Revolution

Revolution: (französisch révolution, revolutio, «Umwälzung») grundlegende Umgestaltung der gesamten Gesellschaft (soziale R) oder wesentliche gesellschaftliche Bereiche (zum Beispiel industrielle Revolution, wissenschaftlich-technische Revolution, Revolution in der Kultur, in der Naturwissenschaft). Die soziale Revolution ist ein qualitativer Sprung in der Entwicklung der Gesellschaft, das gesetzmäßige Resultat der Entfaltung des Klassenkampfes, in dessen Verlauf eine historisch überlebte Gesellschaftsformation durch eine neue, höhere abgelöst wird. Die Geschichte kennt unterschiede historische Grundtypen: vorbürgerlicher, bürgerlicher, sozialistischer Revolution. Die Hauptaufgabe der bürgerlichen Revolution besteht im Sturz des Feudalismus und in der Errichtung der Herrschaft der Bourgeoisie. Die sozialistische Revolution hat das Ziel, die kapitalistische Ausbeuterordnung zu beseitigen, die politische Herrschaft der Arbeiterklasse zu errichten und die Voraussetzungen für den Übergang zur klassenlosen Gesellschaft (Kommunismus) zu schaffen. Revolution sind ein Produkt antagonistische Gesellschaftsverhältnisse; sie erwachsen aus dem Widerspruch zwischen den sich entwickelnden Produktivkräften und den überlebten Produktionsverhältnissen und sind unmittelbares Ergebnis des daraus resultierenden Klassenkampfes. «Nur bei einer Ordnung der Dinge, wo es keine Klassen und keinen Klassenkampf gibt, werden die gesellschaftlichen Evolutionen aufhören, politische Revolution zu sein» (K. Marx). Lenin unterschied zwischen Revolution im engeren Sinne (Lösung der Machtfrage zugunsten der historisch aufsteigenden Klasse) und Revolution im weiteren Sinne (volle Durchsetzung und Konsolidierung der neuen Gesellschaftsformation). Die politische Hauptfrage jeder Revolution ist die Lösung der Machtfrage. Revolutionen sind gesetzmäßig (objektiv) bedingt, sie lassen sich nicht willkürlich «machen» (Voluntarismus). Im revolutionären Prozess verbinden sich objektive Faktoren (Art und Reife der gesellschaftlichen Hauptwidersprüche, Verhältnis der Klassenkräfte, internationale Lage unter anderem) und subjektive Faktoren (Bewusstheit und Organisation der führenden Klasse und ihrer Bündnispartner, Labilität und innere Krise der alten herrschenden Klassen unter anderem). Die historische Fähigkeit (und Verantwortung) der revolutionären Klassen besteht darin, den Zeitpunkt der optimalen Verbindung von objektiven und subjektiven Faktoren zu erkennen und zu nutzen. Antimarxistische Revolutionsauffassungen sind letztlich durch Verabsolutierung einer der beiden Seiten gekennzeichnet. Der Ausbruch einer Revolution ist an das Bestehen einer revolutionären Situation gebunden. Wesentliche Kriterien zur Bestimmung des Klassencharakters und des historischen Ortes einer Revolution sind: Ursachen, zu lösende Widersprüche, Aufgaben, Triebkräfte, Hegemonie, Rolle der Volksmassen, Kampfformen und -methoden, internationale Bedingungen, Ergebnisse und Wirkungen, Charakter der Epoche. Als «Lokomotiven der Geschichte» (K. Marx) bewirken die Revolution eine Beschleunigung der Entwicklung (zum Beispiel Französische Revolution, Große Sozialistische Oktoberrevolution). In ihnen wird die schöpferische Rolle der Volksmassen als Hauptkraft gesellschaftlicher Umwälzung besonders deutlich. Die konkreten Erscheinungsformen der Revolution werden durch die Spezifik der historischen Ausgangslage, die Bedingungen des jeweiligen Landes und das innere und äußere Kräfteverhältnis bestimmt. Die sozialistische Revolution ist die tiefgreifendste, alle Lebensbereiche umfassende Revolution in der Geschichte der Menschheit, der höchste Typ einer Revolution sie ist untrennbar mit dem Kampf um die Erhaltung des Friedens verbunden. Lenin wies nach, dass mit der Herausbildung des Imperialismus («Vorabend der sozialistischen Revolution») die Fragen der Revolution und des revolutionären Kampfes unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei prinzipiell neu formuliert werden mussten. Indem die Bourgeoisie die Führung des gesellschaftlichen Fortschritts an die Arbeiterklasse abtritt, wird die bürgerliche Revolution, die gewöhnlich mit der Übernahme der Macht durch die Bourgeoisie endete, zur bürgerlich-demokratischen Revolution Die bereits von K. Marx und F. Engels erkannte Möglichkeit des Hinüberwachsens der bürgerlich-demokratischen in die sozialistische Revolution («Revolution in Permanenz») konkretisierte Lenin unter den qualitativ neuen historischen Bedingungen der russischen Revolution von 1905/07. Unter der Hegemonie des Proletariats konnte die Revolution in die revolutionär-demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern münden, die wiederum die Voraussetzung für das Hinüberwachsen in die sozialistische Revolution ist. Dieser Erkenntnis folgten Strategie und Taktik der Bolschewiki im Jahre 1917 (bürgerlich-demokratischen Februarrevolution. Große sozialistischen Oktoberrevolution). Als spezifische Form der sozialistischen Revolution entwickelte sich Ende des 2. Weltkrieges in Ländern Mittel- und Südosteuropas sowie Asiens im Ergebnis der Befreiung durch die Sowjetarmee und des breiten nationalen und antifaschistischen Befreiungskampfes der Völker sowie entsprechend der Strategie der antiimperialistischen Demokratie der kommunistischen Parteien die Volksdemokratischen Revolution. Im Verlaufe der in vielfältigen Formen durchgeführten sozialistischen Revolution errichtet die Arbeiterklasse, geführt von ihrer marxistisch-leninistischen Partei und im engen Bündnis mit allen anderen Werktätigen, die Diktatur des Proletariats, schafft das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln, gestaltet die ökonomischen, sozialen (damit auch nationalen) sowie die kulturellen Verhältnisse und sichert die Verteidigung der Revolution gegen innere und äußere Feinde. In der Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus sind sozialistische Revolutionen, demokratische und nationale Befreiungsrevolutionen neuen Typs Teilprozesse des einheitlichen revolutionären Weltprozesses. Jüngere Erfahrungen bezeugen die Möglichkeit beschleunigten Hinüberwachsens von der nationalen, antiimperialistischen und antikolonialen Revolution (Volksrevolution) in die sozialistische Revolution (Kuba) oder die Entwicklung sozialistischer Orientierung (Äthiopien) unter, den Bedingungen des engeren Zusammenwirkens mit der sozialistischen Staatengemeinschaft. Gegen den unaufhaltsamen Fortschritt des revolutionären Weltprozesses wendet der Imperialismus alle Mittel an (von der ideologischen Diversion über die indirekte und direkte Einmischung bis zur Errichtung faschistischer Regime). Die gesellschaftliche Wirklichkeit hat jedoch die marxistisch-leninistische Erkenntnis erhärtet, dass es keinen anderen Weg aus den kapitalistischen Widersprüchen gibt als die sozialistische Revolution Siehe auch Revolutionstheorie, kommunistische Weltbewegung.