Spanien

Spanien, Königreich Spanien: Staat in Südwesteuropa, nimmt etwa 80% der Pyrenäenhalbinsel ein, im Mittelmeer die Inselgruppe der Balearen und vor der Küste Afrikas die kanarischen Inseln. Nachbarstaaten sind im Nordosten Frankreich und Andorra, im Westen Portugal; auf spanischen Boden liegt östlich von Algeciras, an der Straße von Gibraltar, die britische Kolonie Gibraltar. Angrenzende Meere sind der Atlantik mit dem Golf von Biscaya im Norden und dem Golf von Cádiz im Südwesten sowie das Mittelmeer im Osten und Südosten. Spanien umfasst 17 Regionen, die verwaltungsmäßig in 50 Provinzen gegliedert sind; abhängige Gebiete in Nordafrika: 31 km2, 180000 Einwohner, bestehend aus Ceuta und Melilla an der marokkanischen Mittelmeerküste, deren Rückgabe von Marokko gefordert wird. Währung ist die Peseta.

Bevölkerung

Etwa 70% der Einwohner sind Spanier. Spanisch ist Amtssprache. In Spanien gibt es etwa 2,4 Millionen Analphabeten. Andere Völker mit eigenen Sprachen sind Katalanen (etwa 6 Millionen), Basken (etwa 1 Millionen) und Galicier (etwa 2,8 Millionen). Ihr Kampf für nationale Autonomie im Rahmen des spanischen Staates zeigte seit 1977 Erfolge. Die Regionen an der Nord- und Nordwestküste, Katalonien und Valencia sind viel dichter bevölkert als die im Landesinneren (mit Ausnahme der Region Madrid). Eine hohe Bevölkerungsdichte weisen die Balearen und die kanarischen Inseln auf 73% der Bevölkerung wohnen in Städten. Die Arbeitslosenzahl beträgt etwa 2,5 Millionen. Bei den etwa 3 Millionen im Ausland (besonders in den Ländern Westeuropas) lebenden Spaniern handelt es sich vor allem um Fremdarbeiter und deren Familienangehörige. Mit zunehmender Verschärfung der allgemeinen Wirtschaftskrise steigt die Zahl der Rückwanderer.

Natur - Oberfläche

Hauptsächlich wird Spanien von der Hochebene der Meseta (500 bis 1000 m) eingenommen, die vom Kastilischen Scheidegebirge (bis 2592 m) in Altkastilien und Neukastilien mit der La-Mancha-Steppe geteilt wird; im Norden das Kantabrische Gebirge (bis 2648 m); zwischen dem Iberischen Randgebirge (bis 2313 m), den Pyrenäen (bis 3404 m) und dem Katalonischen Küstengebirge (bis 1712 m) das Ebrobecken; im Süden zwischen der Sierra Morena (bis 1323 m) und der Cordillera Penibética mit Sierra Nevada (im Mulhacén 3481 m) das Becken des Guadalquivir (Andalusische Tiefland).

Das Klima ist an der Küste des Atlantiks feucht und mild mit einem Jahrestemperaturmittel von etwa +12°C, auf der Meseta und im Ebrobecken trägt es kontinentale Züge, das heißt im Sommer heiß und trocken (Julimittel +24°C), im Winter kühl (Januarmittel +5°C); in den Küstengebieten im Osten und Südosten herrscht Mittelmeerklima mit fast regenlosen Sommern. In Sevilla beträgt das Jahrestemperaturmittel etwa +19°C. Die höchsten Niederschläge fallen im Nordwesten, die niedrigsten im Ebrobecken und im Südosten.

Gewässer

Von den wichtigsten Flüssen münden Duero, Tajo, Guadiana und Guadalquivir in den Atlantik, der Ebro in das Mittelmeer; sie werden zur Gewinnung von Hydroenergie und zur Bewässerung genutzt.

Die Vegetation ist an der Süd- und Ostküste mediterran, im Norden und Nordwesten befinden sich sommergrüne Laubwälder, sonst überwiegen Steppen. Spanien ist reich an Bodenschätzen, vor allem Stein- und Braunkohle, Erdöl, Pyrit, Eisen-, Zink-, Blei-, Kupfer-, Titan-, Antimon-, Uran-, Wolframerz (größtes Vorkommen in Europa), Stein- und Kalisalz sowie Quecksilber (größte Vorkommen der Welt in Almaden).

