Rumänien

Rumänien: nördlich der unteren Donau; grenzt im Norden und Osten an Russland im Südosten an das Schwarze Meer, im Süden an Bulgarien, im Nordwesten an Ungarn. Verwaltungsmäßig in 40 Bezirke und die Hauptstadt (Munizipium) Bukarest gegliedert. Währung ist der Leu.

Bevölkerung: Neben den Rumänen (88%) leben Ungarn (8%) und Deutsche (2 %) sowie weitere nationale Minderheiten (Zigeuner, Ukrainer, Serben unter anderem) in Rumänien Amtssprache ist Rumänisch. Am dichtesten sind die Bezirke Prahova, Galati und Dimbovi(a, am schwächsten die Bezirke Tulcea (Donaudelta) und Caras-Severin (Banat) besiedelt. Der Bevölkerungszuwachs (jährlich 1,2 %) ist vor allem auf eine hohe Geburten- und sinkende Sterberate zurückzuführen. 50 % der Bevölkerung leben in Städten. 54 % der Einwohner befinden sich im arbeitsfähigen Alter (20 bis 59 Jahre), 33 % im Kindes- und Jugendlichen Alter, 13% sind Rentner. Von den Berufstätigen sind etwa 37% in der Industrie, 8% im Bauwesen und 29% in der Land- und Forstwirtschaft tätig.

Natur - Oberfläche: Im Zentrum befinden sich das hügelige, lößbedeckte, 400 bis 600 m hohe Transilvanische Hochland oder Becken, von Olt, Mure; und Someg entwässert, und das Some-Hochland, die vom Karpatenbogen mit den Ost- und Südkarpaten (Moldoveanu, 2 544 m, höchster Berg Rumäniens) sowie im Westen von einer Gebirgszone, die in Rumänien als Westkarpaten (Apuseni-, Poiana-Rusca- und Banater Gebirge) bezeichnet wird, begrenzt werden. Parallel zum Karpatenbogen schließt sich nach außen das lößbedeckte Bergland der Vorkarpaten an. Im Nordosten bilden das Hochland der Moldova, im Südosten das Hügelland der Dobrudscha die Übergangsstufe des Reliefs. Die niedrigste Stufe (unter 200 m über dem Meeresspiegel) bilden die peripher gelegenen Tiefebenen und Flussniederungen: im Süden die Rumänische Tiefebene, ein wenig zerschnittenes lößbedecktes Tafelland mit Salzseen im östlichen Teil; im Westen die Theiss Niederung, eine Schwemmlandebene, durchzogen von Entwässerungskanälen. Die Donauniederung (Balta) wird nach Melioration stärker ackerbaulich genutzt. Das 4 340 km2 große Donaudelta steigt kaum über 4 m überm Meer an und ist der tiefste Teil von Rumänien.

Das Klima ist gemäßigt kontinental und je nach Höhenlage modifiziert; im Westen leicht ozeanisch, im Südwesten mediterran, im Nordosten ausgeprägt kontinental beeinflusst; Durchschnittstemperaturen winters -3 °C, sommers 22 bis 24 °C. Die mittleren Niederschlagsmengen betragen im Gebirge 1000 bis 1400 mm/ Jahr (in den höheren Lagen überwiegend als Schnee), die geringsten Niederschläge (unter 400 mm/Jahr) erhalten die Dobrudscha und das Donaudelta; Niederschlagsmaximum zumeist im Juni. Gewässer. entsprechend dem Relief ist das Flussnetz radiär angelegt. Rumänien liegt zu 98 % im Einzugsgebiet der Donau, die das Land auf 1075 km durchfließt. Am Rande des Banater Gebirges durchbricht sie in 3 Talengen und -Weitungen auf 130 km das Gebirge, darunter als vorletzte Enge den Kasanpaß (Cazane), als letzte das Eiserne Tor (Portile de Fier), und spaltet sich im Delta in 3 Hauptarme auf. Weitere wichtige Flüsse sind Mureg, Olt, Siret mit Bistrita, Prut, Ialomita, Someg, Crig, Theiß (Oberlauf), Argeg und Jiu. Sie haben eine stark schwankende Wasserführung mit Hochwasser im Frühjahr zur Zeit der Schneeschmelze und Niedrigwasser im Sommer. Von 3450 überwiegend kleinen Seen ist der größte der Strandsee Razim (415 km2); viele Heilquellen, besonders in den Ostkarpaten.

