Sudan

Sudan: Großlandschaft in Afrika, die sich südlich der Sahara mit wechselnder, im Mittel 1000 km betragender Breite und einer West-Ost-Erstreckung von 5800 km von Kap Verde bis zum Fuß des Äthiopischen Hochlandes ausdehnt; unterteilt in östlichen Sudan (Republik Sudan), mittleren Sudan (Zentralafrikanische Republik, Südteil von Tschad) und westliche Sudan (nahezu alle Staaten Westafrikas); etwa 4,5 Millionen km2, 50 Millionen Einwohner. Der Sudan umfasst mehrere 250 bis 400 m über dem Meeresspiegel gelegene Beckenlandschaften (Niger-, Tschad-, Weißnilbecken), die durch Schwellen oder aufgesetzte Bergländer (größte Erhebung Dschebel Marra (3088 m) in der Darfur-Schwelle) voneinander getrennt sind. Klimatisch gehört er zum Sommerregengebiet der Randtropen mit zweimonatiger Trockenzeit im Süden, die sich nach Norden bis auf insgesamt 10,5 Monate verlängert. entsprechend den klimatischen Gegebenheiten herrscht im Süden baumreiche Savanne vor, die nach Norden in Domsavanne (nach Norden zu immer dürftiger werdend) mit, häufigen Dürren (Sahel) und in Halbwüste übergeht. Die wichtigsten Flüsse sind Nil, Niger, Senegal und Gambia; wichtigster See ist der Tschad. Die Bodenschätze (Gold, Zinn- und Eisenerze, Phosphate, Salze) sind weithin noch unerforscht, die entdeckten nahezu ungenutzt. Im nördlichen Teil des Sudan Weidewirtschaft (Kamelzucht) und Feldbau nur bei Bewässerung, im südlichen Teil Bodenbau und Viehzucht; Gewinnung von Gummiarabikum; Binnenfischerei (Tschad, Niger, Nil).

Sudan, Republik Sudan: flächenmäßig größter Staat Afrikas, im Nordosten des Erdteils gelegen; grenzt im Norden an Ägypten, im Nordosten ans Rote Meer, im Osten an Äthiopien, im Süden an Kenia, Uganda und Zaire, im Südwesten an die ZAR, im Westen an Tschad und im Nordwesten an Libyen; verwaltungsmäßig in 8 Regionen und einen Hauptstadtdistrikt gegliedert. Währung ist das sudanesische Pfund.

Bevölkerung: Etwa 50% gehören zu arabischen Stammesgruppen (besonders im entwickelteren Norden), sonst negroide Stämme, besonders Niloten, Nilo-Hamiten und Bantu (im weniger entwickelten Süden). Amtssprachen sind Arabisch und im Süden Englisch. Am dichtesten sind Teile des Niltals, die Regionen Darfur und Kordofan sowie die Gesira besiedelt. Etwa 20% der Bewohner leben in Städten. Von der Landbevölkerung sind 30% Nomaden oder Halbnomaden.

Natur: Die Oberfläche wird von dem von Nil und seinen Quellflüssen Weißer und Blauer Nil durchflossenen Obernilbecken und von Teilen seiner plateauartigen Randschwellen Äthiopischen Hochland mit Steilabfall zum Roten Meer im Osten, Zentralafrikanische (Mount Kinyeti, 3187 m) und Asandeschwelle im Süden, Darfur- und Libysche Schwelle Vorherrschend sind weite, von einzelnen Bergen und Bergmassiven unterbrochene, 300 bis 1000 m über dem Meeresspiegel gelegene Plateaus. Das im Süden immer feuchte tropische Klima wird nach Norden zunehmend niederschlagsarmer (über 40% des Landes haben arides, knapp die Hälfte semiarides, nur 10% vollhumides Klima). entsprechend wandeln sich die Vegetationszonen von Feuchtsavanne und tropische Regenwald (im äußersten Süden und Osten und in Flusstälern) über Trocken- und Domsavanne (Sahel) bis zur vegetationslosen Wüste im Bereich der Sahara. Reiche Bodenschätze, besonders Erdöl, Eisen, Chrom, Kupfer, Glimmer, Zinn, Blei, Steinsalz, Magnesium, Gold und Uran (zum Teil noch wenig erforscht).

