Rokoko

Rokoko: Stilrichtung der europäischen Kunst von etwa 1720 bis 1770/80, deren Bezeichnung sich vom französischen Rocaille herleitet. Die Kunst des Rokoko ist Ausdruck des zerfallenden Feudalabsolutismus unmittelbar vor der Französischen Revolution 1789. Die Übergänge vom Barock zum Rokoko sind fließend. Die ersten Merkmale des Rokoko treten in Frankreich auf, wo als Träger des neuen Stilempfindens nicht mehr der absolutistische Herrscher, sondern die aristokratische Gesellschaft fungiert, die an Stelle des steifen Zeremoniells der Hofhaltung abseits der gesellschaftlichen Realitäten Sinnenfreude und zügellosen Lebensgenuss in der Intimität des Innenraums verlangt. Das dafür ausgebildete dekorative System, in dem malerische Tendenzen über die tektonischen triumphieren, wurde teils durch französischen Theoretiker (Begründung des Malerischen und der Anmut) und einzelne Künstlerpersönlichkeiten, teils durch Ornamentstiche nach Deutschland übertragen und hier zu letzter Konsequenz weiterentwickelt. Es bemächtigte sich auch der kirchlichen Kunst, wobei sich eine einmalige Mischung aus ekstatischen Frömmigkeit und diesseitsfreudiger Weltlichkeit und Naturverbundenheit (Engl. Garten) ergab. In der Architektur beginnt die Auflösung des barocken Gesamtkunstwerks zugunsten lebendigerer Raumfolgen und Baustrukturen mit Entfaltung der dekorativen Pracht des Innenraums. Architektonisches Ziel ist es, die Illusion des unendlichen Raums (Wallfahrtskirche Wies, Potsdam-Sanssouci) zu erzeugen. Im Bedürfnis nach privater Existenz bildet sich das Mäzenatentum und der Kunsthandel (Salon) und damit die Kunstkritik heraus. In der Malerei dominieren lichte Farben und Genreszenen, die das Thema der amourösen Idylle, der galanten Pastorale und antiken Bukolik in immer neuen Varianten reizvoll abwandeln (F. Boucher, A. Watteau). Die Pastellmalerei kommt dem Verlangen nach zarten Nuancen besonders entgegen und erfährt ihre höchste Blüte. Auf dekorativem Gebiet spielt auf Grund des aufkommenden Welthandels das Exotische in der Gestalt der Chinoiserie eine wichtige Rolle. Das plastische Schaffen des Rokoko findet seinen adäquatesten Ausdruck in der Porzellanplastik (J. J. Kaendler in Meißen, F. A Bustelli in Nymphenburg).