Theaterbau

Theaterbau: die räumlichen und architektonischen Gegebenheiten für Theaterspiel, die grundlegenden historischen und funktionalen Wandlungen unterworfen waren. Während theatralischer Früh- und Nebenformen ohne eigenständige Bauten auskamen (Dorfplatz, Markt, Podium, Kirche, Versammlungsraum oder andere Orte für Theater), haben die entwickelten Theaterkulturen den ihnen adäquaten Theaterbau hervorgebracht. Der Theaterbau der Antike war die Freilichtarena, deren Sitzreihen im Dreiviertelkreis um die Orchestra und die Skene angeordnet waren. Bei den mittelalterlichen geistlichen Spielen herrschte das Prinzip der Simultanbühne auf öffentlichen Plätzen vor. Die Theaterbauten der großen Theaterkulturen im 16./17. Jahrhundert (Shakespearebühne) waren ebenfalls Freilichttheater, in denen, mit einem Podest als Hauptspielort im Zentrum, die Einheit von Bühnen- und Zuschauerraum gegeben war. Ausgehend von Italien, entwickelte sich seit dem 17. Jahrhundert die moderne Theaterarchitektur: Bau geschlossener Räume für Aufführungen, Unterteilung des Gebäudes in Bühnen- und Zuschauerhaus, Ausführung der Bühne (perspektivische, verwandelbare Kulissenbühne) als «Guckkasten», Gestaltung des Zuschauerraums als Rangtheater und Logentheater. Diese Grundstruktur ist in der feudal-absolutist, und der bürgerlichen Epoche (entsprechend der gewachsenen Rolle des Theaters als Ausdruck gesellschaftlicher Repräsentation) architektonisch und technisch vervollkommnet und im Wesentlichen bis in die Gegenwart beibehalten worden; die totale Trennung von Bühnen- und Zuschauerraum hat neben theaterkonzeptionellen auch Sicherheitsgründe (feuerfeste Wände und eiserner Vorhang zwischen beiden Bereichen). Im 20. Jahrhundert sind vielfältige Versuche unternommen worden, Alternativen zum Prinzip der Kulissenbühne zu entwickeln (zum Beispiel M. Reinhardts Arenatheater, W. E. Meyerholds Massentheater, E. Piscators/W. Gropius Konzeption eines «Totaltheaters»). Neue Theaterbauten, wie das Moskauer Taganka-Theater (1980) oder die Schaubühne Westberlin (1981), versuchen fließende Übergänge zwischen Bühnen- und Zuschauerraum zu finden. Siehe auch Freilichttheater.