Tadschikistan

Tadschikistan: Im Südosten Mittelasiens; 143100 km2, 4,5 Millionen Einwohner; 31 Einwohner/km2; Hauptstadt Duschanbe; grenzt im Süden an Afghanistan und im Osten an China; schließt das Autonome Gebiet Gomy Badachschan ein. Bevölkerung. 60% Tadschiken, 23% Usbeken, 10% Russen und 7 % Angehörige anderer Nationalitäten. Von den Bewohnern leben 34% in Städten. Über 85% der Bevölkerung lebt in Tälern und Hochgebirgskesseln bis 1600m überm Meer Unter der Sowjetmacht beträchtliche Anhebung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus. So stieg zum Beispiel die Zahl der Ärzte und Krankenhausbetten, auf 10000 Einwohner berechnet, im Vergleich zu 1940 um das 6,2- beziehungsweise 3,6 fache. 1930 Einführung der allgemeinen Schulpflicht, seit 1949 sieben-, 1959/62 acht- und seit 1971/75 zehnjährig. Von 1000 in der Volkswirtschaft Beschäftigten haben 845 eine Hoch- und Mittelschulbildung (1939: 45).

Natur: Die T. ist zu 70% ein Hochgebirgsland. Über 50% des Territoriums liegen höher als 3000 m über dem Meeresspiegel. Im Osten erhebt sich der vergletscherte Pamir mit der Kette der Akademie der Wissenschaften (Pik Kommunismus, 7495 m (höchste Erhebung Russlands)), im zentralen Teil das Hissar-Alai-System mit Alai- (5539 m), Turkestan- (5509 m), Serafschan- und Hissarkette, im Norden die zum Tienschan gehörende Kuraminkette (3 769 m) und südlich davon Teile des Fergana Beckens und im Südwesten Gebirge überwiegend mit Mittelgebirgscharakter, deren Gebirgszüge durch breite Flusstäler (Wachsch-, Hissartal) voneinander getrennt werden. Es herrscht ein trockenheißes, höhengestuftes Kontinentalklima mit kurzen, milden Wintern. Das Flussnetz ist im Gebirgsteil dicht, im Südwesten und Norden weniger ausgeprägt. Die Flüsse (besonders Amudarja mit seinen Zuflüssen Pjandsch und Wachsch, Syrdarja, Serafschan) sind energiereich und haben auch für die Bewässerung große Bedeutung. Von den zahlreichen Gebirgs- und Stauseen ist der Karakul am wichtigsten. In der Vorgebirgszone bis 1200 m über dem Meeresspiegel Wüsten und Trockensteppe, darüber und an den Gebirgshängen (bis 2000 m über dem Meeresspiegel) Gebirgssteppe. In stärker beregneten Gebieten lichte Wälder und Hochgebirgsweiden. Der Pamir ist weitgehend waldlos, sein östlicher Teil wüstenhaft. Tadschikistan ist reich an Naturschätzen, besonders Nichteisenmetalle, Brennstoffe, Steinsalz, Baustoffe und Mineralquellen.

Kunst: Die bildende Kunst in Tadschikistan entwickelte sich im Zusammenhang mit den Kulturen anderer, Völker Mittelasiens, besonders der Usbekistans. Die frühesten Denkmale reichen bis in die Urgesellschaft zurück (Felszeichnungen der Grotte Schachty im Ost Pamir; Zeugnisse der Hissar-Kultur (5./3. Jahrtausend vor Christus)). Eine erste Blütezeit der Kultur war vom 3. Jahrhundert vor Christus bis zum 3. Jahrhundert nach Christus, als ganz Mittelasien unter hellenistischen Einfluss stand (Stadtanlagen mit Palästen, Tempeln und Profanbauten). Im 5. Jahrhundert entstand der Palastkomplex von Pendschikent mit Befestigung, Zitadelle und Nekropole; Architektur und Monumentalkunst von hoher künstlerischen Qualität. Nach der arabischen Eroberung überwiegen in der Kunst dekorativ-omamentale Formen, im 10./ll. Jahrhundert blühte das Kunsthandwerk auf (Keramik, Metallkunst, Holzschnitzerei), und es entwickelte sich eine vielgestaltige Architektur. Das 15./16. Jahrhundert war eine Blütezeit der Buch- und Miniaturmalerei. Für die Baukunst des 16./18. Jahrhundert sind die Baudenkmäler in Hissar charakteristisch. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang im Jahrhundert kam auch die Baukunst fast zum Erliegen, hingegen entwickelte sich das volkstümliche Kunsthandwerk (Stickerei, Weberei, Keramik, Holzschnitzerei, Kupferschmiedekunst); Zentren der traditionellen Seidenstickerei sind Ura-Tjube und Leninabad (früher Chodshent). Die Volksbaukunst des 19./20. Jahrhundert der einzelnen Gebiete unterscheidet sich in Form und Dekor; charakteristisch sind im Süden Balkenkuppeln mit Licht- und Rauchöffnungen, im Norden reiche Anlagen, Innenhöfe mit Aiwan (Terrasse mit flachem Dach), Loggien, Ornamentik, reiche Innenausstattung. Nach der Oktoberrevolution entwickelten sich alle Kunstgattungen in enger Beziehung zur Kunst der anderen Unionsrepubliken. 1937/41 entstanden Generalbebauungspläne für die Städte Kurgan-Tjube, Kanibadam und Leninabad, die Hauptstadt Duschanbe wurde als Gartenstadt mit großen öffentlichen Bauten angelegt; seit 1934 finden alljährlich Kunstausstellungen statt; 1936 Gründung der Kunstschule, 1944 des Künstlerverbandes, 1947 wurde das Museum für Bildende Kunst der T. SSR in Duschanbe eröffnet.

