Stenografie

Stenografie, (griechisch, eigentlich «Engschrift») Kurzschrift: eine neben der allgemein benutzten Schreibschrift (der Kurrentschrift) geschaffene Kunstschrift mit besonderen Zeichen und besonderen Regeln zur Erzielung einer erheblichen Schriftkürze. In der älteren Zeit der Entwicklung der Stenografie waren altrömische und altgriechische Systeme bekannt, die für die damaligen Schrift- und Verkehrssprachen, Latein und Griechisch, berechnet waren und unter dem Namen antike Tachygraphie zusammengefasst werden. Die römische Tachygraphie, eine Wortsigelschrift aus dem 1. Jahrhundert vor Christus, die seit etwa 1550 nach ihrem Erfinder Marcus Tullius Tiro (etwa 103-4 vor Christus) die Benennung Tironische Noten erhielt, war das einzige Kurzschriftsystem, das zu Beginn unserer Zeitrechnung existierte und seit dem 3./4. Jahrhundert zur Silbenschrift entwickelt wurde. Aus dem 2. Jahrhundert stammen die ersten sicheren Nachrichten über eine griechische Kurzschrift. Charakteristisch für die Übergangszeit von der antiken zur modernen Stenografie (etwa 1100 bis 1602) sind Abkürzungen der Kurrentschrift, oft als Abbreviaturen oder Brachygraphie bezeichnet. Die moderne Stenografie ist eine Buchstaben-Stenografie, begründet 1602 von J. Willis (geometrische Stenografie). Das erste kursive Stenografiesystem, bei dem die Zeichen aus Teilen der Kurrentschrift bestehen, schuf F. X. Gabelsberger. Als bekannteste deutsche Stenografiesysteme folgten die vokaldeutenden Systeme von W. Stolze (1841 und 1845), die Stenotachygraphie (1875) von A. Lehmann, die Phonographie (1875) von K. Faulmann, die «Vereinfachte deutsche Stenographie» (1887) von F. Schrey in Zusammenarbeit mit C. Johnen und A. Socin, die «Vereinfachte deutsche Stenographie, Einigungssystem Stolze-Schrey» (1897), ferner die vokalschreibenden Systeme von L. Arends, dem Begründer der vokalschreibenden Richtung («Vollständiger Leitfaden einer rationellen Stenographie oder Kurzschrift», 1860), sowie die Systeme von H. Roller (1875), J. Brauns (1888), K. Scheithauer (1896) und die sogenannte «Nationalstenographie» (1898) der Brüder A. und F. von Kunowski. Gabelsbergers «Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst oder Stenographie» (1834) und seine «Neuen Vervollkommnungen in der deutschen Redezeichenkunst» (1843) waren richtungweisend und bilden mit dem System Stolze-Schrey die Grundlage für das 1924 geschaffene Einigungssystem «Deutsche Einheitskurzschrift». Für dieses System wurde 1936 eine neue «Urkunde der Deutschen Kurzschrift» mit Vereinfachung und Neueinteilung des Systems herausgegeben. 1956 folgte eine Neugliederung des Lehrstoffs.

Stenografiermaschine: Schreibmaschine zur Aufzeichnung von Diktaten, Reden, Diskussionen u. ä. auf einem fortlaufenden Papierstreifen bei Abkürzung der Silben nach phonetischen Gesichtspunkten, gleichzeitigem Anschlägen mehrerer Tasten und Wegfall der Umschaltung; Leistung S 400 Silben/min.