Geschichte

Urgesellschaft und Sklaverei Gesellschaft. Als Ureinwohner gelten die Iberer, die mit den um 800 vor Christus über die Pyrenäen vordringenden Kelten verschmolzen (Keltiberer). Im 11. /10. Jahrhundert vor Christus gründeten Phöniker an der spanischen Ost- und Südküste Malaca (Málaga), Gadir (Cádiz) und andere Städte. Ihnen folgten im 7. Jahrhundert die Griechen, im 6./3. Jahrhundert die Karthager. Nach dem 2. Punischen Krieg (218/201) kam Spanien an die Römer, die 197 vor Christus die Provinzen Hispania ulterior und Hispania citerior einrichteten und Sklavenhalterordnung sowie römische Kultur durchsetzten. Im 3. Jahrhundert n. Chr. fielen Franken, ab 409 Sueben, Alanen, Wandalen und Westgoten in Spanien ein, parallel dazu breitete sich das Christentum aus. Herausbildung und Entfaltung des Feudalismus. Kurzlebigen Staaten germanischer Stämme folgte 418/711 die Herrschaft der Westgoten. In dieser Zeit bildeten sich frühfeudale Verhältnisse heraus (Verfall der Sklaverei, Entstehung des Erbadels und der Leibeigenschaft). 711/18 zerschlugen die Mauren das Westgotenreich und gründeten 756 das Emirat von Córdoba (ab 929 Kalifat); es begann ein ökonomischer und kultureller Aufschwung. Der Islam ersetzte die bisherige christliche Staatsreligion besonders im Süden und Südosten. Die größte militärische Machtentfaltung der Mauren in Spanien wurde durch die Feldzüge Almansors («der Siegreiche») erreicht (Eroberung von Barcelona 985, Zaragoza, Coimbra und Santiago). Von Asturien aus begann im 8. Jahrhundert die Reconquista (Wiedereroberung). Im Verlaufe dieser feudalen Expansions- und Siedlungsbewegung entstanden selbständige frühfeudale christliche Staaten (León, Kastilien, Aragonien, Navarra unter anderem), größte politische Bedeutung gewann Kastilien. Nach Eroberung von Córdoba (1236), Sevilla (1248) und Cádiz (1262) beschränkte sich die Macht der Mauren auf das 1235 entstandene Emirat von Granada. Die dynastische Verbindung der beiden größten Teilreiche Kastilien und Aragonien (1469 Heirat Isabellas I. und Ferdinands II.) und deren Vereinigung 1479 schufen die Basis des einheitlichen spanischen Staates. Gestützt auf Städte, Kleinadel und katholische Kirche, konnte das Herrscherpaar den Widerstand des Separatist Hochadels brechen. Mit Eroberung Granadas 1492 fand die Reconquista ihren Abschluss. Ferdinand und Isabella forderten die geographischen Entdeckungen (1492 Entdeckung Amerikas) und die einsetzende Conquista Amerikas. Die Kirche begann die Massenaustreibung der Juden und Mauren, was negative wirtschaftliche Folgen für Spanien hatte. Karl I. (1516/56), erster Habsburger auf spanischen Thron und seit 1519 als Karl V. zugleich römisch-deutscher Kaiser, prägte den Absolutismus weiter aus; Spanien wurde des, mit dessen Niederlage in der Schlacht von Villalar (1521) die Städte ihre Selbständigkeit verloren. Das Streben nach einem Weltreich wurde auch nach Abdankung Karls I. und Teilung der Habsburger in eine spanische und österreichische Linie (1555/56) weitergeführt. Spanien und die amerikanischen Kolonien, die Niederlande, Neapel-Sizilien und Mailand kamen an Philipp II. (1556/98), unter dem Spanien zum Zentrum der Gegenreformation wurde. Auf die Eroberung der Philippinen 1565/72, den Seesieg über die Türken bei Lepanto 1571, die Annexion Portugals und seiner Kolonien 1580/81 folgten Niederlagen gegen England (Untergang der Armada 1588) und 1566/81 gegen die niederländischen frühbürgerlichen Revolution.

