Tiere

Tiere: Lebewesen, die im Unterschied zu den grünen Pflanzen organischer Stoffe als Nahrung aufnehmen (heterotrophe Ernährung). Kennzeichen der Tiere sind im Gegensatz zu den Pflanzen erhöhte Beweglichkeit und Reizbarkeit (Muskel-, Sinnes- und Nervenzellen). Die Tiere werden nach bestimmten Merkmalen innerhalb des Tierreiches in entsprechende taxonomische Gruppen (Systematik) eingeteilt. Siehe auch geschützte Tiere.

Tierfaserstoffe: von Tieren gewonnene, verspinnbare oder anderweitig textil verarbeitbare Fasern oder Elementarfäden.

Tiergeographie, Zoogeographie: Teilgebiet der Biogeographie, das sich mit der Verbreitung der Tiere auf der Erde und deren Ursachen befasst; stützt sich vor allem auf zoologisch-systematische, geologische geographische und ökologische Forschungsergebnisse.

Tierklinik: Einrichtung zur klinischen Untersuchung und stationären Behandlung von Tieren. An den Sektionen Tierproduktion und Veterinärmedizin der Universitäten in Leipzig und Berlin dient sie auch Ausbildungszwecken in der Fachrichtung Veterinärmedizin, ist dort nach Disziplinen eingeteilt (Chirurgie, innere Medizin, Geburtshilfe).

Tierkörpermehl: aus verendeten Tieren und Schlachthofabfällen durch Sterilisieren, Fettabscheiden, Trocknen und Vermahlen hergestelltes Eiweißfutter (proteinreiches Konzentrat).

Tierkörperverwertungsbetrieb, Abkürzung TKVB: Betrieb, in dem durch bestimmte Verfahren eine unschädliche Beseitigung von Tierkörpern und Tierkörperteilen durchgeführt wird. Vorläufer des Tierkörperverwertungsbetriebs war die Tierkörperbeseitigungsanstalt (Abdeckerei). Die Tierkörperverwertungsbetriebe sind unverzüglich zur Abholung der gemeldeten Tierkörper verpflichtet. In den Tierkörperverwertungsbetrieb erfolgt gleichzeitig eine Gewinnung volkswirtschaftlich wichtiger Produkte (Fette, Häute, Felle, Knochenmehl). Die tierseuchenprophylaktische Überwachung der Tierkörperverwertungsbetrieb erfolgt durch Betriebe des Veterinärwesens.

Tierkreis, Zodiakus: die Folge der 12 Sternbilder Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische längs der Ekliptik im Sinne zunehmender Rektaszension (Koordinatensystem 1). Durch Aufteilung der Ekliptik in 12 gleichlange Abschnitte erhält man die Tierkreiszeichen. Sie sind nach den Sternbildern des Tierkreises benannt und werden durch aus dem Altertum überlieferte Zeichen dargestellt (siehe auch astronomische Zeichen). Sie beginnen am Frühlingspunkt mit dem Tierkreiszeichen Widder. Wegen der rückläufigen Bewegung dieses Punktes infolge der Präzession stimmen die Tierkreiszeichen heute mit den Tierkreissternbildern gleichen Namens nicht mehr überein.

Tierläuse, Phthiraptera: Insektenordnung mit 500 mitteleuropäischen Arten; 0,8 bis 14 mm lang, flügellos, Körper abgeflacht; leben als Außenparasiten sehr spezialisiert auf Säugetieren und Vögeln; Unterordnungen sind Läuse und Läuslinge.

Tierpark: moderne, großräumige, parkartige Form des zoologischen Gartens mit Freigehegen.

Tierpassage: mehrfache Übertragung eines Infektionsstoffes von Tier zu Tier, wobei die Tierarten gleich oder verschieden sein beziehungsweise mit Bruteiern oder Zellkulturen abwechseln kann (Wechselpassage).

Tierpflege: Maßnahmen zur optimalen Gestaltung des Wohlbefindens der Haustiere; neben der Unterbringung in zweckmäßig gebauten Stallungen und der regelmäßigen Futterzuteilung die Sauberhaltung des Stalles und der Tiere, die Huf- und Klauenpflege, die Behandlung der Hörner, das Kürzen des Haares und der Schutz vor Ungeziefer.

Tierpsychologie: Lehre von den Motivationen des tierischen Handelns. Mit den Methoden des Beobachter, der Verhaltensregistrierung, des Experiments und des systematischen Vergleichs sowie Erkenntnissen aus der Humanpsychologie wird versucht, Einsicht in die psychologischen Grundlagen des Verhaltens der Tiere zu gewinnen. Heute Teildisziplin der Verhaltenswissenschaften; siehe auch Verhaltenslehre.

Tierquälerei: das vorsätzliche rohe Misshandeln oder Quälen eines Tieres; zieht als Vergehen strafrechtliche Verantwortlichkeit nach sich.