Literatur: Tadschiken und Perser bildeten im 9./15. Jahrhundert weitgehend eine kulturelle Einheit; die Vertreter der klassischen Periode der persischen Literatur sind daher auch die Klassiker der heute selbständigen tadschikischen Literatur. Der bedeutendste Dichter des 16. Jahrhundert war A. Muschiki; M. Wasifi kritisierte satirisch Gesellschaft und Literatur seiner Zeit. Zum Lobe des Handwerks schrieb im 17. Jahrhundert M. A S. Nasafi; A. Bedil äußerte metaphorisch verschleiert philosophische und sozialpolitische Anschauungen und hatte starken Einfluss auf die weitere Entwicklung der mittelasiatischen und nordindische Literatur. Im 19. Jahrhundert war A. M. Dänisch als Philosoph und Dichter der Hauptvertreter der nach der Angliederung Mittelasiens an Russland einsetzenden, von den russischen revolutionären Demokraten beeinflussten Aufklärungsbewegung. Als Begründer der tadschikischen Sowjetliteratur gilt mit seinen Erzählungen und Romanen S. Aini. Der aus Iran eingewanderte A. Lahuti schrieb revolutionäre Poesie. Mit lyrischen und politisch-agitatorischen Gedichten und Poemen trat seit den 30er Jahren des 20. Jahrhundert M. Tursunsade hervor. A. Dehati schrieb Gedichte und Erzählungen. Den Kampf der jungen Sowjetmacht und den sozialistischen Aufbau in Tadschikistan schildern in Romanen und Erzählungen R Dschalil, D. Ikrami, S. Ulughsade, H. Karim unter anderem. Als Lyriker sind zu nennen P. Sulaimani, M. Mirschakar, A. Schukuhi, B. Rahimsade. Das Thema des Großen Vaterländischen Krieges bearbeiten im Roman F. Nyasi, in Gedichten Lahuti, R. Osod unter anderem Probleme der neuesten Zeit behandeln die Erzähler F. Muhammadijew, S. Tursun, Sorbon; in Poesie und Drama M. Kanoat, G. Mirsa, F. Ansari, L. Scherali unter anderem. Die reich-tadschikische Folklore wird seit dem 19. Jahrhundert gesammelt.

Musik: Das tadschikische Volkslied ist einstimmig, die Tonleitern sind diatoilisch. Die Tadschiken benutzen Volksmusikinstrumente, die auch in anderen Gebieten Mittelasiens, zum Beispiel bei den Kasachen und Turkmenen, verbreitet sind. Die Klassiker der tadschikischen Dichtung des Mittelalters waren zugleich auch Musiker. Das klassische Denkmal des musikalisch-dichterischen Schaffens der Tadschiken (und Usbeken) ist der im 16. Jahrhundert entstandene Schaschmakom, ein Zyklus von 6 mehrsätzigen vokalinstrumentalen Suiten. Seit der Oktoberrevolution werden in der T. SSR-auch der mehrstimmige Gesang und die musikalische Bühnenkunst gepflegt. Namhafte Komponisten der Gegenwart sind S. Saifiddinow und S. Schachidi. Zentrum des tadschikischen Musiklebens wurde Duschanbe (Philharmonie, gegründet 1937; Oper, gegründet 1940). Es entstand ein Netz von Musikschulen.

Tadschiken: iranischsprachiges Volk (2,7 Millionen;), außerdem im Norden Afghanistans (3,5 Millionen), in Iran und in der VR China.