Röntgen

Röntgen, (nach W. C. Röntgen) Zeichen R: veraltende Maßeinheit der Exposition ionisierender Strahlung.

Röntgenaufnahme: Abbildung eines Objektes mit durchdringender Röntgenstrahlung direkt auf einen Röntgenfilm (überwiegend unter Verwendung von Leuchtstoffschichten; Röntgenverstärkerfolie) oder indirekt verkleinert durch Fotografie von Leuchtschirmbildern (Schirmbildfotografie) oder von Bildern auf dem Ausgangsleuchtschirm von Röntgenbildverstärkern.

Röntgenbestrahlung: Therapie mit Röntgenstrahlen. Der Tiefendosisverlauf wird durch die Strahlenqualität (Härte der Strahlung) und durch den Fokusoberflächenabstand bestimmt. Es werden Oberflächenbestrahlung (Strahlung aus Röntgenröhren bei Spannungen zwischen 10 und 60 kV und geringem Fokusoberflächenabstand; Nahbestrahlung) und Tiefenbestrahlung (Strahlung aus Röntgenröhren bei Spannungen zwischen 100 und 300 kV, Strahlung aus Linearbeschleunigern und Betatrons mit Energien bis zu etwa 40 MeV) unterschieden.

Röntgenbildverstärker: Gerät, das zum Beispiel bei der Durchleuchtung Röntgenstrahlung in sichtbares Licht umwandelt. Es besteht aus einem kolbenförmigen Vakuumgefäß mit einem Leuchtschirm und einer Fotokathode zur Umwandlung des Röntgenstrahlenbildes in eine Elektronenverteilung auf der Strahleneintrittsseite. Mit Hilfe eines elektronenoptisches Ablenksystems werden die Elektroden beschleunigt und auf den Ausgangsleuchtschirm gelenkt, auf dem sie ein sehr helles Bild erzeugen. Dies wird mit Hilfe einer Fernsehkamera auf einem Sichtgerät dargestellt (Röntgenbildverstärker-Fernsehkette) oder fotografisch aufgezeichnet (Bildverstärkerfotografie).

Röntgendiagnostik: Teilgebiet der medizinischen Radiologie. Die Röntgendiagnostik benutzt die unterschiedliche Röntgenstrahlendurchlässigkeit menschliches Gewebe und in den Körper eingebrachter Stoffe (Kontrastmittel), um das Körperinnere zum Erkennen von Erkrankungen als Schattenbild sichtbar zu machen. Die Differenzen in der Strahlendurchlässigkeit des untersuchten Objektes, die Objektkontraste, bewirken hinter dem durchstrahlten Objekt entsprechende Unterschiede in der Strahlungsverteilung, die Strahlenkontraste, auch Strahlenbild oder (früher) Strahlenrelief genannt. Durch Einwirken des unsichtbaren Strahlenbildes auf einen Bildwandler, zum Beispiel einen Röntgenleuchtschirm oder -film, entsteht eine sichtbare Leuchtdichte- oder Schwärzungsverteilung, das heißt das aus Bildkontrasten bestehende Röntgenbild.

Röntgendurchleuchtung, Röntgenoskopie, Durchleuchtung: Erzeugung von Röntgenbildern auf einem Zinkcadmiumsulfid-Leuchtschirm oder mit Hilfe einer Röntgenbildverstärker-Fernsehkette. Im Bild erscheint eine Helligkeitsverteilung, die der Absorption der Strahlung im Objekt entspricht. Die Röntgendurchleuchtung dient der kontrollierten Einführung von Kathetern, der Beobachtung von Bewegungsphasen und bei Röntgenzielaufnahmen der Festlegung der abzubildenden Region (zum Beispiel bei Untersuchungen des Magen-Darm-Kanals). Siehe auch Röntgenaufnahme.

