Tanz

Tanz: eine der ursprünglichsten künstlerischen Lebensäußerungen des Menschen; wurde aus einer Einheit von Sprache, rhythmisierten Lauten, Mimik und rhythmischer Körperbewegungen zu einer selbständigen Kunstart entwickelt, die (meist mit Musik) Gefühle, Gedanken, Haltungen, Erlebnisse, Handlungen nach Gesetzen des Rhythmus, der Raumverteilung und Körperbewegungen zum Ausdruck bringt. Der Tanz ist ein Mittel des Menschen, die Wirklichkeit zu durchdringen und zu bewältigen. Im Bewusstsein der Urgemeinschaften verdichteten sich die Naturgewalten zu Göttern und Dämonen, die man durch Beschwörungs- und Maskentanz günstig beeinflussen zu können meinte. Jagd-, Tier- und Kampftanz bei Jägern, Fruchtbarkeit-, Regen- und Erntetanz bei Ackerbauern und Tanzrituale bei Geburt, Initiation, Hochzeit und Begräbnis gehören noch heute zum Leben vieler Völker. In der Sklaverei Gesellschaft entwickelten Priester die verschiedensten tänzerischen Riten (Tempel Tanz), die Herrscher ließen zu ihrer Ergötzung Sklavinnen und Hetären tanzen. Im antiken Griechenland diente der Tanz auch der körperlichen Ertüchtigung. In der Feudalgesellschaft, besonders in Süd- und Südostasien, wurde der Schautanz zu klassischer Verfeinerung gesteigert, während Bauern und Handwerker ihren Volkstanz pflegten. In Europa wurde der höfliche Gesellschaftstanz streng vom Volkstanz getrennt, der sich trotz vieler Verbote der Kirche unter anderem zu Fastnachts- und Sonnenwendfesten wie auch in Mysterien- und Passionsspielen immer wieder durchsetzte. Mit dem Aufstieg des Bürgertums im 18. Jahrhundert wurde der Hoftanz durch neue, freiere Formen des Gesellschaftstanzes verdrängt. Der spätbürgerliche Gesellschaftstanz entwickelte mit dem Jazz viele neue, meist der US- und lateinamerikanischen Folklore entlehnte Formen. Das Ballett nahm im Kapitalismus an Breite und Vielfalt zu, während der Volkstanz zu versiegen drohte. Im Sozialismus gelangen Ballett, Gesellschafts- und Turniertanz, Volks- und Kindertanz zu neuer Blüte; neben der Pflege des tänzerischen Erbes werden neue Formen geschaffen. Auch in jungen Nationalstaaten wird die eigene Tanztradition durch Volkstanzensembles bühnenmäßig weiterentwickelt.

Tanzmusik: instrumentale beziehungsweise vokale Begleitmusik zum geselligen Tanzen; von der Antike bis zur Gegenwart eng mit der Kulturgeschichte der Menschheit verbunden. Mit der Entstehung des bürgerlichen Gesellschaftstanzes wurde die Tanzmusik zu einem Bestandteil der Massenunterhaltung, die zunehmend über die Massenmedien verbreitete Hörmusik einschloss. Kennzeichnend sind variable Besetzungsformen in unterschiedliche, den Aufführungsbedingungen und dem Verwendungszweck angepassten Arrangements mit einem von internationalen Moden bestimmten stereotypen Begleitrhythmus. Im Kapitalismus ist die Tanzmusik in den Gesamtzusammenhang imperialistischer Herrschaftsmethoden eingeordnet und hochgradig kommerzialisiert. In den sozialistischen Ländern vollzieht sich ihre Entwicklung als wesentlichen Bestandteil der sozialistischen Lebensweise.

Tanzschrift: Aufzeichnung von Tanzhaltungen und -bewegungen durch Worte, Zeichen und Ziffern. Die ältesten in Europa erhaltenen Tanzsigel enthält ein Tanzbuch der Margarete von Österreich um 1460. 1701 veröffentlichte R. A. Feuillet eine Strichnotation. C. Blasis schrieb Tänze 1820 in Umrisszeichnungen auf. Die 1926 von R. von Laban veröffentlichte und von A. Knust weiterentwickelte Kinetographie ist die umfassendste Tanzschrift

Tanzturnier: sportlicher Wettbewerb von Gesellschaftstanzpaaren. Als Standardtänze werden allgemein langsamer Walzer (English Waltz), Tango, Wiener Walzer, Foxtrott und Quickstep, in der lateinamerikanischen Disziplin Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba (Mambo bolero), Paso doble und Jive getanzt; bei Schüler-Tanzturnieren auch die Polka.