Tschad

Tschad, Republik Tschad: Binnenstaat im Norden Zentralafrikas, im mittleren Sudan und in der mittleren Sahara. Grenzt im Norden an Libyen, im Osten an Sudan, im Süden an die ZAR, im Südwesten an Kamerun und im Westen an Nigeria und Niger. Verwaltungsmäßig in 14 Präfekturen gegliedert. Die Bevölkerung besteht im Nord- und Zentralteil aus arabischen-islamischen Gruppen (besonders Tibbu (Kanuri) und Araber), im Süden aus dunkelhäutigen Bewohnern (Hausa und Sudanvölker (Baguirmi)). Amtssprache ist Französisch; Währung ist der CFA-Franc. Tschad umfasst den Ostteil des flachen, abflusslosen, 250 bis 300 m über dem Meeresspiegel gelegenen Tschadbeckens mit dem See Tschad (Ostteil zu Tschad) und der Niederung Bod61fi sowie Teile seiner Umrandung mit der Asandeschwelle (Schari-Zaire-Wasserscheide) im Süden, den Bergländern von Wadai (1790 m) im Südosten, Ennedi (1450 m) und Erdi (1115 m) im Nordosten und Tibesti (3415 m) im N. Das tropische Klima ist im Süden wechselfeucht, im Norden wüstenhaft. Hauptstrom ist der in den See Tschad mündende Schari mit seinem Zufluss Logone. Die im Süden vorhandene Feucht- (Baum-) Savanne geht nach Norden schnell über Trocken- (Dornbusch-) Savanne (Sahel; 30% der Landesfläche) zur Vollwüste (40%) mit Oasen über. Die Bodenschätze (nachgewiesen Bauxit, Steinsalz, Natron, Erdöl, Blei, Gold, Zinn, Wolfram, Zink, Uran) sind noch unzureichend erforscht.

Tschad ist durch lange Kolonialherrschaft ein äußerst rückständiges Agrarland, das vom Auslandskapital (besonders Frankreich) beherrscht wird. Innenpolitische Auseinandersetzungen haben die schwach entwickelte Infrastruktur zerrüttet und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes deformiert. Etwa 85 % der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Hauptwirtschaftszweige sind der Anbau von Baumwolle und die nomadische Viehhaltung (Rinder, Schafe, Ziegen) im Sahelgürtel (durch Trockenheit stark beeinträchtigt). Die Hauptanbaugebiete liegen im Überschwemmungsgebiet von Logone und Schari sowie am See Tschad Die Industrie ist kaum entwickelt. Neben einigen Bergbaubetrieben für die Steinsalz- und Natrongewinnung gibt es nur wenige Industriebetriebe zur Aufbereitung landwirtschaftlicher Rohstoffe (Herstellung von Textilien und Nahrungsmitteln). Tschad ist verkehrsmäßig kaum erschlossen (keine Eisenbahn, nur 200 km asphaltierte Straßen, unbedeutende Binnenschifffahrt), wodurch sich die Nachteile seiner Binnenlage (weite Entfernung zu den Meeresküsten) zusätzlich erschwerend auf die Wirtschaft auswirken. Internationale Flughäfen liegen in N’Djamena. Der Außenhandel wird über die Häfen von Kamerun und Nigeria abgewickelt. An der Ausfuhr sind Baumwolle mit etwa 70% sowie Lebendvieh und Viehprodukte (Fleisch, Felle, Häute) mit 20% beteiligt. Eingeführt werden Lebensmittel, Industriewaren und Treibstoffe. Haupthandelspartner sind Frankreich, Nigeria, Zaire und die USA.

Geschichte: Seit Jahrtausenden kontinuierlich besiedelt, entstanden im Mittelalter in Tschad stabile Reiche mit frühklassengesellschaftlicher Struktur (Kanem, Bomu, Wadai, Baguirmi). Am Ende des 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhundert wurden die Völker Tschads durch Frankreich kolonial unterworfen; 1900 Schaffung des sogenannt Militärterritoriums Tschad, 1910 Eingliederung in die Kolonialföderation Französisch-Äquatorialafrika. Am 11.8.1960 erreichte Tschad die staatliche Selbständigkeit. Die regierende Fortschrittspartei unter Präsident F. Tombalbaye war nicht in der Lage, die sozialökonomische Probleme des Landes zu lösen und die regionalen Spannungen zu überwinden, so dass es seit Mitte der 60er Jahre in wachsendem Maße zu blutigen Auseinandersetzungen mit oppositionellen Gruppen vor allem im Norden kam, die sich in ihrer Mehrheit 1966 zur Nationalen Befreiungsfront von Tschad (französisch Abkürzung FROLINAT) zusammenschlossen. Das Tombalbaye-Regime wurde am 13.4.1975 gestürzt, und die Macht übernahm ein Militärrat unter General F. Malloum, dem es zeitweilig gelang, sich mit einem Teil der FROLINAT unter Hissen Habre zu einigen, während eine andere FROLINAT-Gruppierung unter Goukouni Oueddei weiterkämpfte. Im Ergebnis von durch die OAU vermittelten Verhandlungen zwischen allen relevanten politischen Gruppierungen kam es im November 1979 zur Bildung einer Übergangsregierung der Nationalen Einheit des Tschad (französisch Abkürzung GUNT) unter G. Oueddei (seit 1986 unter Ibn Oumar). Bereits im März 1980 schied Hissen Habre aus ihr aus, bereitete einen Staatsstreich vor und machte sich nach der militärischen Einnahme der Hauptstadt im Juni 1982 zum

Präsidenten: Seine von imperialistischen Staaten massiv unterstützte Regierung konnte Gegenangriffe der GUNT-Truppen im Juni/Juli 1983 und Februar 1984 abwehren, verhinderte Initiativen der OAU zu einer friedlichen Lösung des Tschad-Konfliktes und erreichte die Stabilisierung des Regimes.