Pflanzen- und Tierwelt. Überwiegend mitteleuropäische Florenelemente, die Dobrudscha hat Anteil an der pont Flora, im Süden Mittelmeerflora (Walnuss, Edelkastanie), im Gebirge vertikale Abstufung der Vegetation: 150 bis 400 m Höhe Eichen, bis 1000 m Rotbuchen, bis 1800 m Nadelhölzer, oberhalb 1800 m Almen und Matten. In den Wäldern kommen noch Bär, Wolf und Luchs vor, artenreiche Vogelwelt (Gans, Ente, Schwan, Storch, Pelikan, Kormoran) an Gewässern und im Donaudelta; zahlreiche Naturparks, am größten ist der Nationalpark im Retezat Gebirge (Südkarpaten, 210 km2). Bodenschätze. Reiche Erdöllager im Karpatenvorland, in der Theißebene, im Rumänischen Tiefland (Bezirke Teleorman, Cäläragi); Erdgas ist zum Teil an die Erdöllager gebunden, zum Teil eigenständig, so im Transsilvanischen Becken (Bezirke Sibiu und Mureg). Salzlager am Außen- und Innenrand der Karpaten, in den Senken und in den Vorkarpaten; Steinkohle in intramontanen Becken; Braunkohle bei Comänegti, bei Bacäu, außerdem in der Oltenia; Eisenerz im Poiana-Rusca-Gebirge, im Banat und im Apuseni Gebirge; Blei-, Zink-, Kupfererze (Ostkarpaten, Banater Gebirge, Dobrudscha); Bauxit im Quellgebiet des Crisul Negru und im Apuseni Gebirge; reiche Naturstein Vorkommen.

Geschichte: Seit etwa 1800 vor Christus war das Gebiet des heutigen Rumänien von Dakern bewohnt, die Beziehungen zu den griechischen Stadtstaaten am Schwarzen Meer unterhielten. Im 1. Jahrhundert vor Christus schuf Burebista (82 oder 70/44 vor Christus) einen dakischen Zentralstaat, dessen politische religiöses Zentrum später Sarmizegetusa (in den Südkarpaten) war. 105/06 nach Christus unterlag der dak. König Decebal (86 oder 87/106) den Angriffen Roms. Dakien wurde zur römischen Provinz Dacia, erlebte einen ökonomischen und kulturellen Aufschwung. 271/74 zog Rom seine Armee und Administration im Kampf gegen anstürmende Wandervölker und Sklavenaufstände zurück; die Bevölkerung floh vor den Goten und Hunnen in die Berge. Im 6-/7. Jahrhundert vermischten sich einwandernde Slawen mit der römisch-dakischen Bevölkerung, woraus sich, gefordert durch Christianisierung (seit 4. Jahrhundert) und Feudalisierung, bis zum 10. Jahrhundert das rumänische Volk (Vlachen oder Walachen) herausbildete. Vom 9. bis zum 13. Jahrhundert entstanden frühfeudale rumänische Staaten, die im 11./13. Jahrhundert in ständige oder zeitweilige Abhängigkeit von der ungarischen Krone gerieten und besonders durch den verheerenden Mongoleneinfall (1241) Rückschläge erlitten. Seit Mitte des 12. Jahrhundert riefen die ungarischen Könige deutsche Siedler (Siebenbürger Sachsen) zur Stabilisierung ihrer Herrschaft nach Siebenbürgen (Transilvania). zwischen 1300 und 1330 erfolgte der Zusammenschluss der rumänischen Staaten südlich der Karpaten zum Feudalstaat Walachei. Im Kampf gegen die Goldene Horde vereinigten sich die Staaten östlich der Karpaten zwischen 1352 und 1359 zum Feudalstaat Moldova. Um der militärischen Eroberung zu entgehen, zahlten die Jara Romaneasca seit 1415 und die Moldova seit 1456 Tribut an die Türken. In Transilvania richteten sich Bauernaufstände 1437/38 und 1514 gegen die feudale Ausbeutung. 1541 geriet Transilvania unter türkischer Herrschaft, die 1691 durch die Österreich, abgelöst wurde. Im Kampf gegen die türkische Fremdherrschaft vereinigte Mihai Viteazul (1593/1601) kurzzeitig die 3 rumänischen Länder.

