Spiel

Spiel:

1. soziales Verhalten: das neben den notwendigen Tätigkeiten zur Existenzsicherung eine wichtige Form der Persönlichkeitsentwicklung der Menschen ist. Spiel tritt als freie und selbstgewählte Tätigkeit in Erscheinung, der das Bedürfnis nach Betätigung der eigenen körperlichen und geistigen Kräfte (Spieltrieb) zugrunde liegt. Spiel ist in der Kulturgeschichte aller Gesellschaften formenreich ausgebildet, sichert Sozialkontakt, erfüllt ideologische Funktionen, dient der Ausbildung individueller Fähigkeiten, der Erholung und Unterhaltung und ist eine Form des Selbstgenusses. Spiel verläuft meist nach festen Regeln relativ abgehoben vom übrigen Sozialverhalten, aber eingefugt in die Gesamtheit der gesellschaftlichen Lebensweise. In der Pädagogik Form der aktiven Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt; dient dem Kennenlernen von Gegenständen und Erscheinungen der Natur und Gesellschaft, dem Erwerb von Erfahrungen, der Ausbildung von Charakter- und Verhaltenseigenschaften (vor allem Konzentration, Ausdauer, Selbständigkeit und Schöpfertum) und der Festigung der Gesundheit; wird mit zunehmendem Alter immer stärker mit Formen bewusster Lern- und Arbeitstätigkeit durchdrungen und wandelt sich zu sinnvoller, aktiver Freizeitgestaltung. Im Sport leistungsbetonte Körperübung als Einzel-, Doppel- beziehungsweise Mannschaftsspiel (mit Klasseneinteilung). Die Sportspiele werden entsprechend ihrer Spielidee unterteilt in Tor-, Mal- und Korbspiele:

a) mit Körperbehinderung (American Football, Eishockey, Fußball, Handball, Hurling, Lacrosse, Rugby, Wasserball),

b) ohne Körperbehinderung (Bandy, Basketball, Hockey, Korbball, Polo, Radball, Radpolo, Raffball, Rollhockey); in Rückschlagspiele:

a) Einzel- und Doppelspiele (Federball, Indiaca, Pelota, Squash, Tennis, Tischtennis),

b) Mannschaftsspiele (Faustball, Volleyball); in Schlagball- oder Abwurfspiele (Baseball, Kricket, Schlagball, Softball) sowie in Ziel- und Treibspiele (Billard, Boccia, Eisstockschießen, Golf, Gorodki, Kegeln, Schleuderball). Spiele sind ein bedeutendes erzieherisches und körperbildendes Kulturelement. Ein geordneter Spielverlauf wird durch Spielregeln gewährleistet. Unterschieden werden unter anderem Freundschafts-, Punkt-, Pokal-, Auswahl- und Repräsentativspiel.

2. Elektrotechnik: Betriebsart.

3. Maschinenbau: größter Wert der möglichen relativen Verschiebung zweier in einem geometrischen System gekoppelter Teile. Für Rundpassungen ist Spiel die Differenz der Maße von Bohrung und Welle, wenn das Maß der Bohrung größer ist als das der Welle. Im umgekehrten Fall ergibt sich Übermaß.

Spieldose: mechanisches Musikinstrument, das mit mechanischen Mitteln Musikstücke selbsttätig wiedergeben kann. Im 19. Jahrhundert wurden für die Spieldose mit Häkchen versehene Metallscheiben entwickelt, die die Zinken eines Metallkamms anzupfen; Antrieb erfolgt im Allgemeinen mit Handkurbel.

Spielmannsdichtung: Spielmannsepos und Spruchdichtung seit 9., besonders im 12./13. Jahrhundert; eine Hauptrichtung der mittelhochdeutschen Dichtung; benannt nach dem nichtadligen, wenig gebildeten «spileman», der, Nachfolger des westgermanischen Skop, als Vermittler und Schöpfer vor allem germanische Heldendichtungen, aber auch orientalischer und antiker Literatur angesehen wurde. Im Gegensatz zu den höflichen Artusepen will die Spielmannsdichtung vor allem unterhalten, weniger belehren; charakteristisch sind die Freude am volkstümlich breiten, oft phantastisches Fabulieren, derbe Komik, stereotype Formeln und die unmittelbare Hinwendung an die Zuhörer. Zu den bedeutendsten Werken gehören König Rother, Herzog Ernst, Salman und Morolf (knüpft an jüdisch-byzantinische Entführungssage an) und Orendel (verbindet Ritterabenteuer und Heiligenlegende). Die Spielmannsdichtung war bis ins Spätmittelalter außerordentlich beliebt.

Spielregeln: Sportspiele von der zuständigen Internationalen Föderation erlassene Wettkampfbestimmungen bezüglich Anlagen, Geräte, Mannschaften, Spielzeit, Tor- oder Punktgewinns, erlaubter und unerlaubter Spielhandlungen, Strafen unter anderem Siehe auch Wettkampfbestimmungen.

Spieltheorie: mathematische-kybernetische Theorie zur Analyse von Konfliktsituationen, insbesondere zur Ermittlung optimaler Strategien im Wettbewerb gegen einen oder mehrere rational handelnde Gegenspieler (Zwei- und Mehrpersonenspiele). Siehe auch Minimax Strategie.