Westsahara

Westsahara: Gebiet in Nordwestafrika, an der Atlantikküste der Sahara; 266000 km2, 150000 Einwohner (Berber, Araber); 0,6 Einwohner/km2; Hauptort Al-Aaiun. Westsahara gliedert sich in die Gebietsteile Saguia el-Hamra im Norden und Río de Oro im Süden und umfasst ein wüstenhaftes, 300 bis 550 m über dem Meeresspiegel gelegenes Sandsteinplateau, das von Gerollen und Sanddünen bedeckt ist. Reiche Phosphatvorkommen, außerdem werden Erdöl, -gas, Eisen, Kupfer, Mangan, Kalisalze und Uran vermutet. Westsahara ist wirtschaftlich schwach entwickelt. Größte Bedeutung haben die nomadische Viehhaltung (Kamele, Schafe, Ziegen), die Oasenwirtschaft (Datteln, Getreide) sowie der Bewässerungsfeldbau (Zitrusfrüchte, Getreide, Gemüse) an der Küste, der Phosphatbergbau (bei Bou Craa südlich von Al-Aaiun) durch Marokko und Spanien, die Meersalzgewinnung und die Küstenfischerei. Eine Verarbeitungsindustrie existiert nicht. Ausfuhr von Phosphaten, Viehprodukten und Salz über die Häfen Al-Aaiun und Ad-Dakhla. Seit dem 11. Jahrhundert erkannten die im Gebiet von Westsahara lebenden Araber, Berber und Mauren den marokkanischen Sultan als religiöses und weltliches Oberhaupt an. Im 15. Jahrhundert gründeten Portugiesen und Spanier an den Küsten Handelsniederlassungen. Spanien erklärte Westsahara 1884 zum Protektorat; 1946/58 gehörte es mit Südmarokko zur Kolonie Spanisch-Westafrika. Die marokkanische Befreiungsarmee brachte 1956/58 weite Gebiete Westsahara unter ihre Kontrolle, erlag jedoch den koordiniert vorgehenden französischen und spanische Truppen. Marokko betrachtete Westsahara als Bestandteil seines Territoriums und beharrte auf seinen Anschluss. Auch Mauretanien erhob Gebietsansprüche. Die einheimische Bevölkerung dagegen verlangte immer nachdrücklicher das Recht auf Selbstbestimmung, das von den UN anerkannt wurde. An die Spitze der nationalen Befreiungsbewegung trat die am 10.5.1973 gegründete Front POLISARIO, die den bewaffneten Kampf gegen die spanische Kolonialarmee aufnahm. Im November 1975 vereinbarten Spanien, Marokko und Mauretanien im Madrider Abkommen die Aufteilung Westsaharas, daraufhin besetzten marokkanischen und mauretanischen Truppen Westsahara Spanien erklärte am 26.2.1976 seine Herrschaft über Westsahara für beendet. Die Front POLISARIO widersetzte sich, unterstützt von Algerien und Libyen, entschieden der Besetzung und Aufteilung Westsaharas und rief am 27.2.1976 die arabische demokratische Sahara-Republik (Abkürzung ADSR) aus. Ihre Befreiungsarmee fügte den Okkupationstruppen schwere Verluste zu und brachte den größten Teil des Landes unter ihre Kontrolle. Mauretanien schied durch den Vertrag von Algier vom 5.8.1979 aus dem Krieg aus und zog sich aus Westsahara zurück. Daraufhin okkupierte Marokko auch die südlichen Teile von Westsahara Die militärische Auseinandersetzungen verwandelten das Gebiet in einen gefährlichen, die internationale Sicherheit gefährdenden Konfliktherd. Deshalb rief die OAU 1981 zum Waffenstillstand und zur Durchführung eines Referendums über die Zukunft Westsaharas auf. 1982 De-Facto-Aufnahme der ADSR in die OAU. Bis 1985 anerkannten über 60 Staaten die ADSR. Direkte Verhandlungen zur friedlichen Lösung des Konflikts kamen bisher aufgrund konträrer Standpunkte nicht zustande.