitgehend verdrängt; der äußerlich unsegmentierte Körper besitzt einen durchgehenden Verdauungskanal mit Mund und After sowie ein geschlossenes Blutgefäßsystem. Hierzu gehören die Rundmäuler, denen der Gesichtsschädel noch fehlt, die verschiedenen Klassen der Fische, die Kriechtiere, Vögel und Säugetiere.