Stillleben

Stillleben: (Lehnübersetzung von still life, englisch, «stilles Leben») Darstellung lebloser oder unbewegter Gegenstände, die aus der unmittelbaren Umwelt des Menschen herausgehoben und zu künstlerischen Wirkung zusammengeordnet sind. Mit dem Erfassen der materiellen Eigenschaften der Dinge und der Schönheit ihrer räumlichen, formalen sowie farbliche Beziehungen und Harmonie trägt das Stillleben zur ästhetischen Aneignung der Wirklichkeit bei. Das Interesse am Stillleben und dessen schrittweise Verselbständigung zur spezifischen Gattung hängt eng mit der Entwicklung des Realismus zusammen. Das Stillleben erfüllt vorrangig eine dekorative Funktion, nimmt aber auch bewusst oder unbewusst sinnbildliche Bezüge auf. So können Blumenstillleben, Früchtestillleben, Küchenstück, Jagdstück, Darstellungen von gedeckten Tischen oder Kostbarkeiten auf Wachstum, Fruchtbarkeit, Lebensgenuss hinweisen; Stillleben mit Büchern, wissenschaftlichen oder Musikinstrumenten auf Wissenschaft und Kultur; Stillleben mit Totenschädel, Uhr, überreifen Früchten, verblühenden Blumen auf die Vergänglichkeit (Vanitas Stillleben). Vereinzelt schon in der Antike auftretend, erschien das Stillleben erst im 15. Jahrhundert wieder als Zeichen einer neuen Wirklichkeitsnähe. Seit der Renaissance wurde es selbständiges Bildmotiv (J. de Barbari, L. Cranach, A. Dürer). Im Barock wurde das Stillleben mehr und mehr zum Mittel, Pracht und Reichtum der feudalen Herrscher darzustellen. Am reichsten entfaltete es sich in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhundert (W. Kalf, F. Snyders, J. D. de Heem unter anderem). Diese bürgerliche Stilllebenmalerei wurde im 18. Jahrhundert von J. B. Stillleben Chardin fortgesetzt. Eine bedeutende Rolle spielt die Stilllebenmalerei wieder seit Ende des 19. Jahrhundert (P. Cézanne, V. van Gogh; Kubismus, Neue Sachlichkeit).