Zu Beginn des 18. Jahrhundert wurde die Autonomie der Donaufürstentümer weiter eingeschränkt, indem durch den Sultan griechische Fürsten (Fanarioten) als Herrscher eingesetzt wurden. Die Bauern wehrten sich in zahlreichen Rebellionen, die einen Höhepunkt in dem von Horea, Clogca und Crisan geführten Aufstand von 1784/85 in Transilvania fanden, gegen die doppelte Ausbeutung. Der antifeudale antitürkische Aufstand von 1821 unter Führung von T. Vladimirescu in der tara Romaneasca erreichte die Abschaffung der Fanariotenherrschaft und leitete eine stärker national geprägte geistig-kulturelle Entwicklung ein. Unter Protektion Russlands (seit dem Russisch-Türkischen Krieg 1828/29) erhielten die Tara Romaneasca und die Moldova eine Verfassung (Organisches Regulament). Die bürgerlich-demokratische Revolution von 1848 stand im Zeichen des Strebens nach Freiheit, Einheit und sozialen Reformen. In der Moldova wurde der Aufstand schnell erstickt, in der Tara Romaneasca war die Revolution unter der Führung von N. Balcescu zunächst erfolgreich, wurde aber durch türkische und zaristische Truppen niedergeworfen, in Transilvania begünstigten nationale Widersprüche die Niederschlagung der Revolutionäre durch habsburgische und zaristische Heere. 1859 wurden die Donaufürstentümer durch die Wahl eines gemeinsamen Herrschers vereinigt, 1861 konstituierten sie sich unter Fürst ALI Cuza zum Fürstentum Rumänien mit Bukarest als Hauptstadt Cuza ließ eine Reihe bürgerliche Reformen durchsetzen, unter anderem die Agrarreform von 1864. Nach seinem Sturz 1866 wurde Karl von Hohenzollern-Sigmaringen (Carol I.) Fürst von Rumänien Nach dem Russisch-Türkischen Krieg 1877/78, an dem Rumänien als Verbündeter Russlands teilgenommen hatte, errang es endgültig seine staatliche Souveränität. Der entstandene einheitliche Markt und die Sprengung der letzten feudalen Fesseln förderten die Entwicklung von Handel und Industrie (besonders Erdöl). 1881 wurde Rumänien Königreich.

In den 80er Jahren des 19. Jahrhundert bildeten sich erste proletarische Organisationen, in denen die Lehren von K Marx und F. Engels Verbreitung fanden, 1893 wurde die Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rumäniens gegründet, jedoch 1899 wieder aufgelöst. 1906 konstituierte sich der Generalrat der Gewerkschaften. Der rumänische Bauernaufstand von 1907 wurde blutig niedergeworfen. 1910 erfolgte die Gründung der Sozialdemokratischen Partei Rumäniens. 1913 nahm Rumänien am 2. Balkankrieg und ab August 1916 auf der Seite der Entente am 1. Weltkrieg teil. 1918 besetzte Rumänien Bessarabien (bis 1940); es eignete sich die Süddobrudscha und die Nordbukowina an. Im Vertrag von Trianon (1920) wurden die 1918 vollzogenen territorialen Angliederungen bestätigt.