Die Krise des Feudalismus und der Übergang zum Kapitalismus. Im 17. Jahrhundert beschleunigte sich der Verfall des Feudalismus; 1640 fiel Portugal ab, mit dem Pyrenäenfrieden von 1659 verlor Spanien die Vormachtstellung in Europa an Frankreich. Nach dem Tode Karls n. (1665/1700) begann der Spanische Erbfolgekrieg (1701/14), in welchem sich Philipp V. (1700/46) durchsetzte, der die spanische Linie der Bourbonen begründete. Außenpolitisch war Spanien mit Frankreich liiert. Reformen im Sinne des aufgeklärten Absolutismus (Vertreibung der Jesuiten, Einschränkung der Inquisition und der Mesta, Förderung von Handel und Gewerbe) erreichten unter Karl IH. (1759/88) ihren Höhepunkt, doch brach sie Karl IV. (1788/1808) radikal ab. 1808 wurde Spanien von Frankreich besetzt und Napoleons I. Bruder als Joseph I. König. Die Erhebung des spanischen Volkes gegen die napoleonische Fremdherrschaft mündete in einer bürgerlichen Revolution (1808/14, Verfassung von Cádiz 1812). Nach Wiedererringung der Unabhängigkeit Spaniens dominierte mit Ferdinand VII. (1814/33) die feudalabsolutistische Reaktion. Dagegen richtete sich 1820 ein Militäraufstand unter R. de Riego y Núñez, wodurch eine erneute bürgerliche Revolution (1820/23) eingeleitet wurde. Die militärische Intervention Frankreichs 1823 im Auftrag der Heiligen Allianz erstickte die Revolution. Nach den Siegen der Unabhängigkeitsrevolution in Spanisch Amerika 1810/26 blieben nur Kuba und Puerto Rico unter spanischer Herrschaft. In dem 1833/40 ausgebrochenen Bürgerkrieg (1834/43 dritte bürgerliche Revolution) unterlag die klerikale absolutistische Reaktion um den Thronbewerber Carlos María Isidro de Borbon (Karlisten) dem gemäßigt liberalen Adel und der Großbourgeoisie um Regentin Maria Cristina de Borbón (Cristinos). Gegen die Monarchie richtete sich 1854/56 eine erneute bürgerliche Revolution. Die republikanischen Kräfte wurden jedoch unterdrückt.

Die Krise der Monarchie bewirkte 1868/74 die fünfte bürgerliche Revolution (1873 Proklamation der 1. Spanische Republik). Die Arbeiterbewegung Spaniens nahm einen bedeutenden Aufschwung (1868 Bildung der spanischen Sektion der I. Internationale), allerdings dominierte in dem sozial noch ungefestigten Proletariat der Anarchismus. Dem Zusammenbruch der 1. Republik und der Niederlage der Revolution folgte die Restauration der Bourbonenherrschaft. Die konservative Verfassung von 1876, die beginnende Annäherung zwischen Grundbesitz und Bourgeoisie auf ökonomischer und politischer Ebene, der «Burgfrieden» zwischen Konservativen und Liberalen (El-Pardo-Pakt, 1885) sowie die Verstärkung der Armee sicherten den Fortbestand der Dynastie. Epoche des Imperialismus. Trotz beschleunigter kapitalistischer Entwicklung in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert erfolgte der Übergang zum Imperialismus unter ungünstigen Voraussetzungen (Konservierung der halbfeudalen Agrarstruktur, zunehmende Abhängigkeit vom Auslandskapital, Verfall der Kolonialmachtstellung und permanente Krise der Monarchie). Im Spanisch-Nordamerikanischen Krieg 1898 verlor Spanien seine letzten bedeutenden Kolonien. Spanien begann 1909 einen Aggressionskrieg gegen Marokko (1912 spanisches Protektorat über Nordmarokko). Im 1. Weltkrieg blieb Spanien neutral. Der Einfluss der Oktoberrevolution und die Nachkriegskrise bewirkten den Aufschwung der Arbeiter- und Bauernbewegung (1920 KP gegründet). Nach der Niederlage gegen die Kabylen des marokkanischen Rifgebirges (1921) führte die Krise der Monarchie 1923 zur Diktatur des Generals Primo de Rivera y Orbaneja, der 1930 gestürzt wurde; bei Munizipalwahlen vom 12.4.1931 siegten die Republikaner; die Ausrufung der 2. Spanischen Republik am 14.4.1931 leitete eine demokratische-antiimperialistische Revolution ein (Verfassung vom 9.12.1931: Trennung von Staat und Kirche, Enteignung kirchlicher Kongregationen, Verbot des Jesuitenordens, Beginn einer Agrarreform). In den Corteswahlen (16.2.1936) siegten die Volksfrontparteien (sozialistische Partei, KP, Allgemeiner Gewerkschaftsbund, bürgerlicher Linksrepublikaner, Katalanische Linke), deren Regierung umfangreiche demokratische Reformen einleitete.

