Volkstheater

Volkstheater: Theater, das den objektiven Interessen des Volkes beziehungsweise seiner progressiven Klassen entspricht. Der Begriff Volkstheater umfasst historisch und soziologisch unterschiedliche Aspekte der Theaterentwicklung:

a) theatralisches Spiel auf der Grundlage kultischer Vorstellungen und lebendiger Bräuche (mim. Volkstraditionen, Fastnachts- und andere jahreszeitliche Spiele, das geistliche Theater des Mittelalters unter anderem), bei dem die Grenzen von den Spielenden zu den Zuschauenden fließend waren;

b) Theater als Stätte gesellschaftlichem Selbstverständnisses und komplexer Unterhaltung (in der Antike Theater als demokratische Institution, in den Renaissance-Theaterkulturen, besonders Englands und Spaniens, Ausdruck der breiten nationalen Zustimmung); mit dem professionellen volkstümlichen Theater Ausprägung kommunikativer Spielweisen und publikumsnaher Figuren;

c) im 17./19. Jahrhundert Volkstheater als Alternative zum vorherrschenden höflichen oder bürgerlichen Repräsentations- und Bildungstheater (unter anderem Jahrmarkts- und Vorstadttheater, zum Beispiel das Wiener Volkstheater); das Abgleiten ins Triviale und Kommerzielle (Volkstheater als unverbindliches Angebot seichter Unterhaltung für kleinbürgerliche und plebejische Schichten);

d) seit Ausgang des 19. Jahrhundert Entwicklung von Volkstheaterkonzeptionen, die auf Überwindung der Diskrepanz von Volkstheater und bürgerlicher Nationaltheater sowie Abschaffung des bürgerlichen Theaterprivilegs zielen (zum Beispiel die Volksbühnenbewegung; die französische Volkstheaterbewegung von R. Rolland über F. G6mier bis zu J. Vilar und R. Planchon; Tendenzen des proletarisch-revolutionären Theaters);

e) die mit Überwindung der antagonistischen Klassengegensätze im Theater der sozialistischen Gesellschaft gesetzmäßige Entwicklung zum sozialistischen Volkstheater.

Volkstümlichkeit: Kategorie des sozialistischen Realismus, die die tatsächliche Verständlichkeit eines Kunstwerkes für breiteste Volksmassen ausdrückt, ist aber der Kategorie Volksverbundenheit als dem objektiven Kriterium untergeordnet. Merkmal der Volkstümlichkeit ist nicht eine vereinfachte Form oder eine spezielle Darstellungsweise, sondern die wirkliche Rezipierbarkeit. B. Brecht spricht vom demokratischen Prozess des Volkstümlich Werdens der Kunst.