Pädagogik

Pädagogik: Wissenschaft von den Gesetzmäßigkeiten der Bildung und Erziehung; ursprünglich begrenzt auf die Formung der heranwachsenden Generation, in neuerer Zeit bezogen auf alle Prozesse der zielgerichteten, bewussten Bildung und Erziehung von Menschen. Die marxistisch-leninistische LP. der sozialistischen Gesellschaft befasst sich in Forschung und Lehre mit Zielen, Aufgaben und Inhalt, mit Grundsätzen, Methoden, Mitteln und Organisationsformen der kommunistischen Bildung und Erziehung. Sie gliedert sich unter inhaltlichen Aspekt in Grundlagen der Pädagogik, Geschichte der Pädagogik, Erziehungstheorie, I Didaktik und Methodik 2, unter institutionellem Aspekt in Voschul-, Schul-, Sonderschul-, Berufs-, Hoch- und Fachschul-, Familien-, Sport-, Kunst- und Militärpädagogik. Ihre Erkenntnisse gewinnt sie aus der Erforschung der Gesetzmäßigkeiten des Bildungs- und Erziehungsprozesses in der sozialistischen Gesellschaft, aus der Verallgemeinerung der fortgeschrittenen Bildungspraxis sowie aus der schöpferischen Auswertung des progressiven Erbes.

Geschichtliches: Bedingt durch den niedrigen Stand der Produktivkräfte und das Fehlen von Klassen erhielten in der Urgemeinschaft alle Kinder eine gleiche, allseitige, eng mit der Produktion verbundene und von der gesamten Gemeinschaft getragene Erziehung (besonders Vermittlung von Arbeitserfahrungen und sittlichen Normen). Eine bestimmte höhere Arbeitsproduktivität gestattete einer dünnen Oberschicht, sich der körperlichen Arbeit durch Ausbeutung von Sklavenarbeit zu entziehen und Kulturgut zu schaffen, das mit Bildungseinrichtungen verbunden war. Ihre Nutzung blieb Vorrecht der Oberschicht der Sklaverei Gesellschaft; die Masse der Sklaven und ärmeren Freien war von offizieller Bildung ausgeschlossen. Erste pädagogische Theorien im antiken Griechenland beschrieben das Ideal einer harmonisch entwickelten (freien) Persönlichkeit und rechtfertigten die Sklaverei. Die abhängigen Bauern der Feudalgesellschaft erhielten keine schulische Bildung. Erziehung im Sinne der bestehenden Ordnung erfolgte vor allem im kirchlichen Gottesdienst. Die Erziehung des Adels beschränkte sich auf körperlicher-militärischer Ausbildung und auf Vermittlung höfliche Anstandsregeln. Die Kirche bildete in ihren Schulen Kleriker sowie Laien für die staatliche Verwaltung aus. Die Entwicklung der mittelalterlichen Städte führte zur Einrichtung von Rats- oder Lateinschulen für die patrizische Oberschicht, deutschen Schreib- und Leseschulen für die Zünfte, privaten Klipp- und Winkelschulen für die Stadtarmut. Einen Aufschwung nahm die Erziehung in der bürgerl. Gesellschaft mit der Entwicklung der klassischen bürgerlichen Pädagogik im 16./19. Jahrhundert (Hinwendung zu praktischen Stoffen, Betonung der Menschenwürde; W. Ratke, J. A. Komensky, J. J. Rousseau, J. H. Pestalozzi, F. A. W. Diesterweg, F. W. A. Fröbel). Die pädagogische Praxis blieb aber weit hinter dem fortschrittlichen Erziehungsprogramm zurück (Volksschule mit religiösen Lernstoffen). Die imperialistische Bourgeoisie entwickelte eine Schule, die der Arbeiterbewegung ideologisch entgegenwirken und zugleich eine den Bedürfnissen der Industrie entsprechende Ausbildung vermitteln sollte (Strömungen der Reformpädagogik). K. Marx und F. Engels begründeten mit der Anwendung des historischen und dialektischen Materialismus auf die Erziehung die wissenschaftliche Pädagogik. Sie bestimmten die Einheit von Erziehung und revolutionärer Praxis als Grundsatz sozialistischer Pädagogik und begründeten das Erziehungsziel der allseitig entwickelten sozialistischen Persönlichkeit. Die von W. I. Lenin weiterentwickelte sozialistische Pädagogik förderte wesentlich die Erziehung der Arbeiterklasse zur Macht ausübenden Klasse, leitete die Aufgaben der Schule aus den Erfordernissen der sozialistischen Gesellschaft ab und definierte die Erziehung als Bestandteil der sozialistischen Kulturrevolution (N. K. Krupskaja, W. A. Lunatscharski, A. S. Makarenko); sie bestimmte auch den schulpolitischen und pädagogischen Kampf der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung (W. Liebknecht, A Bebel, C. Zetkin).

Pädagogische Psychologie: Disziplin der Psychologie, die sich mit den psychologischen Grundlagen des Bildungs- und Erziehungsprozesses beschäftigt; gliedert sich in Lernpsychologie, Erziehungspsychologie, psychologische Grundlagen der Schüler- und Kollektivbeurteilung sowie Diagnostik und pädagogische Therapie fehlentwickelter und verhaltensgestörter Schüler.