Unter dem Einfluss der Großen sozialistischen Oktoberrevolution kam es besonders in Bukarest zu revolutionären Massenaktionen. Die Klassenkämpfe von 1918/20 führten zur Gründung der Kommunistischen Partei Rumäniens (8.5.1921). Trotz der bürgerlich-demokratischen Verfassung von 1923 wurde die KP 1924 verboten. Auch unter den Bedingungen der Illegalität spielte die KP die führende Rolle in den Klassenauseinandersetzungen (Bergarbeiterstreik 1929, Streik der Eisenbahner und der Erdölarbeiter 1933). Im Februar 1938 wurde die Verfassung von 1923 durch einen Staatsstreich außer Kraft gesetzt. Carol II. errichtete eine profaschistische monarchistische Diktatur, die enge Beziehungen zu Hitlerdeutschland herstellte. Sie akzeptierte die Abtrennung Nord-Transilvanias an Horthy-Ungarn (2. Wiener Schiedsspruch, August 1940). Die reaktionärsten Kreise der herrschenden Klasse zwangen Carol II. zur Abdankung (September 1940) und errichteten eine faschistische Militärdiktatur mit I. Antonescu an der Spitze. Rumänien trat im November 1940 dem Dreimächtepakt bei und nahm am 22.6.1941 am Überfall auf die UdSSR teil. Das Ringen der KP um die Formierung aller antifaschistischen Kräfte Rumäniens führte im Juni 1943 zur Bildung der Patriot. Antihitlerfront, im April 1944 konnte die Aktionseinheit der Arbeiterparteien verwirklicht werden, im Juni 1944 wurde der Nationaldemokratische Block gegründet, dem die beiden Arbeiterparteien und die nichtfaschistischen bürgerlichen Parteien angehörten. Im Einvernehmen mit dem Königshaus und der Armeeführung bereitete die KP den bewaffneten antifaschistischen Aufstand vor. Das Vorrücken der sowjetischen Truppen auf rumänischem Territorium war Hauptvoraussetzung für das Gelingen des Planes. Am 23. 8. 1944 wurde der antifaschistische Aufstand in Bukarest ausgelöst; er führte zum Sturz der Antonescu-Diktatur. Noch vor der Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages vom 9.9.1944 erklärte Rumänien Deutschland und Ungarn den Krieg und leistete seinen Beitrag zur Befreiung Rumäniens, Ungarns und der Tschechoslowakei.

Nach revolutionären Massenaktionen gegen die reaktionäre Regierungsmehrheit gelang am 6.3.1945 die Einsetzung einer volksdemokratischen Regierung, die gesellschaftlichen Umwälzungen (u. a Gesetz über die Bodenreform 20.3.1945) durchführte. Bei den Parlamentswahlen vom 19.11.1946 errangen die progressiven Kräfte fast 80% der Stimmen. Gestützt auf dieses Vertrauen, verdrängten sie die Bourgeoisie im Laufe des Jahres 1947 von den politischen Machtpositionen. Am 20.12.1947 dankte König Mihai unter dem Druck der revolutionären Bewegung ab, gleichzeitig erfolgte die Proklamation der Volksrepublik. Die KP und die Sozialdemokratische Partei vereinigten sich im Februar 1948 auf marxistisch-leninistischen Basis zur Rumänischen Arbeiterpartei (Abkürzung RAP); im April wurde die neue Verfassung und im Juni 1948 das Gesetz über die Nationalisierung der Industrie und der Banken angenommen. Bis Mitte der 60er Jahre wurden in Rumänien die Grundlagen des Sozialismus geschaffen. Die 1949 begonnene sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft war im März 1962 abgeschlossen. Der IV. Parteitag der RAP (IX. Parteitag der KP) im Juli 1965 beschloss die Umbenennung der Partei in Rumänisch Kommunistische Partei (Abkürzung RKP).