Tierreich: Gesamtheit aller tierischen Lebewesen. Das Tierreich als systematische Kategorie (Systematik) umfasst gegenwärtig etwa 1,2 Millionen Arten (insgesamt rechnet man mit 2 bis 4 Millionen heute lebender Tierarten). Das Tierreich wird in die Unterreiche Einzellige Tiere (Protozoen) und Mehrzellige Tiere (Metazoen unter anderem mit Hohltieren, Stachelhäutern, Insekten und Chordatieren) unterteilt. Die artenreichste Gruppe stellen die Insekten mit etwa 1 Millionen Arten dar.

Tierschäden: durch Tiere verursachte Schäden, für die der Halter nach den Grundsätzen für erweiterte Verantwortlichkeit haftet (Tierschädenhaftung). Besonderheiten gelten für Schäden durch Wild.

Tierschutz: Verhütung der Tierquälerei bei Nutz- und Haustieren sowie die Aufgabe des Naturschutzes zur Erhaltung seltener oder vom Aussterben bedrohter Tierarten. In Tierschutzgebieten wie Vogelfreistätten oder Wildreservaten (zum Beispiel für Wisente) besteht ganzjähriges Fang- und Jagdverbot.

Tierseuche: durch Bakterien, Viren, Protozoen oder Pilze hervorgerufene Infektionskrankheit bei Tieren. Tierseuche betreffen entweder nur eine oder wenige Tierarten oder alle Tiere. Viele Tierseuchen sind auf den Menschen übertragbar (Zoonosen).

Tierseuchenbekämpfung: Maßnahmen zur Beseitigung und Verhinderung der Weiterverbreitung von Tierseuchen oder zur Verringerung ökonomischer Schäden, die durch Tierseuchen verursacht werden. Sie können in der Tötung oder Schlachtung von Tieren, Absperrung von Tieren oder Tierbeständen, Unterbindung des Personen- und Wirtschaftsverkehrs, Vernichtung von Gegenständen, die mit infektiösem Material verseucht sind, und in besonderen diagnostische und immunprophylaktische Verfahren bestehen.

Tierseuchenverordnung: grundlegende Rechtsnorm zum Schutz der Tierbestände vor Tierseuchen, Parasitosen und anderen besonderen Gefahren, in der die staatlichen Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung festgelegt sind.

Tierstaat: höchstentwickelte Form eines Verbandes von Tieren (Sozietät); Zusammenleben der Nachkommenschaft eines oder weniger Muttertiere in großer Familiengesellschaft mit Arbeitsteilung (zum Beispiel Termiten, Bienen). Siehe auch Tierstock.

Tierstil: überwiegend auf stilisierter Darstellung von Wildtieren beruhende Ornamentik ur- und frühgeschichtliche Kunst. Der skythische Tierstil (6./5. Jahrhundert vor Christus) zeigt besonders Tierkampfszenen und das Motiv des liegenden Hirsches. Der germanischen Tierstil (550/800 nach Christus) entstand in Nordeuropa durch Umformung provinzialrömische Tiermotive zu Flächenmustern aus stilisierten Tiergestalten (Stil I). Ende des 6. Jahrhundert breitete sich dieser Tierstil unter Vermischung mit koptischen Flechtbandmustern (Stil II) nach Mitteleuropa und Oberitalien aus. Ab 700 nach Christus entwickelte sich in Skandinavien eine Spätform des Tierstil (Stil III) mit abstrakten, ornamental verschlungenen Tiergebilden.

Tierstock: nach ungeschlechtlicher Vermehrung miteinander verbundene Tierindividuen. Durch Knospung entstehende Jungtiere bilden beispielsweise mit Alttieren eine physische Funktionseinheit (Kormus), zum Beispiel Staatsquallen. Siehe auch Tierstaat.

Tierversuche: Versuche am lebenden Tier, um bestimmte biologische Gesetzmäßigkeiten zu ermitteln oder zu überprüfen. Tierversuche dienen unter anderem zur Prüfung von Arzneimitteln, Gewinnung von Impfstoffen und Erprobung von Operationsverfahren. Die Ergebnisse erlauben in gewisser Weise Analogieschlüsse auf den Menschen. Die Haltung von Versuchstieren und die Durchführung von Tierversuche unterliegen gesetzlichen Bestimmungen, um Tierquälerei zu verhindern.

Tierzucht: durch den Menschen gelenkte Auslese und Vermehrung von Tieren zur Verbesserung von Form und Leistung. Die Methoden der Tierzucht sind vorzugsweise die Auslese- und die Kombinationszüchtung; die Mutationszüchtung hat kaum Bedeutung erlangt. Bei der Auslesezüchtung bedient man sich der Reinzucht und der Inzucht, bei der Kombinationszüchtung der Veredlungs-, der Kombinations- und der Verdrängungskreuzung. Die Zuchttierauswahl geschieht durch Beurteilung nach der äußeren Form, der Abstammung und Leistung sowie nach Erbfehlern, die den Nutzwert oder die Körperform beeinträchtigen. Alle Vatertiere müssen durch eine staatliche Körkommission beurteilt werden, um Deckerlaubnis zu erhalten; die besten werden für die künstliche Besamung verwandt.