Religion

Religion: Form des gesellschaftlichen Bewusstseins, das die objektive Realität in verzerrter und phantastischer Weise widerspiegelt; idealistische Weltanschauung, in der als primäre Ursache des natürlichen und gesellschaftlichen Geschehens ein persönlicher Gott, mehrere Götter, Geister unter anderem beziehungsweise unpersönliche übernatürliche Kräfte und Mächte angesehen werden; charakteristisch ist eine irrationale, gefühlsmäßig betonte Glaubenshaltung, in der sich der religiöse Mensch einerseits von geheimnisvollen übernatürlichen Mächten abhängig fühlt, die er andererseits durch Gebet, Opfer, Riten und Kulthandlungen beeinflussen zu können glaubt. Die Wurzeln der Religion liegen im Bemühen, über die historisch bedingten Erkenntnisschranken, die Unfähigkeit, natürliche und gesellschaftliche Zusammenhänge zu erfassen, hinauszugehen. Religion und Wissenschaft befinden sich in schroffem Gegensatz zueinander. Die sozialen Ursachen der Religion sind vornehmlich im Bestehen der antagonistischen Klassengesellschaft zu suchen. Religion ist in der Regel als Ideologie von Ausbeuterklassen konservatives, reaktionäres Bewusstsein, «Opium des Volkes» (Marx); sie ist aber auch Protestation gegen das Elend in der Ausbeutergesellschaft; dieser widersprüchliche Charakter der Religion kann sie in ihren politischen Interpretationen sowohl reaktionären als auch progressiven Kräften dienstbar machen. Es gibt ethnisch (zum Beispiel germanische Religion) und auf Stämme von Völkern (zum Beispiel Religion verschiedener Ureinwohner) beschränkte Religionen sowie Weltreligionen.

Religionsedikt: staatliche Verordnung über die Religionsausübung, zum Beispiel das Potsdamer Edikt (1685).

Religionsphilosophie: Teildisziplin der bürgerlichen Philosophie, die die Fragen des Ursprungs, des Wesens, der Entwicklung und der Funktion der Religion zum Gegenstand hat.

Religionswissenschaft: die (nicht wie die Theologie vom Glauben bestimmte) historische-kritische Erforschung der Religionen; gliedert sich in Religionsgeschichte, systematischer Religionswissenschaft (vergleichende Religionswissenschaft, Religionsphänomenologie), Religionspsychologie, Religionssoziologie; ist ein Produkt der Aufklärung und von bürgerlichen Denken geprägt, ältere (antike und islamische) Vorläufer sind nachweisbar; Ziele und Methoden werden durch die Weltanschauung des Forschers bestimmt; philosophische Grundlage der marxistisch-leninistischen Religionswissenschaft ist der historischen und dialektischen Materialismus (wissenschaftlicher Atheismus).