Am 18.7.1936 brach ein von Franco und anderen Generalen geführter faschistischer Putsch aus. Es begann der Spanische Freiheitskampf 1936/39 zur Verteidigung der Republik. Der Sieg der Faschisten 1939 und die Errichtung der Franco Diktatur waren von grausamstem Terror besonders gegen die Arbeiterbewegung begleitet; Staatspartei wurde die faschistische Falange Española. Im 2. Weltkrieg war Spanien formell neutral, nahm aber mit der Blauen Division am Kampf gegen die UdSSR teil. Nach 1945 blieb Spanien außenpolitisch isoliert, überließ 1953 den USA Militärstützpunkte. 1955 erfolgte die Aufnahme in die UNO, 1956 die Aufgabe des Protektorats über Nordmarokko. In den 60er Jahren brachen mächtige Streiks gegen die Franco Diktatur aus. Nach Francos Tod (1975) wurde Juan Carlos zum König proklamiert. Im Juli 1976 trat. A. Suárez González an die Spitze der Regierung, die auf Grund des Drucks der Volksmassen (1976 Massenstreiks) eine demokratische Öffnung (1977 Legalisierung aller politischen Parteien und gewerkschaftliche Organisationen, Umbesetzungen in der Armee, Wahlen zu einem Zweikammerparlament, Generalamnestie für politische Gefangene) einleitete. 1977 löste sich die faschistische Falange Partei auf. Katalonien, das Baskenland, Galicien und andere Regionen errangen seit 1977 erneut ihre Autonomie.

Romanik

Die seit dem 11. Jahrhundert selbständige Architektur brachte besonders im Norden großartige Bauten hervor: Wallfahrtskirche von Santiago de Compostela, Königskirche Spanien Isidoro in León, Kathedralen in Salamanca und Zamora. Die Plastik (Pórtico de la Gloria in Santiago de Compostela, Portalschmuck von Spanien Maria in Ripoll) ist baugebunden. Zentrum der Malerei war Katalonien (bedeutende Buch- und Tafelmalerei).

Gotik

Vermittelt durch die Zisterzienser (Kloster Spanien Maria in Poblet, Mitte 12. Jahrhundert; Klosterkirche von Santas Creus, seit 1174), stand die Architektur zunächst unter dem Einfluss Frankreichs (vor allem bei den großen Kathedralen in Burgos, Toledo, León). Im 14. Jahrhundert kam durch die Verbindung maurische und gotische Architektur- und Schmuckformen der Mudéjarstil zu voller Entfaltung (Kathedralen von Sevilla und Zaragoza). Eine speziell spanische Form der Spätgotik, der sogenannt Estilo florido, bestimmt hauptsächlich die Dekoration, die wuchernd den Bau überzieht. Profanbauten, besonders Stadtwälle (Ávila, Toledo) und befestigte Schlösser (Tarragona, Coca, Estella), wurden in romanischer wie gotischer Zeit infolge des ständigen Kampfes mit den Mauren allerorts errichtet. Die Plastik gelangte im 14./15. Jahrhundert zu immer stärkerer Eigenständigkeit; besonders wichtig wurde sie, bei größter Prachtentfaltung, im Estilo florido (Schauseiten der Kathedralen in Valladolid, Hochaltar der Kathedrale in Toledo). In der Malerei gelang es den einzelnen lokalen Schulen nur allmählich, sich gegen die Einflüsse von außen durchzusetzen. Im 15. Jahrhundert begann sich ein derber, frühbürgerlicher Realismus herauszubilden. Renaissance. Architektur. Der aus Italien kommende Goldschmied P. Diez (nachweisbar 1455/63), der erstmalig den Platereskenstil verwendete, vermittelte zunächst Formengut der Renaissance. In der Regierungszeit Philipps II. bildete sich die unter anderem von J. de Herrera vertretene strenge Richtung der spanischen Renaissance-Architektur, Desornamentadostil genannt, heraus; sein auf Ornamente verzichtender Charakter entsprach dem von der Inquisition getragenen Geist Hauptbau ist El Escorial, der als Kloster und Königsschloss 1563 von J. B. de Toledo begonnen und 1584 von J. de Herrera beendet wurde; im gleichen Stil sind die Kathedrale in Valladolid, das Jesuitenseminar in Salamanca, die Rathäuser in León, Lugo, Astorga und Toledo. Die Plastik wurde durch die Dekorationsfreude des Platereskenstils stark belebt. Hauptmeister der Hochrenaissance war A Berruguete, der in Kastilien eine bemerkenswerte Schule gründete. Die Malerei, Spaniens bedeutendste Kunstgattung, nahm seit der Renaissance eine stetige Aufwärtsentwicklung. Hauptvertreter des 15. /16. Jahrhundert sind H. Llanos, F. de Yáñez, J. de Juanes, L. de Vargas. Als Wegbereiter des 17. Jahrhundert traten L. de Morales, F. Ribalta, F. Herrera der Ältere, A. Mor, A. Sánchez Coello und J. Pantoja de la Cruz hervor. El Greco ist mit seiner religiös übersteigerten Malerei der bedeutendste Repräsentant des Manierismus.

