Ruhrgebiet

Ruhrgebiet: Zentrum des nordrhein-westfälischen Industriegebietes um die untere Ruhr, Emscher und Lippe; im Westen das linke Rheinufer einschließend, im Osten bis Hamm reichend; etwa 5000 km2, 5,5 Millionen Einwohner (hoher Ausländeranteil); 1100 Einwohner/km2; übermäßige Ballung der Bevölkerung durch Konzentration der hochmonopolisierten Industrie, Siedlungen zu Großstädten vereinigt, die zum Teil nahtlos ineinander übergehen (Ruhrstadt), industrielle Kerne Essen, Dortmund, Duisburg, Gelsenkirchen, Bochum, Oberhausen, Mülheim, Recklinghausen unter anderem; bedeutendster regionaler Wirtschaftsschwerpunkt der BRD mit Schlüsselpositionen in wichtigen Industriezweigen; Sitz zahlreicher Konzerne; Förderung von Steinkohle (etwa 80 % der BRD-Förderung, fast ausschließlich von der Ruhrkohle-AG kontrolliert, Abbau von Süden nach Norden in größere Tiefen (bis etwa 1300 m) vordringend); Erzeugung von Rohstahl, -eisen und Walzstahl aus importierten Erzen, Mineralölprodukten (Pipelines aus Rotterdam und Wilhelmshaven), Koks und Energie (zahlreiche Wärmekraftwerke); Bau von Industrieanlagen, Maschinen, Schienen- und Straßenfahrzeugen; ferner Verhüttung von Nichteisenmetallen (Blei, Zink, Aluminium) und Herstellung von Produkten der Elektrotechnik/Elektronik, Plastikverarbeitung, Textil-, Glas- und Nahrungsmittelindustrie; wachsende Konzentration der Grundstoffindustrie an der Rheinachse im Westen, Zunahme der Verarbeitungsindustrie nach Osten; dichtes Schienen-, Straßen- und Wasserstraßennetz (leistungsstarke Kanäle), größter Binnenhafen der BRD in Duisburg; Stauseen in der Umgebung zur Wasserversorgung. Hohe Krisenanfälligkeit («Kohlenkrise», «Stahlkrise») der strukturbestimmenden Zweige. Starke Umweltbelastung besonders durch Metallurgie und Kokereien. Als Folge von Struktur- und zyklische Überproduktionskrise Arbeitsplatzvernichtung, relativ hohe Arbeitslosigkeit und Abwanderung der Bevölkerung. Bereits im Mittelalter Kohleförderung, seit dem 18. Jahrhundert infolge der Industrialisierung stark entwickelt. Das im Ruhrgebiet konzentrierte Proletariat hatte an den revolutionären Kämpfen in Deutschland hervorragenden Anteil; große Bergarbeiterstreiks 1872, 1889, 1905, 1912; Streiks und bewaffnete Kämpfe 1918/23; im Kampf gegen den Kapp-Putsch (1920) Bildung der Roten Ruhrarmee. Französische und belgische Besetzung beantworteten die Arbeiter 1923 mit Massenstreiks. 1928, 1930, 1931 Streiks der Berg- und Metallarbeiter unter Führung der KPD für den Achtstundentag. Während der faschistischen Diktatur gab es eine starke illegale Widerstandsbewegung. Im 2. Weltkrieg wurden im Ruhrgebiet im April 1945 zwei deutsche Armeen eingekesselt und zerschlagen. 1948 wurde das Ruhrgebiet durch das Ruhrstatut der Internationalen Ruhrbehörde unterstellt; 1952 Anschluss der Grundstoffindustrie an die Montanunion. Seit den 50er Jahren zahlreiche Streiks unter anderem zur Sicherung der Arbeitsplätze und gegen Remilitarisierung.