Geschichte: Um 2000 vor Christus wurde Sudan (Nubien) von Ägypten erobert. Um 800 vor Christus entstand in Nordsudan (Zentrum Napata) ein äthiopischer Sklavenhalterstaat. Im 6./7. Jahrhundert Christianisierung Sudans. Seit 8./9. Jahrhundert Eindringen arabischer Beduinenstämme. Um 1500 entstanden an Stelle der christlichen Staaten Muqarra und Aiwa islamisch Sultanate, darunter als bedeutendste Sennar und Darfur. 1819/22 Eroberung Sudans durch Muhammad Ali. 1881/85 Aufstand der sudanesischen Bevölkerung unter Führung Muhammad Ahmads (gen. al-Mahdi) gegen die Ägypter und das Vordringen des britischen Kolonialeinflusses; Sturz der ägyptischen Herrschaft und Errichtung des Mahdi-Staates (1885/98). Nach dessen Niederlage gegen Großbritannien (September 1898) wurde Sudan angloägyptische Kondominium (1899). Die ersten politischen Gruppierungen («Liga der Weißen Flagge» 1923/24) organisierten bewaffnete antibritische Erhebungen. Nach dem 2. Weltkrieg großer Aufschwung der nationalen Befreiungsbewegung; 1945 Herausbildung der ersten bürgerlichen Parteien: Umma-Partei und Ashigga (ab 1952 Nationale Unionspartei); 1946 Gründung der KP. 1954 Eröffnung des ersten sudanesischen Parlaments. Am 1.1.1956 Erringung der politischen Unabhängigkeit und Proklamierung der Republik. Nach inneren Auseinandersetzungen übernahm im November 1958 eine reaktionäre Militärjunta unter General Abboud die Macht. Im Oktober 1964 revolutionäre Erhebungen und Sturz des Abboud-Regimes. Am 25.5.1969 rief ein Revolutionärer Kommandorat (Abkürzung RKR) unter G. M. an-Nimeri die Demokratischen Republik Sudan aus und leitete demokratische Umgestaltungen im Innern sowie eine progressive Außenpolitik ein. Gegen die zunehmende Rechtsentwicklung des, RKR unternahm im Juli 1971 eine Gruppe von nationaldemokratisch und patriotisch gesinnten Offizieren einen Staatsstreich. Nach dessen Scheitern wurde die KP der Beteiligung beschuldigt, und ihre Mitglieder und andere demokratische Kräfte wurden schweren Repressalien ausgesetzt. Gleichzeitig proklamierte an-Nimeri die Gründung der sudanesischen sozialistischen Union (Abkürzung SSU), als einziger legaler politischer Organisation des Landes. Im September 1971 Einführung des Präsidialregimes und Wahl an-Nimeris zum Präsidenten der Republik. Die im Februar 1972 in Addis Abeba vereinbarte Kompromissregelung (Gewährung der regionalen Selbstverwaltung der Südprovinzen) mit der separatistischen Bewegung Südsudans führte zur zeitweiligen Beendigung der militärischen Auseinandersetzungen im Süden des Landes. Verstärkung der Zusammenarbeit Sudans mit imperialistischen Staaten und mit Ägypten. Die zunehmende Verschlechterung der materiellen Lage der Völksmassen als Folge der völligen Unterordnung Sudans unter das Diktat imperialistische Monopole führte im August 1979 sowie Ende 1981/Anfang 1982 zu mächtigen Volksaktionen und Streikbewegungen, die blutig niedergeschlagen wurden. Präsident an-Nimeri löste das Parlament auf, bildete die Regierung um und setzte eine neue Führung der SSU ein. Gegen die Unterhöhlung des Autonomiestatus, unter anderem durch die Aufteilung des Südens in 3 separate Regionen (Juni 1983) und die Einführung des islamischen Rechts im ganzen Land (September 1983), formierten sich in Südsudan mehrere Oppositionsgruppierungen, unter ihnen die im Mai 1984 gegründete «Bewegung für die Befreiung des sudanesischen Volkes» und ihr militärischer Flügel, die Volksbefreiungsarmee unter J. Garang. Im April 1984 Verhängung des Ausnahmezustandes für Sudan Der Aufschwung der Volksbewegung gegen das Nimeri-Regime im März 1985 unter Leitung der «Allianz der patriotischen Kräfte zur Rettung des Vaterlandes» führte am 6.4.1985 zum Sturz des Regimes. Die Macht übernahm ein 15köpfiger Provisorischer Militärrat unter General Abdel Rahman Muhammad Hussain Sewar ad-Dahab, der das Parlament und die SSU auflöste, eine Übergangsregierung einsetzte und im Oktober 1985 eine neue Verfassung Unterzeichnete. Im April 1986 fanden Parlamentswahlen statt, zu denen erstmals seit 1972 wieder mehrere Parteien zugelassen waren. Die beiden führenden Parteien, die Umma-Partei und die Demokratische Unionspartei, einigten sich über die Bildung einer Zivilregierung unter Ministerpräsident Sadeg al-Mahdi; Vorsitzender des Obersten Rates (Staatschef) wurde Ahmed al-Mirghani.