Kunst: Älteste Denkmäler sind aus der Frühgeschichte, der Dakerzeit, der griechischen und römischen Antike überliefert. Aus der Slawenzeit stammen einige Siedlungen (Moresti). Auf der Grundlage einer alten und reichen Volkskultur und der von Byzanz und dem slawischen Balkan ausgehenden Christianisierung begann die Kunstentwicklung des Feudalismus. Eine erste Blüte erreichte sie in Transilvania, angelehnt an die Romanik und Gotik Ungarns und Mitteleuropas. Seit dem 13. Jahrhundert und besonders im 14./15. Jahrhundert wurden Städte, wie Brasov, Sibiu, Bistrita, mit ihren Kathedralen und etwa 300 siebenbürgische gotische Kirchenburgen neu erbaut und befestigt. Seit dem 14. Jahrhundert entwickelten sich in den Fürstentümern Jara Romaneasca und Moldova eine eigenständige Architektur und Kunst auf Grund verarbeiteter byzantinisch-slawische, armenische und islamische Einflüsse. Höhepunkt dieser nationalen Kultur sind die sogenannte Moldauklöster (Voronet unter anderem) mit ihren einzigartigen Wandmalereien (besonders Außenwandmalereien) beziehungsweise die Bischofskirche von Curtea de Arges (um 1525, wertvolle Wandmalereien). Spätgotische Altarmalerei stammt vor allem aus Sibiu. Eigene Ikonen- und Hinterglasmalerei entwickelte sich erst im 17./18. Jahrhundert Seit dem 16. Jahrhundert drangen vereinzelt Renaissance (Schlösser von Cris, Bontida) und Barock (Sibiu, Cluj, Brasov) ein. Eine besondere Leistung stellt der sogenannt Brincoveanustil um 1700 dar (unter anderem Schloss Mogosoaia, 1702). Nach 1800 schloss sich die rumänische Kunst dem Klassizismus in Profanbauten (Bukarest, Iasi) und Plastik (Grabmäler) an, was ebenso wie auch die Akademiegründungen in beiden Orten den nationalen Aufschwung der Künste im 19. Jahrhundert vorbereitete. Beginnend um 1848 (B. Iscovescu; später N. Grigorescu, T. Aman, I. Andreescu) entwickelte sich ein demokratischer Realismus, den die Künstler um Luchian und O. Bäncilä vor allem nach dem Aufstand von 1907 mit sozialer Thematik erfüllten. Nachdem sich Grigorescu und Andreescu der Freilichtmalerei angeschlossen hatten, Luchian eine besondere Farbsensibilität entwickelte, wurde diese koloristische und intime Tendenz von zahlreichen Malern fortgeführt (G. Petrascu, T. Pallady). In der Plastik wurde eine klassizistische Richtung unter anderem durch J. Georgescu, Ionescu-Valbudea vertreten; F. Storck führte sie zum Realismus, D. Paciurea eher zum Symbolismus. C. Bräncugi, der vor allem in Frankreich lebte, erlangte mit seinen stark abstrahierten, aber auch auf der Volkstradition beruhenden Plastiken Weltgeltung. Fortschrittliche Maler und Graphiker festigten zwischen 1918 und 1944 die realistische Traditionen (I. Iser, C. Ressu, N. Tonitza, A. Steriadi) und bemühten sich um eine antifaschistische (J. Perahim, A. Jiquidi) und proletarische Kunst (A. Phoebus) beziehungsweise vertraten eine linksorientierte künstlerische Avantgarde (M. H. Maxy, J. Mattis-Teutsch). V. Brauner schloss sich dem Surrealismus an, M. Jancu schon während des 1. Weltkrieges der Dada-Bewegung. Die Befreiung vom Faschismus und die Errichtung eines volksdemokratischen Staates brachte die Wende zum sozialistischen Realismus und besonders zur Blüte einer malerisch subtilen und koloristisch reichen Kunst, deren bedeutendste Vertreter zuerst C. Baba, A. Ciucurencu, L. Grigorescu und weitere Angehörige der älteren Generation waren. Eine eigene nationale und phantastische Note brachte der Autodidakt I. Tuculescu ein. Die gegenwärtige bildende Kunst ist sehr experimentierfreudig, davon zeugt unter anderem das Steinbildhauersymposium von Magura, die reiche Graphik (M. Chimoaga unter anderem). Die Architektur, lange Zeit klassizistisch, fand auf der Basis der sozialistischen Städteplanung zu einem vielgestaltigen modernen Bauen (Wohnsiedlungen in Bukarest, Oradea und Ploiesti).

