Stern

Stern: im Allgemeinen Sprachgebrauch jeder am Nachthimmel sichtbare Himmelskörper außer dem Mond; in der Wissenschaft eine heiße Gaskugel von der Art der Sonne, in deren Innerem Energie durch Kernfusion freigesetzt wird oder in der Vergangenheit freigesetzt wurde (siehe auch Bethe-Weizsäcker-Zyklus, Proton-Proton-Reaktion). Wegen der großen Entfernung erscheinen die Sterne punktförmig, und ihre Eigenbewegung ist nur über längere Zeiträume hinweg feststellbar, weshalb man sie früher im Unterschied zu den Planeten oder Wandelstern als Fixstern bezeichnete. Die Sterne werden nach ihrer Helligkeit in Größenklassen, nach ihrem Spektrum in Spektralklassen eingeteilt. Nur für die hellsten Sterne sind heute noch Eigennamen überwiegend arabischen Ursprungs in Gebrauch. Die helleren der mit bloßem Auge sichtbaren rund 5000 Stern bezeichnet man etwa in der Reihenfolge abnehmender Helligkeit durch kleine griechischen Buchstaben und den Genitiv des lateinischen Namens des Sternbildes, zu dem sie gehören (zum Beispiel a Centauri). Die Anzahl der Stern nimmt mit abnehmender Helligkeit rasch zu. Es gibt etwa 330000 Sterne heller als 10. Größe; dagegen sind auf Himmelsaufnahmen, die bis zur 20. Größe reichen, 1 Md. sichtbar. Alle diese Sterne bilden mit 150 Md. weiteren das Milchstraßensystem. Die äußere Beschaffenheit eines Sterns wird durch die Zustandsgrößen beschrieben und deren gegenseitige Abhängigkeit in Zustandsdiagrammen, z. B, dem Hertzsprung-Russell-Diagramm, dargestellt. Man unterscheidet erstens Riesensterne und Zwergsterne, die bei gleicher Spektralklasse verschiedene Durchmesser und Leuchtkräfte haben. Ein Stern, dessen Helligkeit schwankt, heißt Veränderlicher. Hierzu gehören zum Beispiel die neuen Sterne (Nova, Supernova). Etwa die Hälfte aller Sterne sind Doppelsterne oder Mehrfachstern. Die chemische Zusammensetzung der Sternmaterie kann man für die äußeren Schichten (Sternatmosphäre) direkt aus der Intensität der Spektrallinien in den Sternspektren ableiten. Danach bestehen sie überwiegend aus Wasserstoff und Helium. Der innere Aufbau eines Sterns wird mittelbar über die Aufstellung von Sternmodellen erschlossen. Druck und Temperatur wachsen zum Sternmittelpunkt stark an. Außergewöhnliche Materiezustände haben weiße Zwerge und Neutronensterne. Siehe auch Sternentwicklung.

Sternassoziation: gemeinsam entstandene, lose Gruppe junger Sterne einer bestimmten Spektralklasse.

Sternbewegung: die scheinbare Ortsveränderung eines Sterns an der Himmelskugel beziehungsweise die wahre Ortsveränderung im Raum. Die scheinbare tägliche Bewegung der Sterne auf einem Parallelkreis zum Himmelsäquator wird durch die Erdrotation hervorgerufen. Eine scheinbare Sternbewegung ist auch die parallaktische Bewegung, die durch den Umlauf der Erde um die Sonne entsteht. Die wahre Sternbewegung relativ zu den umgebenden Sternen nennt man Pekuliarbewegung.

Sternbild: ursprünglich die bildhafte Zusammenfassung benachbarter Sterne; in der heutigen Astronomie ein Gebiet am Sternhimmel. Es gibt 88 Sternbilder. Die helleren Sterne eines Sternbildes werden (ungefähr) in der Reihenfolge abnehmender Helligkeit durch griechische Buchstaben bezeichnet. Nach der Lage zum Himmelsäquator unterscheidet man nördlichen Sternbild, südlichen Sternbild und Sternbild der Äquatorzone-, nach der unterschieden jahreszeitlichen Sichtbarkeit am Abend Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintersternbilder.

Sternfotometer: Gerät zur Messung der Helligkeit von Sternen, im Allgemeinen mit Fotovervielfacher.

Sternhaufen: Ansammlung einer größeren Anzahl gemeinsam entstandener Sterne. Offene Sternhaufen haben 10 bis einige 1000 Mitglieder und Durchmesser zwischen 3 und 50 ly. Ihr Alter schwankt zwischen 1 Millionen und 10 Md. Jahren. Sie befinden sich im Milchstraßensystem nahe der galaktischen Ebene. Kugelsternhaufen sind kugelsymmetrisch gebaut, enthalten 50000 bis 50 Millionen Sterne und haben Durchmesser zwischen 50 und 600 ly. Sie gehören zu den ältesten Objekten im Milchstraßensystem und sind in einem fast kugelförmigen Raum von 150000 ly Durchmesser verteilt.