Röntgenfilm: überwiegend zusammen mit Röntgenverstärkerfolien in der Röntgendiagnostik eingesetzter beiderseitig mit einer lichtempfindlichen Schicht versehener, silberreicher Film, der sich durch hohe Lichtempfindlichkeit und hohe Bildkontraste auszeichnet.

Röntgenastronomie: Teilgebiet der Astronomie, das die aus dem Weltall kommende Röntgenstrahlung mit Wellenlängen zwischen 0,01 und 10 nm untersucht. Die Messungen erfolgen von Raketen und Satelliten aus. Als Empfänger dienen meist Proportionalzählrohre. Im längerwelligen Röntgenbereich kann man mit Röntgenteleskopen, die die Totalreflexion ausnutzen, echte Abbildungen von Röntgenquellen erzielen.

Röntgengenerator: Hochspannungserzeuger (Transformator und Gleichrichter), der zusammen mit Schaltern, Mess- und Regeleinrichtungen dem Betrieb von Röntgenröhren dient. Je nach Form der erzeugten Ausgangsspannung werden Puls- und Gleichspannungs-Röntgengenerator unterschieden.

Röntgengerät, Strahlenanwendungsgerät: Gerät, das der Lagerung des abzubildenden Objektes, der Halterung der Röntgenröhre und der Filmkassette dient und häufig auch noch eine Bildverstärker Fernseheinrichtung für Durchleuchtung und Bildverstärkerfotografie umfasst, zum Beispiel Schirmbild-, Schicht-, Durchleuchtungsgeräte.

Röntgengoniometer: Gerät zur Bestimmung der Lagen und Winkelbeziehungen der Netzebenen von Kristallen, an denen Röntgenstrahlen gebeugt werden.

Röntgenkymographie, Kymographie (griechisch): Verfahren zur röntgenologischen Abzeichnung rhythmischer Organbewegungen, zum Beispiel des Herzens und des Magens. Während der Belichtung wird dabei ein Schlitzraster (1 mm breite Schlitze senkrecht zur Körperlängsachse) um einige mm senkrecht zu den Schlitzen bewegt, wodurch sich die bewegten Organränder als Zacken abbilden. Deren Form erlaubt eine Analyse der Organbewegung.

Röntgenleeraufnahme, Nativaufnahme. Röntgenaufnahme ohne Kontrastmittelverwendung.

Röntgenleuchtschirm: auf einem Trägermaterial (Karton, Kunststoff, Glas) befindliche Leuchtstoffschicht (Zinkcadmiumsulfid), die Röntgenstrahlung in sichtbares, meist gelbgrünes Licht umwandelt.

Röntgenologie: Lehre von der medizinischen Röntgenstrahlenanwendung; meist für Röntgendiagnostik benutzt

Röntgenquelle: Himmelskörper, der Röntgenstrahlung aussendet. Die Sonne ist während Eruptionen eine starke Röntgenquelle Galakt. Röntgenquelle sind oft enge Doppelsterne, in denen von einem normalen Stern ein Gasstrom zu seinem Begleiter (meist ein Neutronenstern) hinüberfließt, sich beim Aufprall auf mehrere Millionen K erhitzt und Röntgenstrahlung aussendet. Von den extragalaktischen Röntgenquellen sind die Galaxienhaufen bemerkenswert, bei denen die Röntgenstrahlung von einem heißen Gas zwischen den Sternsystemen kommt. Auch Radiogalaxien und Quasare sind oft Röntgenquelle

Röntgenreihenuntersuchung: Vorsorgeuntersuchung großer Bevölkerungsgruppen mit Hilfe von Röntgenaufnahmen; zum Beispiel Röntgenreihenuntersuchung des Brustraumes mit der Röntgenschirmbildfotografie zur Früherkennung von Lungenerkrankungen oder Röntgenreihenuntersuchung des Magens mit der Röntgenbildverstärkerfotografie zur Früherkennung des Magenkrebses.

Röntgenschirmbildfotografie: Röntgenabbildung durch Fotografie von Leuchtschirmbildern t70 bis 100 mm breiter Film); nur noch für Aufnahmen des Brustraumes angewendet.

