Sao Tomé und Principe

Sao Tomé und Principe, Demokratische Republik von Sao Tomé und Principe: Inselstaat im Golf von Guinea (Atlantischen Ozean), 200 km vor der afrikanischen (gabunesische) Küste, auf gleichnamiger Inselgruppe mit den beiden Hauptinseln Sao Tomé und Principe. Die Bevölkerung besteht zu 90 % aus Angehörigen der Bantusprachfamilie; daneben Mulatten und Europäer. Amtssprache ist Portugiesisch. Währung ist die Dobra. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und auf Sao Tomé bis 2024 m hoch (Pico de Sao Tomé). Auf Sao Tomé immer feuchtes, auf Principe wechselfeuchtes tropisches Klima mit Regen- und Trockenzeit. Weite Flächen werden vom tropischen Regenwald eingenommen. Durch lange portugiesische Kolonialherrschaft ist Sao Tomé und Principe ein unterentwickeltes, einseitig auf die Erzeugung von Kakao (Monokultur) ausgerichtetes Agrarland, das einen progressiven, antiimperialistischen Entwicklungsweg beschreitet. Zur Überwindung der Rückständigkeit wurden Naturschätze, ausländischer Großgrundbesitz (bisher etwa 90% der landwirtschaftlichen Nutzfläche verstaatlicht) und die Banken nationalisiert, eine Agrarreform eingeleitet, staatliche Genossenschaftsgüter errichtet und durch den Anbau anderer Kulturen (besonders Gemüse, Reis, Bananen) und den Ausbau der Viehhaltung und Fischereiwirtschaft die Abhängigkeit vom Kakaoanbau gelockert. In der Landwirtschaft sind etwa 70 % der Erwerbstätigen beschäftigt. Über ein Drittel der Landesfläche sind Anbau- und Kulturland. Der Anbau von Kakao bringt fast 90 % des Exportwertes. Außerdem haben die Kultivierung von Kaffee, Bananen und Kokospalmen sowie Gewinnung von Chinarinde Exportbedeutung. Die verarbeitende Industrie steht erst am Anfang ihrer Entwicklung. Das Straßennetz ist gut ausgebaut. Haupthafen ist Ana Chaves bei Sao Tomé; internationaler Flughafen in Sao Tomé. Wichtigste Einfuhrwaren sind Lebensmittel, Industrieeinrichtungen und Konsumgüter. Wichtigste Handelspartner: Portugal, Niederlande, USA 1470/71 entdeckte der Portugiese Pedro de Escobar die damals unbewohnten Inseln. 1475 begann die Besiedlung der Inseln mit Strafgefangenen und Sklaven. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert ein Zentrum des Zuckerrohranbaus, wurde Sao Tomé und Principe 1735 portugiesische Kolonie. 1595/1744 erhoben sich wiederholt die Sklaven, die zeitweise einige Gebiete kontrollierten. Am 11.7.1951 wurden die Inseln zu portugiesischen «Überseeprovinzen» erklärt. 1953 wurde ein Aufstand afrikanischer Plantagenarbeiter niedergeschlagen. Die 1972 zugestandene innere Selbstverwaltung änderte nichts an der kolonialen Abhängigkeit. Nach der Aprilrevolution 1974 in Portugal erkannte die neue portugiesische Regierung das Recht auf Selbstbestimmung an. Von Dezember 1974 bis Juli 1975 amtierte eine Übergangsregierung, und am 12. Juli 1975 wurde Sao Tomé und Principe staatlich selbständig. Erster Präsident wurde M. Pinto da Costa, der als Generalsekretär der Bewegung für die Befreiung von Sao Tomé und Principe (portugiesisch Abkürzung MLSTP) den Unabhängigkeitskampf geführt hatte. Sozialökonom-. Umgestaltungen (Landenteignung bei portugiesischen Kolonialisten, Zurückdrängung der Kakao Monokultur, Aufbau eines staatlichen Sektors, Sozialmaßnahmen) waren erste Schritte zur Überwindung des kolonialen Erbes. 1978 erfolgte die Umwandlung der MLSTP in eine avantgardistische Partei, deren programmatischen Ziele der Aufbau der sozialistischen Gesellschaft und die reale ökonomische Unabhängigkeit sind. Eine enge Zusammenarbeit existiert mit der VR Angola wie auch mit den Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaft.