Rom

Rom, italienisch Roma: Hauptstadt Italiens, Verwaltungszentrum der Region Latium und der Provinz Rom, in der Campagna Romana, am kanalisierten Tiber, 25 km vor dessen Mündung in das Tyrrhen. Meer, auf 10 vulkanischen Tuffhügeln (Palatin, Aventin, Caelius, Kapitol, Esquilin, Viminal, Quirinal, erst später Pincius, Janiculus, Vatikan) erbaut, heute weit darüber hinausgewachsen; 2,84 Millionen Einwohner (als Agglomeration 3,6 Millionen Einwohner); Verwaltungs-, Wirtschafts-, Kultur- und Bildungszentrum Italiens; industrieller Schwerpunkt Mittelitaliens mit Metall-, Textil-, chemische, Lebensmittel-, pharmazeutische, Baustoff-, Papier-, Holz-, Film-, polygraphische und Nahrungsmittelindustrie; Bau- und Kunstgewerbe sowie Modeateliers; Kunsthandel; Verkehrsknoten mit großen innerstädtischen Verkehrsproblemen, U-Bahn, Flughäfen (Ciampino, Fiumicino); Fremdenverkehr, Sitz des Papstes (Vatikanstadt); größte Universität Italiens (1303 gegründet), Hochschulen, Akademien, wissenschaftliche Institute und Gesellschaften; Theater, Museen und Kunstsammlungen (Vatikan, Kapitolinischen Konservatorenpalast, Lateran, Borghese, Nationalmuseum unter anderem), Vatikan-, National- und andere Bibliotheken, Sitz internationaler Organisationen (unter anderem FAO); Sportanlagen (Olymp. Spiele 1960); Erholungs- und Vergnügungsstätten in der Umgebung (Tivoli, das Seebad Lido di Roma bei Ostia unter anderem). Die wichtigsten antiken Bauten (meist nur teilweise erhalten) sind: am Forum Romanum die Triumphbögen des Titus und des Septimius Severus, die Maxentius- (Konstantins-) Basilika; auf dem Kapitol der Tempel des Jupiter Capitolinus; auf dem Palatin das Haus der Livia, die Kaiserpaläste (Domus Augustana mit dem Flavier Palast, dem sogenannt Hippodrom und dem Severus Palast unter anderem) und am Fuß des Palatin der Circus Maximus (für 300000 Zuschauer); auf dem Forum Boarium der Tempel der Fortuna Virilis und der Rundtempel der Vesta. Die Kaiserfora bilden axial angeordnete Platzanlagen mit Tempeln: Mars-Ultor-Tempel auf dem Augustusforum, die Basilika Ulpia und die Ehrensäule auf dem Trajansforum. Außerhalb der großen Baukomplexe befinden sich das Kolosseum, das Pantheon, der Konstantinsbogen, die Thermen des Caracalla und des Diokletian, das Mausoleum des Hadrian (Engelsburg), Ingenieurbauten, zahlreiche Grabmäler, besonders in der Via Appia; frühchristliche Katakomben; ursprünglich frühchristliche Bauten sind: Basiliken S. Giovanni in Laterano, S. Paolo fuori le mura, Sta. Maria Maggiore und die Zentralbauten S. Stefano Rotondo und Sta. Constanza. Während Romanik, Gotik und Frührenaissance in Rom eine untergeordnete Rolle spielten, finden sich hervorragende Leistungen der Hochrenaissance in der Stadt: Palazzo Cancelleria, Venezia, Massimo, Farnese (A. da Sangallo, Michelangelo), Quirinal (heute Sitz des Staatspräsidenten), Villa Farnesina (mit Raffael Fresken), Madama (nach Entwürfen von Raffael), Tempietto von S. Pietro in Montorio (D. Bramante). Bedeutendstes Bauwerk Roms ist die Peterskirche (S. Pietro im Vatikan): von Bramante als Zentralbau geplant und 1506 begonnen, unter Leitung von Raffael, Michelangelo, C. Madema und anderen weitergeführt und als Basilika vollendet; Gestaltung des Vorplatzes (Kolonnaden) und Teile der Innenausstattung (Kathedra Petri, Tabernakel) von G. L. Bernini. Den Übergang zum Barock bildet die Jesuitenkirche il Gesu (1568 von G. B. Vignola, Fassade von G. della Porta); Barockbauten: Sta. Susanna (Madema), Scala regia im Vatikan (Bemini), S. Carlo alle quattro fontane und S. Ivo (beide von F. Borromini), Palazzo Barberini, Villa Doria (größter erhaltener Wohnbau Roms), Borghese unter anderem; großartige barocke Brunnenanlagen (Vierströmebrunnen von Bemini, Fontana di Trevi unter anderem); interessante Bauten der Gegenwart: Stazione Termini (Hauptbahnhof, 1938/50), Palazzo dello Sport (1960 von P. L. Nervi) unter anderem

Um 1000 vor Christus erste Siedlung von Italikern auf dem Palatin, der Überlieferung nach am 21.4.753 vor Christus von dem sagenhaften Romulus gegründet; errang im 3./2. Jahrhundert vor Christus die Vorherrschaft im Mittelmeer. Nach Ausbreitung der Macht der Sklavenhalter Hauptstadt und politischer, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt des größten Reiches der Antike. Mit der Verlegung der Hauptstadt des römischen Reiches nach Konstantinopel (330 nach Christus), der Teilung des Reiches (395), Verlegung der Residenz weströmischer Kaiser nach Ravenna (402), der Zerstörung des Weströmischen Reiches (476) und nach mehreren Plünderungen (Westgoten 410, Wandalen 455, Ostgoten 546 und 549) verfiel Rom und verlor an Bedeutung. 754 (Pippinische Schenkung) wurde Rom Hauptstadt des Kirchenstaates; 1084 Plünderung durch die Normannen. Der Versuch Cola di Rienzos, eine Republik auszurufen, scheiterte 1347. 1527 Plünderung durch die Truppen Karls V. (Sacco di Roma). Die Revolution 1848/49 gipfelte in Italien in der Ausrufung und Verteidigung der römischen Republik (G. Mazzini, G. Garibaldi). Erst am 20. 9.1870 (seitdem Staatsfeiertag) zogen königlich-italienische Truppen in Rom ein, das 1871 Hauptstadt des Königreiches Italien wurde. Mit dem sogenannt Marsch auf Rom (28./30.10.1922) leiteten die Faschisten die Errichtung der Diktatur Mussolinis ein. 1929 Wiedererrichtung der weltlichen Macht des Papstes in einem Teil Roms (Vatikanstadt) durch die Lateranverträge (Lösung der römischen Frage). Im 2. Weltkrieg 1943/44 Besetzung Roms durch faschistische deutsche Truppen, 4.6.1944 kampflose Übergabe an die Alliierten («offene Stadt»).