Literatur: Die ersten Dokumente rumänischer Literatur sind in altslawischer Sprache verfasst. Im 16. Jahrhundert erschienen als Folge der in Transilvania eingedrungenen Reformationsbewegung erste Übersetzungen religiöser Texte. Um den Buchdruck machte sich besonders der Diakonus Coresi verdient. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich die Geschichtsschreibung in rumänischer Sprache, getragen von Vertretern des Bojarenstandes. In Transilvania bildete sich im 18. Jahrhundert die sogenannte Siebenbürg. Schule heraus, deren kulturelle Tätigkeit unter Verarbeitung aufklärerischer Vorstellungen auf die nationale und soziale Befreiung von der österreichisch-ungarischen Oberhoheit gerichtet war. In der Moldova und der Muntenia entstanden neben Chroniken gegen Ende des 18. Jahrhundert weltliche Dichtungen, die teilweise wesentlich zur Vorbereitung der Revolution von 1848 beitrugen. Die Historiker M. Kogalniceanu und N. Balcescu waren die theoretischen Köpfe der Revolution. Namhafte Schriftsteller dieser Zeit waren I. Eliade-Radulescu, D. Bolintineanu, V. Alecsandri, A. Russo. Nach der Niederschlagung der Revolution blieben einige Schriftsteller, wie B. P. Hasdeu und A. Odobescu, den revolutionären bürgerlich-demokratischen Idealen treu. Die folgende Zeit der Desillusionierung begünstigte das Entstehen einer starken romantischen Literatur. Ihr Hauptvertreter war M. Eminescu, dessen Lyrik umwälzend für die gesamte rumänische Dichtung war. Daneben setzte sich immer konsequenter eine kritische-realistische Literatur durch, zu deren bedeutendsten Vertretern I. L. Caragiale, I. Creanga, G. Cogbuc und I. Slavici gehörten. Gegen Ende des 19. Jahrhundert entstand auch eine kräftige symbolistische Lyrik; begründet von A. Macedonski, erreichte sie ihren Höhepunkt mit der nächsten Generation (G. Bacovia). Zeitgleich traten Schriftsteller gegen modernistische und volkstümlerisch-idyllisierende Tendenzen auf, die der sozialistischen Bewegung verbunden waren. In ihren Werken artikulierten sich erstmals Interessen und Probleme des Arbeiters. Der 1. Weltkrieg und der beschleunigte Kapitalisierungsprozess des Landes förderten nach 1920 die Entwicklung einer realistischen, gesellschaftskritische Prosaliteratur, vertreten durch solche bedeutenden Autoren, wie M. Sadoveanu, L. Rebreanu, Camil Petrescu, Cezar Petrescu. Die Lyrik T. Arghezis führte in Substanz und Form zu einer grundlegenden Erneuerung dieser Gattung. Daneben behauptete sich eine nach Bodenständigkeit und nationaler Identität suchende Dichtung, die durch L. Blaga philosophische Vertiefung erfuhr und starke Vorbildgeltung für spätere Generationen bis in die unmittelbare Gegenwart erhielt. Andere Schriftsteller dieser Generation, wie Z. Stancu, M. Beniuc, G. Bogza und E. Jebeleanu, die teils von sozialistischen teils von linksorientierten surrealistischen Positionen herkamen, konnten ihre Begabung erst nach der Befreiung Rumäniens vom Faschismus voll entfalten. Ihre Werke waren der Auseinandersetzung mit Krieg und Faschismus, dem antiimperialistischen Kampf und dem Aufbau der sozialistischen Gesellschaft und allen damit zusammenhängenden Problemen in der Stadt und auf dem Lande gewidmet. Einen Grundzug ihrer Literatur stellten die internationalen Bezüge und Zusammenhänge dar. Die jüngere Generation rumänischer Schriftsteller, deren Debüt in die Mitte der 60er Jahre fiel, wandte sich verstärkt innergesellschaftlichen Problemen und Fragen der nationalen Geschichte und Kultur zu. Einen besonderen Platz nimmt seit dem Ende der 60er Jahre der sogenannt politische Roman ein, der sich vorrangig mit den 50er Jahren und ihrer speziellen Problematik auseinandersetzt. In der Dichtung des letzten Jahrzehnts sticht eine als patriotische Lyrik bezeichnete Richtung hervor. Zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen rumänischen Literatur gehören die Prosaschriftsteller M. Preda, E. Barbu, T. Popovici, A. Ivasiuc und D. Popescu, die Dichter E. Jebeleanu, N. Cassian, N. Stanescu, M. Sorescu und I. Alexandru sowie die Dramatiker H. Lovinescu, A. Baranga und P. Everac.