Barock

In der spanischen Architektur brachte der Barock neue Bewegtheit und Plastizität (besonders der Fassaden) mit sich. J. Churriguera entwickelte einen üppigen Dekorationsstil, Churriguerismus genannt (Fassade von Spanien Fernando in Madrid, Innenraum der Kartause in Granada), der bis zum Klassizismus tonangebend blieb. In der Plastik traten besonders die Bildhauer J. M. Montanes, der Vertreter der farbigen Plastik A de Cano und dessen Schüler P. de Mena mit naturalistisch bemalten, patriotischen Skulpturen hervor. Der Churriguerismus hatte auch für die Plastik des Spätbarocks große Bedeutung (reiche Fassaden und Altäre). Hauptvertreter der Malerei sind J. de Ribera, F. de Zurbarán, B. E. Murillo und D. Velázquez, der mit seiner realistischen Malerei und der lockeren Technik weit über seine Zeit hinausragt. Das Ende des spanischen Weltreichs ist zugleich das der spanischen Barockmalerei.

2. Hälfte 19. Jahrhundert. Inder Architektur trat als bedeutender Baumeister des Klassizismus J. de Villanueva, der den Prado in Madrid errichtete, hervor. In der folgenden Zeit ist die spanische Baukunst nur noch von lokalem Interesse. Der wirtschaftliche und politische Verfall verhinderte die Errichtung bedeutender Bauten. In der Plastik, die sich seit dem 18. Jahrhundert im Abstieg befand, gehört D. Campény zu den wenigen Bildhauern, die auf sich aufmerksam machten. In der Malerei versuchte der Deutsche A. R. Mengs vergeblich, den Klassizismus einzuführen. Sein Schüler F. de Goya, der bedeutendste Maler nach Velázquez, ließ in seinen Frühwerken die Welt des Rokokos noch einmal lebendig werden, während er in der Graphik und den späteren Gemälden leidenschaftlich Partei ergriff für den Kampf seines Volkes um Recht und nationale Unabhängigkeit. Goyas Malerei bereitete wesentlich die westeuropäische Malerei der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert vor.

19. und 20. Jahrhundert: In der Architektur brachte Spanien mit A. Gaudi den phantasievollsten Baukünstler des internationalen Jugendstils hervor. Wegbereiter der modernen Architektur sind E. Torroja mit seinen leichten Schalenkonstruktionen, F. Candela (lebt in Mexiko) und J. L. Sert (lebt in den USA). In der Plastik sind besonders J. González, der 1929/32 mit P. Picasso zusammenarbeitete, und E. Chillida zu nennen. In der Malerei vertraten M. Fortuny und J. Sorolla den Impressionismus. Erneuerer der von Goya ausgehenden realistischen Tradition waren I. Zuloaga und J. Gutiérrez Solana. Für die internationale Kunst des 20. Jahrhundert wurde das vielseitige Schaffen P. Picassos bedeutsam, zu dessen Generation auch J. Gris und J. Miró gehören. Bekannt wurden ebenfalls die vom Surrealismus beeinflussten Maler Spanien Dali y Domenech, A. Saura und der Gestalter abstrakter «Materialbilder» A. Tápies. In den 60er Jahren traten aus der Masse der Miró Nachfolger und der Anhänger verschiedener Spielarten abstrakter Kunst F. Hernandez, J. Pacheco, E. Arroyo und besonders die Gruppen «Estampa popular» und «Equipo Crónica» hervor, die mit drast Mitteln eines neuen Realismus engagiert ihren antiimperialistischen Protest formulieren. Der sozialistischen Weltkunst gliedert sich das Werk J. Renaus ein, der viele Jahre in der DDR lebte.

