Struktur

Struktur: 1. allgemein Bau; Gefüge, Sinngefüge; innere Gliederung; Anordnung.

2. Chemie: chemische Struktur.

3. Kybernetik: Gesamtheit der Kopplungen beziehungsweise Beziehungen zwischen den Elementen eines Systems.

4. Mathematik: eine Menge, Träger der Struktur genannt, zusammen mit einem System von Relationen und Operationen von beliebiger endlicher Stellenzahl in dieser Menge; spezielle Struktur sind die algebraischen Struktur, in denen nur Operationen vorhanden sind, und die Relationale oder Relative, in denen nur Relationen vorhanden sind. Siehe auch universelle Algebra.

5. Petrographie: Gefüge.

Strukturalismus: besonders in Westeuropa (insbesondere in Frankreich) nach dem 2. Weltkrieg verbreitete geistige Strömung, die im methodologischen Denken eine strukturale (auch «systerüat.») Betrachtungsweise unter Verzicht auf die historische praktiziert und die Geschichte auf ahistorische Grundstrukturen zurückführen will. Der Strukturalismus entstand in Fortführung der Arbeiten F. de Saussures (1857-1913) als eine sprachwissenschaftliche Methode, die die historisch-genetische Betrachtung der Sprache durch die strukturale ersetzt. Er fand Verbreitung in Anthropologie, Wissenschaftstheorie, Literaturtheorie, Psychologie, Ethnologie, Soziologie und Philosophie.

Strukturboden, Frostmusterboden, Lockermaterialdecken, deren gröbere und feinere Gesteinskomponenten durch Prozesse der Kryoturbation im Bereich der Auftauschicht über Frostboden horizontal und vertikal zu verschiedenartigen Mustern sortiert sind, so zum Beispiel zu vieleckigen Steinpolygonen und Steinringen mit eingeschlossenen Feinerdekernen sowie unter Mitwirkung der Makrosolifluktion zu hangabwärts gerichteten Steinstreifen. Dem Strukturboden verwandt sind die Schichtdeformationen aufweisenden Taschen-, Würge- und Brodelböden. Strukturböden sind in den polaren und subpolaren Zonen sowie im hochkontinentalen Klima der mittleren Breiten auf der Nordhalbkugel und in der Frostschuttstufe der Hochgebirge verbreitet.

Struktureffekt: Produktions- und Effektivitätszuwachs, der sich aus einer verbesserten Struktur der Volkswirtschaft ergibt. Der Struktureffekt beruht auf der objektiven Verflechtung von Strukturen und drückt die Abhängigkeit der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion von der Proportionalität, Kontinuität und Kombination zwischen den Stufen des arbeitsteiligen Reproduktionsprozesses aus. Strukturveränderungen werden unter dem Gesichtspunkt einer Erhöhung des Struktureffektes in der Volkswirtschaft vorgenommen; die Produktions-, Ressourcen-, Exportstrukturen unter anderem sind planmäßig so festzulegen, dass mit möglichst geringem Aufwand ein volkswirtschaftlich bedeutender Leistungszuwachs gesichert wird.

Strukturelle Linguistik: Disziplin der Sprachwissenschaft, die die Sprachstruktur erforscht; ihre Ergebnisse dienen unter anderem der exakten Beschreibung des grammatischen Baues der natürlichen Sprachen, aber auch angewandten Bereichen wie dem Sprachunterricht, der automatischen Übersetzung, der automatischen Informationsübertragung und -speicherung sowie der Dechiffriertechnik.

Strukturell-funktionale Analyse: verbreitete Richtung der bürgerlichen Soziologie, die in unterschiedlicher Varianten versucht, die Gesellschaft ahistorisch-systemtheoretisch darzustellen, um die spätkapitalistische Klassengesellschaft zu rechtfertigen und Techniken zu ihrer Stabilisierung zu entwickeln.

Strukturerhaltungszeit, Wiederbelebungszeit: Periode vom Beginn der Unterbrechung der Blutzufuhr zu einem Organ oder Gewebe bis zu dem Zeitpunkt, über den hinaus eine Wiederbelebung der Zelltätigkeit unmöglich geworden ist. Für das Gehirn beträgt die Strukturerhaltungszeit 5 bis 10 min, für das Herz bis zu 30 min.

Strukturkarte: Teil des bergmännischen Risswerkes zur Suche und Erkundung von Erdöl- und Erdgaslagerstätten. Die Strukturkarte enthält Isobathen, die lokale Hochlagen abbilden, in denen sich Lagerstätten befinden können. Hinweise dafür geben geophysikalische Anomalien.