Venedig

Venedig, italienisch Venezia: Stadt in Oberitalien, Verwaltungszentrum der Region Venetien und der Provinz Venedig, in der Lagune von Venedig, an der Adriaküste; 340000 Einwohner, davon nur etwa 80000 in der Altstadt, die auf mehr als 100 Inseln errichtet wurde und durch einen 3,6 km langen Bahndamm sowie Straßenbrücken mit dem Festland und den Vororten verbunden ist; häufige Überschwemmungen, starke Senkung der Altstadt durch Einstellung der Wasserbohrungen (Bau einer Fernwasserleitung) gebremst; im Innern nur Bootsverkehr (zum Teil Gondeln) auf 177 Kanälen (besonders Canale Grande); 400 Brücken; Kunstgewerbe (Gold, Silber, Spitzen, Leder), auf der Laguneninsel Murano Kunstglasfabrikation; Universität, Kunstakademie, Konservatorium; Museen; starker Fremdenverkehr; Seebad Lido auf Nehrung; Industrievorstadt Mestre und Hafen Porto di Marghera mit Schiffbau, Metallurgie, Petrolchemie, Maschinenbau, chemische und Papierindustrie. Zahlreiche bedeutende, mit Plastik und Malerei reich ausgestattete Baudenkmäler, hauptsächlich der Gotik, der Renaissance und des Barocks, im gesamten Stadtgebiet, konzentriert am Markusplatz und am Canale Grande. Sie sind über einem riesigen Pfahlrost errichtet, aus Marmor und Backstein, mit reichem, orientalisch beeinflusstem Fassadenschmuck. Am Markusplatz und an der Piazzetta befinden sich Markuskirche (11./13. Jahrhundert; Hauskirche der Dogen und Staatskirche Venedigs; reicher innerer und äußerer Schmuck, besonders Mosaiken), Dogenpalast (Palazzo Ducale, 14./15. Jahrhundert), Markusbibliothek (1537/45, von J. Sansovino), Loggetta (1537/40), Alte Prokuratien (Ende 15,/Anfang 16. Jahrhundert), Neue Prokuratien (um 1586/1640), Uhrturm (1496/99). Am Canale Grande stehen die Kirchen Santa Maria degli Scalzi (17. Jahrhundert, von B. Longhena), Santa Maria della Salute (seit 1631, von Longhena), Santa Geremia (11./18. Jahrhundert) unter anderem; an Palästen (Palazzi) sind vorhanden Contarini-Fasan (um 1475), Corner della Ca’Grande (seit 1532, von Sansovino), Grimani (1556/57, von M. Sanmicheli), Ca’d’Oro (1421/34), Vendramin-Calergi (um 1500), Pesaro (1679/1710, von Longhena), Foscari (15. Jahrhundert), Rezzonico (1680, von Longhena), Dario (1487) unter anderem; berühmt sind weiterhin Fondaco dei Tedeschi (1505; ehemaliger Sitz deutscher Kaufleute), Rialtobrücke (Ponte di Rialto; 1588/91; Läden später), zahlreiche Bildwerke, darunter das Reiterstandbild des Colleoni von A. Verrocchio (1480/88). 452 nach Christus von Venetern gegründet; im 6. Jahrhundert byzantinisch; 697 Einführung des Dogenamtes (bis 1797), seit dem 11. Jahrhundert Entwicklung zur mächtigen Seestadt, höchste Machtentfaltung nach dem 4. Kreuzzug (1202/04, «Herrin des Mittelmeeres»); im 13./14. Jahrhundert Umwandlung in eine oligarchische Adelsrepublik; 1379 Abwehr der Rivalität Genuas in der Seeschlacht bei Chioggia. Im 14./15. Jahrhundert erneute bedeutende territoriale Ausdehnung (Korfu 1386, dalmatinische Küste und Inseln 1409, Zypern 1489); bis ins 16. Jahrhundert Hauptplatz für den Orienthandel, danach politischer und wirtschaftlicher Niedergang; 1797/1805 und 1815/66 war Venedig bei Österreich; während der Revolution 1848/49 Proklamierung der Republik; seit 1866 ist Venedig bei Italien.

Im Frieden von Venedig (24.7.1177) zwischen Kaiser Friedrich I. und Papst Alexander III. verzichtete der Kaiser endgültig auf die Oberhoheit über den Kirchenstaat und erkannte seinen Gegner als Papst an. Er erlangte die Vermittlung des Papstes für einen Waffenstillstand mit dem Lombard. Städtebund und den Normannen in Süditalien.