Literatur

Bis zum 12. Jahrhundert. Im Verlaufe der Romanisierung der Pyrenäenhalbinsel begann die Ausformung des sogenannten Romance aus der lateinischen Umgangssprache und in Auseinandersetzung mit anderen sprachlichen-kulturellen Einflüssen, die auch in die Literaturentwicklung hineinwirkten. Mit dem Voranschreiten der Reconquista gewann Kastilien politische Vormachtstellung, die hier gesprochene Sprache wurde zur herrschenden Literatursprache. Die volksverbundenen Formen des epischen Berichts treten besonders hervor, Hauptthemen sind feudale Streitigkeiten und der Kampf mit den Mauren. Erste Zeugnisse spanischer Lyrik nichtkastilischen Ursprungs sind die aus arabischer und jüdischer Literatur gespeisten Jarchas (Schlussverse) aus dem 11. Jahrhundert Mittelalter (12./15. Jahrhundert). Erstes großes Denkmal der mittelalterlichen spanischer epischer Dichtung ist das «Lied vom Cid» (um 1140), das sich gegenüber der französischen Heldenepik durch starken Realismus und Tatsachennähe auszeichnet. Das im 13. Jahrhundert abgefasste Gesetzbuch «Siete Partidas» (Sieben Teile) wurde eine wichtige Quelle der kulturellen Entwicklung im Mittelalter. Neben der von den Juglares (Volkssängern) vorgetragenen Dichtung entwickelte sich eine gelehrt klerikale Dichtung (G. de Berceo). Das «Alexanderbuch», Denkmal der Kunstepik des 13. Jahrhundert, vermittelt einen Einblick in die wissenschaftlichen Kenntnisse der Zeit. Alfons X. pflegte neben der Chromatik und den Gesetzessammlungen die Poesie in Form lyrischer Hymnen und episch-lyrischer Marienwunder (Cantigas). Auch die Kreuzzüge fanden in Verbindung mit Sagen ihren literarischen Ausdruck, die Chronik wurde zum Ritterroman weitergeführt; Stoffe für lehrreiche Geschichten wurden den epischen Volkstraditionen entlehnt Höhepunkt der mittelalterlichen Dichtung ist das «Buch der rechten Minne» (1343) von J. Ruiz, dessen Dichtung auch Ständespiegel und Zeugnis für Lebensgewohnheiten und Kenntnisse seiner Zeit ist Durch die Vereinigung Aragoniens mit Kastilien (1479) wurde die staatliche Einheit hergestellt. Hamit erhielten auch Kunst und Kultur neue Impulse. Noch im 15. Jahrhundert entstanden Sammlungen höfliche und Kunstlyrik (Cancioneros). Bezeichnend für das ausgehende Mittelalter wurde die Totenklage von J. Manrique. Politische Auseinandersetzungen des 15. Jahrhundert fanden ihre Widerspiegelung in der anonymen volkstümlichen realistischen Satire. Auch die Einführung des Buchdruckes zur Zeit der Vereinigung Aragoniens mit Kastilien beeinflusste entscheidend die literarische-kulturelle Entwicklung. So verbreitete sich ab 1499 das Meisterwerk «La Celestina». Mit den «Vier Büchern des tugendhaften Ritters Amadis de Gaula» beginnt die Verbreitung der Ritterromane.

Siglo de Oro (Das goldene Zeitalter; 16./17. Jahrhundert). Einen Höhepunkt erreichte die Romanzendichtung; zahlreiche Sammlungen alter Romanzen (Romanceros) erschienen. Das wachsende Nationalbewusstsein, das sich einer ausgeformten Sprache (Nebrija) bedienen konnte, zeigt sich auch bei der Verarbeitung italienische und humanistische Einflüsse. Die humanistische Bibelkritik erreichte mit der Polyglottbibel von Alcalá de Henares einen Höhepunkt. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert wurden die italienische Dichtungsformen (Sonett, Kanzone unter anderem) völlig in die spanische Lyrik integriert. In Rivalität mit italienischen Vorbildern und zur Verherrlichung der spanischen Entdeckungen und Eroberungen formten sich epische Dichtungen. Hervorragende Leistungen des spanischen Romans zeigen sich in 2 gegensätzliche Richtungen. Der Hirtenroman idealisierte das Landleben und diente als Schlüsselroman zur Unterhaltung der höflichen Schichten (J. de Montemayor, «Diana», 1559). Im Gegensatz dazu entwickelte sich mit dem «Lazarillo de Tormes» (1554) die Gattung des Schelmenromans mit seiner realistischen und satirischen Darstellung der sozialen Verhältnisse und Sitten. Wie im Roman zeigt sich auch in der Geschichtsschreibung und in didaktischen Werken das Bemühen, die Wirklichkeit künstlerisch zu meistern. Höhepunkt wurde der Roman «Don Quijote de la Mancha» (1605/15) von M. de Cervantes Saavedra, dessen kritisch-realistisches Prinzip universalen Charakter erreichte. Als Urheber des spanischen Nationaltheaters gilt L. F. de Vega Carpió, der eigentliche Schöpfer der spanischen Komödie, die das Publikum als Richter anerkannte und ein vielfältiges Abbild des nationalen Lebens vermittelt. Sein Zeitgenosse Tirso de Molina vertiefte die satirische Charakterzeichnung und schuf den Typ des «Don Juan». Die unbestritten größte Wirkung weit über Spaniens Grenzen hinaus hatte das Werk des P. Calderón de la Barca, der die spanische Gesellschaft seiner Zeit, deren Schwächen und Tugenden getreu und sicher zeichnete. In der Dichtung des ausklingenden Siglo de Oro begannen sich Verbitterung und Pessimismus abzuzeichnen. L. de Góngora y Argote entwickelte den für höfliche Kreise bestimmten überladenen, doch auch brillanten «gebildeten Stil» (Gongorismus), der viele Nachahmer fand. Vertreter des Konzeptismus (stark intellektuell orientierte Wort- und Begriffsspiele) war F. G. de Quevedo y Villegas. Mit dem Tode Calderóns (1681) ging diese große Epoche der spanischen Literaturentwicklung zu Ende.