Röntgenspektroskopie: Verfahren zur Bestimmung der chemischen Zusammensetzung von Stoffen durch spektrale Zerlegung der emittierten Röntgenstrahlung (Emissionsröntgenspektroskopie) oder (seltener) durch deren Absorption mittels geeigneter Filtermaterialien (Absorptions-R). Bei der Emissions-R, wird die Probe entweder als Antikathode in eine Röntgenröhre eingebracht und durch Beschuss mit stark beschleunigten Elektronen zur Strahlung angeregt (Primär Anregang); oder die Probe wird außerhalb der Röhre einer Röntgenstrahlung ausgesetzt (Sekundäranregung, Röntgenfluoreszenz). Aus Wellenlängen und Intensität der emittierten Strahlung kann auf Art und Konzentration der in der Probe enthaltenen Elemente geschlossen werden.

Röntgenstrahlung: von W. C. Röntgen 1895 entdeckte elektromagnetische Strahlung mit Wellenlängen im Bereich von etwa 10-7 m (weiche Röntgenstrahlung) bis etwa 10“14 m (ultraharte Röntgenstrahlung), die beim Auftreffen energiereicher Elektronen auf einen Stoff entsteht. Zur Erzeugung von Röntgenstrahlung benutzt man im Allgemeinen spezielle Elektronenröhren (Röntgenröhren), für sehr energiereiche Röntgenstrahlung aber auch Betatron, Synchrotron oder Linearbeschleuniger beziehungsweise radioaktive Präparate mit einer y-Strahlung, die der Natur der Röntgenstrahlung gleicht. Die in der Röntgenröhre bei einem Vakuumdruck g 10'4 Pa von der Glühkathode erzeugten und durch den sogenannt Wehnelt-Zylinder oder magnetischen Linsen fokussierten Elektronen werden durch eine Hochspannung (20 bis 400 kV) beschleunigt, so dass sie beim Auftreffen auf die Anode (hier auch Antikathode genannt) die Röntgenstrahlung erzeugen; wegen der thermischen Belastung wird die Anode gekühlt. Zu unterscheiden sind 2 Arten von Röntgenstrahlung:

a) die Bremsstrahlung, die beim Abbremsen der Elektronen durch die Hüllenelektronen, weniger durch die Atomkerne des Anodenmaterials, durch Umwandlung der kinetischen in Strahlungsenergie entsteht. Die Wellenlängen des hierbei erzeugten kontinuierlichen Spektrums reichen bis zu einer unteren Grenzwellenlänge, die nur von der Beschleunigungsspannung abhängt (siehe auch Duane Huntsches Gesetz);

b) die charakteristische oder Eigenstrahlung ist der Bremsstrahlung überlagert und besitzt Linienstruktur, die für das jeweilige Bremsmaterial charakteristisch ist (siehe auch Moseleysches Gesetz). Sie entsteht durch Elektronenübergang von äußeren auf innere Schalen der Atome des Bremsmaterials nach vorheriger Ionisation durch die Elektronenstrahlen. Dabei werden die nach den Schalen K, L, M,... benannten Serien des charakteristischen Röntgenspektrums emittiert. Röntgenstrahlung wird verwendet wegen ihres hohen Durchdringungsvermögens in der medizinischen Diagnostik und Therapie, zur Werkstoffprüfung und wegen ihrer kurzen Wellenlänge zur Kristallstrukturuntersuchung, zur Röntgenspektroskopie unter anderem. Die schädigenden Wirkungen der Röntgenstrahlung sind von der Art (harte oder weiche Strahlung mit ausgesprochener Tiefenwirkung beziehungsweise nur Oberflächenwirkung), Dosis, Einwirkungsdauer und Empfindlichkeit der bestrahlten Gewebe abhängig. Organe, die sich physiologisch in ständiger Regeneration befinden (Haut, blutbildende Organe, Keimdrüsen), sind besonders gefährdet.