Slawen

Slawen: Völkergruppe in Ost-, Mittel- und Südosteuropa; etwa 300 Millionen; unterschieden werden Ostslawen (Russen, Ukrainer, Belorussen), Westslawen (Polen, Sorben, Tschechen, Slowaken) und Südslawen (Slowenen, Kroaten, Serben, Montenegriner, Makedonier und Bulgaren).

Slawische Sprachen: in Ostslawisch, Westslawisch und Südslawisch gegliederte Gruppe der indoeuropäischen Sprachen, die auf das Urslawische, das nicht überliefert ist, sondern erschlossen wird, als gemeinsame Grundsprache zurückgeht. Entstehung und Verselbständigung der slawischen Sprachen und damit ihr Ausscheiden aus einem größeren Verband indoeuropäischen Sprachen können nur ungenau etwa um die Hälfte des 2. Jahrtausend vor Christus angesetzt werden. Erst seit dem 4./6. Jahrhundert nach Christus setzten starke, das Slawische charakterisierende Veränderungen ein. Die ältesten slawischen Sprachdenkmäler sind in Altslawisch überliefert.

Slawistik: Wissenschaft von den materiellen und geistigen Lebensäußerungen der slawischen Völker, besonders ihren Sprachen und ihrer Literatur, ihrer Geschichte, Kunst, materiellen Kultur, ihren Sitten und Bräuchen; im engeren Sinne slawische Philologie, die Wissenschaft von den slawischen Sprachen, Literaturen, Sitten und Bräuchen. In der slawischen Philologie haben sich zunehmend die Teilgebiete Russistik, Polonistik, Bohemistik, Bulgaristik, Serbokroatistik, Sorabistik, Slowakistik unter anderem ausgeprägt. Als selbständige Wissenschaft entstand die Slawistik in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert in den slawischen Ländern, nachdem mit der nationalen Wiedergeburt west- und südslawischer Völker das Bewusstsein einer slawischen Gemeinsamkeit erstarkt war. Als «Vater der Slawistik» gilt der Tscheche J. Dobrovsky (1753-1829). Mit dem Slowenen F. Miklosich (1813-1891), dessen Werk von unvergänglicher Bedeutung für die slawische und für die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft überhaupt ist, erreichte die Slawistik im 19. Jahrhundert einen Höhepunkt.

Slawophilen: (slawisch + griechisch, «Slawenfreunde») Vertreter einer konservativen ideologischen Strömung in Russland Mitte des 19. Jahrhundert; forderten eine eigenständige, von West- und Mitteleuropa grundsätzlich unterschiedene Entwicklung Russlands, lehnten revolutionäre Veränderungen ab; Gegner der Westler; wurden zum Teil Träger der Ideologie des Panslawismus.