Sternkarte, Himmelskarte: Zeichner, oder fotografische Darstellung eines Teils des Sternhimmels. Mehrere zusammengehörige Sternkarten bilden einen Sternatlas. Der älteste größere Sternatlas ist die 1603 von J. Bayer herausgegebene «Uranometria Nova». Die Sternkataloge «Bonner Durchmusterung» und die sie am Südhimmel ergänzende «Cordoba-Durchmusterung» enthalten die umfangreichsten gezeichneten Sternkarte mit Sternen bis zur Größe 9“5. Von den modernen fotografischen Sternatlanten ist der «Palomar Observatory Sky Survey» (1954) der bekannteste. Er zeigt Sterne bis zur Größe 21m.

Sternkatalog: systematisch geordnetes Sternverzeichnis. Der älteste erhaltene Sternkatalog ist im Almagest überliefert und enthält 1025 Sterne. Sternkatalog, die alle Sterne bis zu einer bestimmten Größe enthalten, heißen Durchmusterungen. Die 1862 von F. W. Argelander beendete «Bonner Durchmusterung» enthält alle Sterne nördlich von -1° Deklination und heller als 9™5, insgesamt 324189 Sterne. Daneben gibt es Positionskataloge, die die Koordinaten der Sterne mit größtmöglicher Genauigkeit enthalten, Spektralkataloge mit Angaben über Sternspektren und Kataloge von Doppelsternen, Veränderlichen, Sternhaufen, Nebeln und so weiter

Sternschnuppe: kleines Meteor; der Sandkörnchen große Körper verdampft meist in einer Höhe von 80 bis 120 km.

Sternstrom, Bewegung Sternhaufen: Gruppe von Sternen, die sich auf parallelen Bahnen und mit gleicher Geschwindigkeit durch den Raum bewegen. Der Punkt, in dem die Bahnen der Mitglieder eines Sternstroms am Himmel zusammenlaufen, heißt Vertex oder Fluchtpunkt.

extragalaktisches Sternsystem: nicht zum Milchstraßensystem gehörige, aber ihm wesensgleiche Gesamtheit von einigen Millionen bis zu vielen Milliarden Sternen, auch Galaxis oder Galaxie genannt. Wegen ihrer nebligen Erscheinung im Fernrohr bezeichnete man die extragalaktischen Sternsysteme früher auch als extragalaktische Nebel. Nach ihrer Form und Struktur unterscheidet man elliptische Galaxien, die aus einer ellipsoid. Sternansammlung ohne erkennbare innere Struktur bestehen, Spiralgalaxien oder -nebel, bei denen die Sterne in einer Scheibe angeordnet sind, wobei die jungen Sterne und die interstellare Materie ein Spiralmuster bilden, und irreguläre Galaxien, in denen kein großräumiger Ordnungszustand zu erkennen ist. Der Andromedanebel ist die uns am nächsten gelegene große Spiralgalaxis in der Lokalen Gruppe. Zahlenmäßig überwiegen die kleinen extragalaktischen Sternsysteme im Weltall, vor allem die Zwerggalaxien. Viele extragalaktische Sternsysteme zeigen, vor allem in ihren Kernregionen, starke Aktivitäten, wie Explosionen und Materieauswurf und erhöhte Röntgen-, Infrarot- und Radiostrahlung. Typische Vertreter aktiver extragalaktischer Sternsystem sind die Seyfert-Galaxien und die Radiogalaxien (Radioquelle). Die extrem hellen und aktiven Kerne sehr entfernter extragalaktischer Sternsystem sind die Quasare. Siehe auch Galaxienhaufen.

Sternwarte: Einrichtung zur Beobachtung der Gestirne, aber auch für theoretische astronomische Arbeiten. Sternwarten werden heute meist außerhalb größerer Ortschaften und auf Bergen gebaut, um Störungen der Beobachtungen durch Dunst und Streulicht zu vermeiden. Die größeren Teleskope sind in Gebäuden mit einer halbkugelförmigen drehbaren Kuppel untergebracht. Es gibt etwa 300 wissenschaftlich tätige Sternwarten.

Sternwind: von einem Stern in mehr oder weniger alle Richtungen ausgehender Plasmastrom.

Sternzeituhr: in Sternwarten, Instituten und Observatorien verwendete Uhr, die die Tageslänge nach der wirklichen Umdrehungsdauer der Erde um die eigene Achse misst. 24 Sternzeitstunden entsprechen nach der Normalzeit (mittlere Sonnenzeit) 23 h 56 min 4,091 s. Siehe auch astronomische Uhr.