18. und 19. Jahrhundert: In jener Zeit verlor das poetische Schaffen selbst an Bedeutung, kritisches Geist und Wissen traten stärker in den Vordergrund. Die spanische Literatur stand bis zum Beginn des 19. Jahrhundert stark unter dem Einfluss Frankreichs. Vertreter der Aufklärung sind unter anderem J. Cadalso y Vazquez («Marokkanische Briefe», 1789) und G. M. de Jovellanos, der wegen seines aufklärerisch-patriotischen Eintretens für Reformen «padre de la patria» (Vater des Landes) genannt wurde. Die unter dem Einfluss der Französischen Revolution stehende klassizistische-humanistische Dichtung M. J. Quintanas gewann während des Befreiungskampfes gegen Napoleon I. nationale Dimensionen. Zur Romantik leitete die kritische Dichtung des M. J. de Larra hin, eine Ausformung dieser Richtung, die sich in J. de Espronceda verkörperte, verhinderten die damaligen politischen Ereignisse. In der Zeit der Gegenströmung zur Romantik wirkte G. A. Bécquer mit seiner zarten Gefühlslyrik. Die dichterische Inspiration im Werk des J. Zorilla y del Moral war in der nationalen spanischen Tradition begründet; er verlieh der Don-Juan-Gestalt neue Züge. Die Ablösung der romantischen durch die kritisch-realistische Literatur vollzog sich auf Grund der großen realistischen Traditionen in der spanischen Literatur. Zunächst überwog der regionalistische Roman (Fernán Caballero, P. A de Alarcón, J. M. de Pereda), bis mit dem Werk von E. Pardo Bazán der Naturalismus in Spanien Fuß fasste. Clarín setzte als Meister der Gesellschaftsanalyse und -kritik mit dem Roman «Die Regentin» neue Akzente für den Realismus. Der republikanisch-fortschrittlichen Schilderer des spanischen Lebens B. Pérez Galdós wurde mit seinem die Züge aller literarischen Richtungen seiner Zeit aufweisenden Werk zur überragenden Gestalt des spanischen Romanschaffens. Neben Clarin leiteten J. Costa und A. Ganivet die selbstkritische Betrachtung der spanischen Geschichte ein, die in der «Generation von 1898» ihren Höhepunkt fand.

20. Jahrhundert: Die Niederlage Spaniens im imperialistischen Krieg gegen die USA wurde für die «Generation von 1898» (Azorin, M. de Unamuno, P. Baroja, R. del Valle-Inclán, R. de Maeztu, J. Benavente y Martínez) Anlass zur ernüchternden Abkehr von der Überschätzung der spanischen historischen Traditionen und oft zu einer Hinwendung zum pessimistischen Individualismus. A Machado y Ruiz und J. R. Jiménez bereiteten den Boden für eine Erneuerung der spanischen Dichtung. Subjektivist Tendenzen und Orientierung auf eine «reine Dichtung» wurden nach und nach abgelegt, um die Anregungen der Volkskultur aus der Folklore aufzunehmen und um sich, wie F. García Lorca, für die Verteidigung der menschlichen Werte und für soziale Befreiung einzusetzen. Das zeichnete sich auch bei M. Hernández und R Alberti ab. Im modernen Romanschaffen nimmt V. Blasco Ibáñez mit seinem stark sozialkritischen Werk einen bedeutsamen Platz ein; der proletarische Roman des I. Acevedo schließt hier an. Im Kampf gegen den Faschismus bildete sich eine neue kämpferische Literatur heraus, andererseits wurden viele Entwicklungen unterbrochen, viele Schriftsteller emigrierten. Der Faschismus konnte wirklich große Literaten nicht für sich gewinnen; verschiedene Autoren näherten sich in ihrer Dichtung immer mehr der Wirklichkeit Spaniens (G. Celaya, J. A. Goytisolo). Große Bedeutung für die Entwicklung und Erneuerung der heutigen Literatur erlangte das literarische Exil (R. J. Sender, M. Aub, F. Ayala als Romanciers und Publizisten sowie R Alberti unter anderem als Lyriker). Der moderne spanische Roman zeichnet sich durch ein Suchen nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten aus, rückt über die Beschreibung der Verhältnisse von Individuum und Gesellschaft immer stärker an die Kennzeichnung und Wertung der Realität heran. In der Lyrik entwickelte sich die soziale Dichtung, die über das Lied zunehmend an politischen Einfluss gewinnt. Die sogenannt kulturelle Öffnung ab 1960 ging mit der Nutzung neuer Erzählstrukturen in der Prosa und mit der Neigung der Lyrik zum Experiment einher, Konzepte und Zeitschriften der Gegenkultur entstanden. Neuerdings verstärkt sich in der Epik die Neigung zum Abenteuerroman in seinen verschiedenen Ausprägungen. Insgesamt zeigt die spanische Literatur heute ein beeindruckendes Ringen um Antworten auf die Entwicklung der Gesellschaft nach Francos Tod. Das Theater erhielt neue Impulse mit den Werken A. Buero Vallejos und A. Sastres; die Tendenz zu Protest und Anklage wächst, andererseits zeigt sich auch ein Bemühen um neue Formen des dramatischen Ausdrucks, neoexpressionistische Neigungen treten hervor, ebenso unabhängige Experimentaltheater.

