Radierung

Radierung: graphische Drucktechnik, künstlerisches Tiefdruckverfahren; auch das durch dieses Verfahren hergestellte Werk. Die Metallplatte (vorwiegend aus Kupfer) wird mit einer säurefesten Schicht überzogen. Beim Einritzen der Zeichnung mit der Radiernadel in diesen sogenannten Ätzgrund wird das Metall freigelegt und an diesen Stellen im anschließenden Säurebad tiefgeätzt. Nach Entfernen des Ätzgrundes und Einfärben erfolgt der Abzug in einer Spezialpresse auf Kupferdruckpapier. Wird mit der Radiernadel auf die blanke Platte gezeichnet, ohne zu ätzen, spricht man von Kaltnadelradierung. Oft wird die geätzte Platte mit der kalten Nadel überarbeitet. Die Aquatinta oder Tuschmanier ähnelt der Schabkunst (Kupferstich). Durch Aufschmelzen von Kolophoniumstaub auf die Platte und anschließendes Atzen wird ein feines Korn erzielt, das im Druck eine weiche, flächige Wirkung ergibt. Bei der Kreide- oder Crayonmanier wird die Zeichnung mit Instrumenten wie Punze und Roulette in den Ätzgrund gegraben. Die Wirkung ist der der Kreidezeichnung ähnlich. Beim Vernis mou oder Durchdruckverfahren wird auf den weichen Ätzgrund ein Papier gelegt und darauf mit hartem Stift gezeichnet, so dass nach Entfernen des Blattes das Kupfer an den gezeichneten Stellen freiliegt und geätzt werden kann. Entwurf, Zeichnung, Radierung und Druck müssen nicht in einer Hand liegen. Der Künstler, der alle Arbeitsgänge selbst durchführt, heißt Malerradierer (Peintre Graveur). Die Radierung kam zu Beginn des 16. Jahrhundert auf. A. Dürer schuf einzelne Eisenradierung Hervorragende Leistungen sind die Landschaftsradierung der Donauschule. Im 17. Jahrhundert fand die Radierung in den Niederlanden weite Verbreitung. Im 18. und in der 1. Hälfte des 19. Jahrhundert stand die Radierung besonders im Dienst der Buchillustration und Reproduktion. In Frankreich und Großbritannien erreichte in dieser Zeit auch die Farbradierung ein hohes technisches Niveau. Nach den großartigen Radierungsfolgen F. J. de Goya y Lucientes gewann die Radierung erst im letzten Drittel des 19. Jahrhundert wieder an Bedeutung, die sie bis zur Gegenwart behalten hat.