Scholastik

Scholastik: die Philosophie des europäischen Mittelalters, die sich in engem Zusammenhang oder in Auseinandersetzung mit der christlichen Religion entwickelte, der gemeinsamen Weltanschauung aller Klassen der europäischen Feudalgesellschaft. Vom 8. bis zum 10. Jahrhundert wurde die Scholastik an den Klosterschulen (S. = Schulwissenschaft) im Rahmen der Kleriker Ausbildung gelehrt (unter anderem Johannes Scotus Eriugena, Hrabanus Maurus). In dieser Etappe erfolgte eine Sichtung des geistigen Erbes der Antike, bei der bestimmte Elemente übernommen und dem Christentum angepasst wurden; philosophische Quellen waren besonders Aristoteles, Boethius, Augustinus. Im 11. und 12. Jahrhundert entstanden in den städtlichen Kulturzentren philosophische Schulen mit Lehrsystemen, die die meisten Gegenstände der Philosophie umfassten (unter anderem Abälard, Anselm von Aosta, Bernhard von Clairvaux; Schule von Chartres, Schule von Paris). Ende des 12. Jahrhundert und im 13. Jahrhundert wurde das griechische, römische, patristische, arabische, jüdische und zum Teil byzantinische philosophische Erbe aufgegriffen; es entstanden die großen Systeme der Scholastik (Albertus Magnus, Amalrich von Bena, R. Bacon, Bonaventura, Thomas von Aquino; Averroismus). Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert verfiel insbesondere die rechtgläubige Scholastik; philosophische Schulen und Richtungen entstanden, die die ideologische Vorrangstellung der katholischen Kirche im gesellschaftlichen Überbau zerstörten und den Übergang zum frühbürgerlichen Denken bewirkten (Dante Alighieri, Ekhart, J. Hus, J. Duns Scotus, Marsilius von Padua, Wilhelm von Ockham). Siehe auch Mystik, scholastische Methode, Universalienstreit.

Scholastisch: die Denkweise der Scholastik beziehungsweise ihre Methode betreffend; übertragen spitzfindig, pseudologisch und inhaltlos beziehungsweise wirklichkeitsfremd (entspricht nicht dem tatsächlichen Gewicht und dem Einfluss der mittelalterlichen scholastischen Philosophie).

Scholastische Methode: von P. Abaelards Werk «So und nicht so» ausgehende Methode der Gegenüberstellung von Argumenten für und wider eine These und sich widersprechender Aussagen von Kirchenvätern, um mittels Syllogismus zu entscheiden; von der idealistischen-orthodoxen Strömung der Scholastik zur «Bestätigung» kirchliche Dogmen verwendet.