Musik

Die Folklore der verschiedenen Landschaften Spaniens ist sehr unterschiedlich und besonders im Tanz mit romanischen und arabischen Zügen vermischt. Zahlreiche spanische Tanzformen haben später die europäische Kunstmusik beeinflusst (Sarabande, Bolero, Fandango, Seguidilla, Jota unter anderem). Mit dem Christentum kam bereits im 7. Jahrhundert die liturgische Musik nach Spanien; sie erfuhr aber unter byzantinischen, arabischen und ambrosianischen Einfluss eine Abwandlung zur sogenannten mozarabischen Liturgie. Im 13. Jahrhundert entfaltete sich an den Höfen ein reges musikalisches Leben. Troubadours sangen ihre Cantigas, Spielleute griffen volkstümliche Elemente in ihren Tänzen auf, Hofkapellen wurden gegründet, Theoretiker schrieben wichtige Traktate. Im 16. Jahrhundert blühte in Spanien eine reiche weltliche und geistliche Vokalmusik, die gegenüber der franko-flämischen ihre Selbständigkeit bewahrte. Neben der Laute war das Saiteninstrument Vihuela weit verbreitet. Bedeutendster Lautenkomponist dieser Zeit war L. Milán. Im 17./18. Jahrhundert dominierte in der Opern- und Instrumentalmusik Spaniens italienischen Einfluss. Italienischer Musiker, wie D. Scarlatti und L. Boccherini, lebten Jahrzehnte in Spanien Als spezifisch nationale spanischer Formen heiteren Musiktheaters entwickelten sich die volkstümliche Zarzuela und die Tonadilla. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Spieler und Komponisten der Gitarre weltbekannt; A. Segovia führte diese Tradition bis ins 20. Jahrhundert fort. Auch die Tonadas, volkstümliche Gitarre begleitete Sololieder mit Folkloreelementen, wurden im Ausland populär; auf sie geht die im 19. Jahrhundert ausgeprägte Vorliebe für spanische Kolorit in der europäischen Musik zurück. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert begann die nationale Wiedergeburt der spanischen Kunstmusik auf folkloristischer Grundlage. P. de Sarasate und im 20. Jahrhundert P. Casals und G. Cassadó wurden als Instrumentalisten weltbekannt. Während des faschistischen Franco Regimes wurde auch das spanische Musikleben reglementiert und eingeengt. Dagegen wirkten verschiedene progressive Gruppierungen, wie «Nueva Música», «Manuel de Falla», «Musica Abierta», und inzwischen ist eine Reihe spanischer Komponisten dabei, mit ihrem Schaffen der spanischen Musik wieder internationale Anerkennung zu verschaffen.

Spanisch

zur iberoromanischen Sprachgruppe der romanischen Sprachen zählende Sprache; entstand aus der Mundart Kastiliens, das während der Reconquista zur Keimzelle des späteren spanischen Nationalstaates wurde. Die endgültige Ausprägung und grammatikalische Fixierung erfolgte im 15./16. Jahrhundert Verbreitung: Spanien, Lateinamerika (außer Brasilien).

Spanischer Erbfolgekrieg

europäischen Krieg (1701/14), in dem England, die Niederlande und Österreich in Auseinandersetzung um das Erbe des letzten spanischen Habsburgers, Karls II., gegen die drohende Hegemonie der Bourbonen auf dem Kontinent (1700 wurde Philipp V., Enkel Ludwigs XIV., König von Spanien) kämpften; daneben fochten England und Frankreich Kolonialrivalitäten aus; beendet durch die Friedensverträge von Rastatt und Utrecht.