Römische Literatur

Römische Literatur: lateinische Literatur des Altertums. Von den Anfängen bis zur Klassik. Ältestes römisches Schriftdenkmal sind die Zwölftafelgesetze (um 450 vor Christus). Die ersten, die die Kunstdichtung der Griechen in Rom heimisch machten, waren Livius Andronicus (Übersetzung der Odyssee ins Lateinische, lateinischen Bearbeitungen griechischer Dramen), Naevius sowie Ennius mit seinen «Annalen». Reich entfaltete sich die Bühnendichtung (Plautus, Terenz). Die römische Satire, eine originale Leistung der Römer, fand ihren ersten großen Vertreter in Lucilius. Während sich die ältesten Annalisten noch des Griechischen bedienten, verfasste Cato d. Ä, der erste bedeutende Prosaschriftsteller, eine Geschichte Roms und der ital. Stämme in lateinischer Sprache. Die Beredsamkeit nahm vor allem in der mit den Gracchen beginnenden Zeit innerer Kämpfe einen bedeutenden Aufschwung. Klassik (81 vor Christus/14 n. Chr.). In der spannungsgeladenen Zeit des Übergangs von der Republik zur Monarchie entfaltete sich ein reiches Prosaschrifttum. Cicero und Hortensius Hortalus führten die Redekunst zum Höhepunkt. Die bewegte Zeit brachte solche hervorragende Geschichtsschreiber wie Sallust, Cäsar und Livius hervor. Varro fasste in seinem umfangreichen Werk die gelehrte Forschung zusammen. Lukrez stellte in einem Lehrgedicht die Philosophie Epikurs dar. In betonter Abkehr von älterer griechischer und römische Dichtung pflegten die Neoteriker das Kleingedicht und strebten nach alexandrinischem Vorbild höchste Formvollendung an. Catull war der bedeutendste Dichter dieses Kreises. Die Errichtung der Monarchie durch Augustus spiegelte sich auch in einem Wandel der Literatur wider. Da es keine politischen Kämpfe mehr auszutragen gab, verlor die Beredsamkeit an Bedeutung. Mit Vergil und Horaz erreichte die römische Dichtung ihre klassische Vollendung. Die Elegie war teils subjektiv-erotischen Liebeslyrik (Tibull, Properz, Ovid), teils Sagenelegie (Properz, Ovid). Ovid pflegte außerdem Lehrgedicht und mythologische Epik. Männer wie Mäcenas und Messalla regten als Mittelpunkte literarische Kreise den Dichtern an und unterstützten sie auch materiell. Das einzige lateinische Werk über die Architektur schuf Vitruv in augusteischer Zeit. Nachklassische Zeit (1./6. Jahrhundert n. Chr.). Die römische Literatur dieser Zeit stand schon im Schatten der bereits als Klassik empfundenen vorhergehenden Epoche, deren Vorbild nunmehr das Griechenlands verdrängte. Dennoch weist diese Epoche bedeutende Leistungen auf. In steigendem Maße gewann die Rhetorik Einfluss auf Dichtung und Prosa. Die Zeitverhältnisse förderten besonders die Satire (Persius, Juvenal, Seneca, Petronius Arbiter). Phädrus führte die Fabel als neue, volkstümliche literarische Gattung in die römische Literatur ein. Seneca verfasste zur Rezitation bestimmte Tragödien, seine moralphilosophische Briefe und Abhandlungen wirkten weit über seine Zeit hinaus. Den Hauptinhalt der Epigrammdichtung des Martial bildete die satirische Sittenschilderung. Unter den Epikern Silius Italicus, Valerius Flaccus, Statius und Lukan verzichtete Lukan als erster und einziger der Antike auf den traditionellen Götterapparat. Der bedeutendste Historiker der Kaiserzeit ist Tacitus; die übrigen historiographischen Werke sind teils Biographien (Sueton), als Unterhaltungslektüre romanhaft ausgeschmückt (Curtius Rufus) oder kurze Abrisse. Er wurde im 1. Jahrhundert Quintilian der größte Lehrer der Beredsamkeit. Reich blühte in dieser Epoche die Fachschriftstellerei (Plinius d. Ä. (Naturwissenschaften), Gaius, Papinianus, Ulpianus (Jurisprudenz)). Seit dem 1. Jahrhundert traten Schriftsteller der Provinzen hervor (Apuleius). In der Krisenzeit des 3. Jahrhundert kam die literarische Produktion fast ganz zum Erliegen. Seit dem Ende des 2. Jahrhundert entfaltete sich allmählich die christliche Literatur (Tertullian, Laktanz, Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, Prudentius), wobei die christlichen Schriftsteller die Formen der heidnischen Literatur übernahmen. Die heidnische Literatur war in der Spätantike mit den Dichtungen des Claudian und dem Geschichtswerk des Ammianus Marcellinus noch einmal zur Blüte gelangt. In der Prosaliteratur spielten die Bedürfnisse der Schule nach Unterrichtswerken, Abrissen und Enzyklopädien eine große Rolle (Donat, Priscian, Cassiodor, Martianus Capella). Das letzte römische Werk der Jurisprudenz war die Sammlung des römischen Rechts, die Justinian I. in Konstantinopel anlegen ließ.