Qualität und Quantität

Qualität und Quantität: dialektisch miteinander verknüpfte Charakteristika aller Dinge und Prozesse der objektiven Realität und ihrer Erkenntnis. Die Qualität eines Objektes ist die Gesamtheit seiner wesentlichen Eigenschaften, seine Spezifik; sie macht es unterscheidbar von anderen Objekten. Die Quantität ist die messbare Bestimmtheit der Objekte, wie Menge, Anzahl, Größe, Ausdehnung, Dauer, Intensität. Die dialektische Einheit von Qualität und Quantität zeigt sich besonders im Gesetz des Umschlagens quantitativer Veränderungen in qualitative, einem der allgemeinen Struktur-, Bewegungs- und Entwicklungsgesetze der Natur, der Gesellschaft und des Denkens. Es besteht darin, dass quantitative Veränderungen innerhalb eines bestimmten Bereiches den Bestand der Qualität nicht berühren, aber beim Überschreiten seiner Grenze, dem Maß, das dieser Qualität eigen ist, zum Umschlag in eine neue Qualität führen. Die neue Qualität bringt umgekehrt veränderte quantitative Charakteristika der Dinge und Prozesse mit sich, zum Beispiel die Intensivierung bestimmter Prozessabläufe. Dieser Qualitätsumschlag äußert sich oft im Abbrechen der Allmählichkeit, das heißt einer relativ langsamen, evolutionären quantitativen Veränderung und ihrer Ersetzung durch eine relativ schnelle, radikale Veränderung. Das Revolutionäre in ihm ist das Entstehen der neuen Qualität. Durch den qualitativen Sprung wird die bisherige Einheit von Qualität und Quantität gesprengt, und es entsteht eine neue. Im Zusammenwirken mit anderen Entwicklungsgesetzen, insbesondere mit dem Gesetz der Einheit und des «Kampfes» der Gegensätze und der Negation der Negation, führt das Gesetz des Umschlagens quantitativer Veränderungen in qualitative zum Entstehen höherer Qualitäten aus niederen. So ist zum Beispiel die Arbeiterklasse im Kapitalismus qualitativ bestimmt als ausgebeutete und unterdrückte Klasse, die sich im Klassenkampf mit der Bourgeoisie entwickelt, organisiert, ihrer Lage und Aufgabe bewusst wird. Ihre wesentlichen Eigenschaften verändern sich zunächst nur quantitativ; mit Erreichen eines bestimmten Maßes der Entwicklung nimmt die Arbeiterklasse durch die proletarische Revolution eine neue, höhere Qualität an, wird herrschende Klasse im Sozialismus. Die materialistische Dialektik orientiert auf die Erkenntnis der Einheit von Qualität und Quantität, weil nur unter dieser Voraussetzung eine richtige Widerspiegelung und zielgerichtete, den objektiven Bewegungs- und Entwicklungsgesetzen entsprechende, praktische Einwirkung auf das Objekt möglich ist. Metaphysisches Denken überschätzt und isoliert in der Regel entweder die quantitative, evolutionäre Seite der Objekte (zum Beispiel der Sozialreformismus) oder ihre qualitative, revolutionäre Seite (zum Beispiel der Radikalismus).