Musik: Die rumänische Kunstmusik wurzelt in einer reichhaltigen Volksmusik, die, von wenigen Sammlungen im 19. Jahrhundert abgesehen, erst seit Beginn des 20. Jahrhundert systematisch erforscht wird. Neben der ursprünglich bäurischen Volksmusik, die im Prinzip einstimmig ist und relativ komplizierte Rhythmen in ungewöhnliche Taktarten nutzt, war bis ins 19. Jahrhundert die byzantinische Musik, die von den «Melurgi» in Klosterschulen gepflegt wurde, die einzige Form professioneller Musik. In der Volksmusik sind instrumentale Tänze und seit dem 13. Jahrhundert Balladen, Doinas, Tanz- und Scherzlieder, rituelle Gesänge (zu Hochzeit, Begräbnis und so weiter), Weihnachtsgesänge (Colinde) unter anderem, die von Volkssängern und fahrenden Spielleuten (Lautari) bewahrt und vorgetragen wurden, überliefert. Außer der ländlich-bäurischen Musikkultur bildete sich im späten 18. und im 19. Jahrhundert eine städtliche Musikkultur heraus, die stark vom Ausland beeinflusst war. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich nach dem Vorbild ross, und westeuropäischer Musik eine nationale Kunstmusik. Während die ersten rumänischen Komponisten kaum im Ausland bekannt wurden, erwuchs dann in G. Enescu der rumänischen Musik ein Komponist (und Interpret) von internationalem Rang. Sein Wirken beeinflusst das rumänische Musikschaffen noch bis in die Gegenwart. Seit 1958 findet in Bukarest das internationale George-Enescu-Festival mit einem Interpreten Wettbewerb statt. Die Schaffung des neuen sozialistischen Staates brachte auch der Musik einen bedeutenden Aufschwung. Zur Förderung musikalischer Talente wurden neben den Konservatorien in Bukarest (gegründet bereits 1864), Cluj-Napoca weitere Musikschulen geschaffen sowie neben der seit 1834 in Bukarest bestehenden Philharmonie in den wichtigsten Städten zahlreiche Orchester, Operntheater, Kammermusikvereinigungen u, a. Komponisten, wie P. Constantinescu, A. Mendelsohn, I. und G. Dumitrescu, die bereits vor 1944 bekannt waren, prägten die rumänische Musik entscheidend. Hinzu kamen viele jüngere Autoren (A. Vieru, T. Olah, W. Berger, D. Popovici, C. Georgescu, A. Stroe unter anderem), die zunächst an die Folkloretradition anknüpften, inzwischen aber eine eigene moderne Musiksprache entwickelt haben.

Rumänisch: eine der aus dem Latein hervorgegangenen romanischen Sprachen, ursprünglich im Gebiet des alten Dakiens, heute vorwiegend in Rumänien gesprochen (etwa 22 Millionen Sprecher); im Verlaufe der Entwicklung stark mit slawischen, griechischen, ungarischen und deutschen Sprachelementen durchsetzt; Varianten des Rumänisch kommen auch in anderen Balkanstaaten vor.