Realismus

Realismus: 1. allgemein Wirklichkeitssinn; Sachlichkeit; sich auf das wirklich Gegebene stützende Denkweise.

2. Ästhetik: historisch sich entwickelnde künstlerische Methode des aktiven, schöpferisch aneignenden Verhaltens zur objektiven Realität, die darauf abzielt, das gesellschaftliche Wesen der Wirklichkeit zu erfassen, den Reichtum konkreter Erscheinungen und ihrer menschlichen Bezüge wahrheitsgemäß widerzuspiegeln; beinhaltet die Fähigkeit des Künstlers zum Erkennen und Darstellen der gesellschaftlichen Wahrheit, das tiefe künstlerische Eindringen in das gesellschaftliche Wesen des Menschen zum Zweck seiner realen Selbstbefreiung. Realistische Kunst ist immer Bestandteil humanistischer Konzeptionen, parteilich im Sinne des historischen Fortschritts und steht im unversöhnlichen Gegensatz zu allen inhumanen und wirklichkeitsabgewandten Kunstäußerungen. Realismus entstand erst auf einer relativ hohen Stufe der Menschheitsentwicklung (Sklaverei Gesellschaft), als Kunst zu einer eigenständigen Form des gesellschaftlichen Bewusstseins wurde und nicht mehr ausschließlich kultischen Zwecken diente. Seit der Renaissance vermochte sich die realistische Schaffensmethode als bestimmende durchzusetzen. Abhängig vom jeweiligen Stand der gesellschaftlichen Gesamtentwicklung entstehen historisch konkrete Erscheinungsformen des Realismus, zum Beispiel im 19. Jahrhundert der bürgerlichen kritischen Realismus, der die Inhumanität der sich stabilisierenden und entwickelnden kapitalistische Verhältnisse enthüllte. Seit dem Übergang zum Imperialismus ist die Bourgeoisie an einer Kunst, die produktive Kräfte im Sinne des sozialen Fortschritts freisetzt, nicht mehr interessiert, so dass das Schicksal der realistischen Kunst im 20. Jahrhundert zunehmend durch das Maß ihrer Beziehungen zur Arbeiterklasse bestimmt wird. Siehe auch sozialistischer Realismus.

3. Philosophie: a) objektiv idealistische Richtung der Scholastik (Universalienstreit);

b) die Erkenntnistheorie des Neuthomismus, nach dem die Außenwelt zwar als unabhängig vom Bewusstsein und durch das Erkenntnisvermögen des Menschen erfassbar anerkannt, diese Realität jedoch letztlich als ein Produkt von Ideen, von Gott oder geistigen Seins-Prinzipien angesehen wird;

c) Name für erkenntnistheoretische Richtungen, die zwar von der objektiv realen Existenz einer Außenwelt ausgehen, die eindeutige Beantwortung der Grundfrage der Philosophie aber umgehen wollen.

Realistik: (lateinisch) Wirklichkeitstreue.