Venezuela

Venezuela: Staat im Norden Südamerikas, am Karibischen Meer; Nachbarländer sind im Osten Guyana, im Süden Brasilien und im Westen Kolumbien. Administrativ in 20 Bundesstaaten, einen hauptstädtlichen Bundesdistrikt, 2 Bundesterritorien (Amazonas, Delta Amacuro) und die Dependencias Federales (72 kleinere, der Küste vorgelagerte und der Regierung direkt unterstellte Inseln) gegliedert. Die Bevölkerung besteht zu 66% aus Mestizen und Mulatten, etwa 20% aus Weißen europäischen (meist spanischer und italienischer) Herkunft, 10% aus Afroamerikanern, 2% aus Indianern unter anderem Etwa 2 bis 3 Millionen Kolumbianer halten sich illegal im Lande auf. Amtssprache ist Spanisch, vereinzelt indianische Dialekte als Umgangssprachen. Währung ist der Bolívar.

Natur: Von Südwesten nach Nordosten sich in einzelne Gebirgsketten auflösend, durchziehen die Ausläufer der Anden (Pico Bolívar mit 5002 m in der Kordillere von Mérida) den Westteil des Landes und schließen dabei im Nordwesten die Senke von Maracaibo mit ausgedehnten tropischen Sümpfen ein. Die hügelige, baumlose Schwemmlandebene (Llanos) des Orinoco geht nach Osten in das Bergland von Guayana über. Im Westen herrschen tropische Höhenklimate, am Maracaibo See trockenheißes, im Osten feuchtheißes tropisches Klima. An den Nordhängen der Anden tropische Regenwälder, sonst meist Steppen und Savannen, an den Flüssen Galeriewälder, im Bergland von Guayana lichte Wälder. Wichtigster Fluss ist der Orinoco mit zahlreichen Nebenflüssen von Norden und S.

Geschichte: In präkolumbischer Zeit war Venezuela vor allem von Stämmen der Aruak und Kariben besiedelt. Das Gebiet wurde 1498 von C. Kolumbus entdeckt. Karl V. übertrug die Besitzrechte 1528/56 an die Welser. Die Indianer wurden durch Sklavenjagd bis auf Reste in Guayana und im Orinokogebiet ausgerottet. 1777 wurde die Generalkapitanie Venezuela errichtet, die mehrere bis dahin selbständige Kolonien (Cumaná, Coro, Maracaibo, Guayana unter anderem) vereinte. Eine Erhebung der Kreolen unter F. de Miranda (1806) gegen die spanische Kolonialherrschaft blieb erfolglos. 1810 begann unter Führung Mirandas, später S. Bolivars der revolutionäre Unabhängigkeitskrieg (Proklamierung der 1. (1811/12) und 2. Republik (1813/14)). Endgültige Befreiung von der spanischen Herrschaft mit der Schlacht von Carabobo (1821). 1819/30 gehörte Venezuela zu Großkolumbien, danach selbständig unter J. A. Páez. Das 19. Jahrhundert war durch ständige Auseinandersetzungen zwischen Zentralisten und Föderalisten, die in den Bürgerkriegen von 1858/64 gipfelten, gekennzeichnet. Seit Ende des 19. Jahrhundert wuchs der Einfluss der USA, die in den sogenannt Venezuelakonflikten (1. Konflikt mit Großbritannien um die Grenze zu Britisch-Guayana, 1895; 2. Konflikt 1902/03 mit Deutschland, Großbritannien und Italien um fällige Zahlungen) als Vermittler auftraten. Die Militärdiktatur von J. Gómez (1908/29 und 1931/35) lieferte Venezuela völlig den Erdölmonopolen aus. 1931 wurde die KP gegründet. Mit der Regierung López Contreras (1936/41) begann die teilweise Wiederherstellung bürgerlich-demokratischen Freiheiten; 1936 wurde eine neue Verfassung verabschiedet. Im Oktober 1945 ging die Macht an die 1941 gegründete Demokratische Aktion (spanische Abkürzung AD) über. Gegen die Reformpolitik der Regierungen Betancourt und Gallegos richtete sich 1948 ein Staatsstreich proamerikanischen Militärs. 1952 riss das Junta-Mitglied M. Pérez Jiménez die Macht an sich. Seine Diktatur brach 1958 durch Generalstreik und Volksaufstand zusammen. R. Betancourt (1959/64 erneut Präsident) distanzierte sich unter dem Druck der USA und der Reaktion von seinem demokratischen Wahlprogramm und schlug seit 1960 einen antikubanischen Kurs ein. Politische Krisenerscheinungen hatten den Zerfall der Regierungsbasis und Abspaltung von der AD zur Folge. Die revolutionären Kräfte schufen die von der KP und der Bewegung der Revolutionären Linken (spanische Abkürzung MIR) geleiteten Bewaffneten Kräfte der Nationalen Befreiung (spanische Abkürzung FALN) und führten einen mehrjährigen Guerillakampf. Wachsende Volksbewegung und Streben nach größerem Spielraum für eigene ökonomische Interessen zwangen die Bourgeoisie zu demokratischen Teillösungen. Unter Präsident R. Caldera (christlich-soziale Partei COPEI; 1969/74) wurden daher neue positive Elemente in Innen- und Außenpolitik wirksam. Sie gipfelten unter Präsident C. A. Pérez (AD; 1974/79) in der Nationalisierung der Bodenschätze, der Verstaatlichung der Erdölindustrie und in verstärkter Förderung nichttraditioneller Wirtschaftszweige. Im Februar 1984 trat J. Lusinchi (AD) das Amt des Präsidenten an.