Psyche

Psyche: 1. Gesamtheit der auf Hirntätigkeit beruhenden, objektive Realität widerspiegelnden (psychischen) Funktionen und Eigenschaften, über die das Verhalten reguliert wird.

2. Psyche, Anima, Seele: besonders in schöngeistiger Literatur gebrauchte Bezeichnung für Bewusstsein, Empfinden, Gefühl, Wesen, geistiger Mittelpunkt (Seele). Die Bedeutung «Atem», «Hauch» der Wörter Psyche und Anima weist darauf hin, dass in antiken mythologischen Vorstellungen Psyche so viel wie Lebenshauch bedeutete, der beim Tode den Körper verlässt, woran vielfach religiöse Vorstellungen anknüpften.

Psyche (griechisch; «Seele»), in der griechischen Sage Geliebte des Eros.

Psychiatrie: Lehre von der Entstehung, Erkennung und Behandlung aller psychischen Krankheitsformen und Störungen. Zu den Krankheitsformen gehören Psychosen, abnorme Verhaltensweisen und Reaktionen (Neurose) sowie charakterliche Abwegigkeiten (Psychopathie).

Psychoanalyse: («Seelenzergliederung») 1. von S. Freud und J. Breuer entwickeltes psychotherapeutisches Verfahren, das psychische Störungen (Neurosen) durch Bewusstmachen der ursächliche (unbewussten) Komplexe zu heilen trachtet.

2. von S. Freud aus der Psychoanalyse 1 entwickelte, unwissenschaftliche Konzeption der Persönlichkeitstheorie, die er später zu einer spekulativen Kulturtheorie und Weltanschauung ausweitete, in der er die Libido, später auch den «Todestrieb», zur universellen Triebkraft menschlichen Verhaltens und der historischen-kulturellen Entwicklung erhob.

Psychodiagnostik: Untersuchung psychischer Eigenschaften einzelner Menschen und Kollektive; dient wissenschaftlich begründeten Entscheidungen hinsichtlich Bildung, Entwicklung, Förderung und Einsatz von Menschen. Psychodiagnostisches Verfahren sind unter anderem Exploration, Beobachtung, Test, Auswertung von Fragebögen.

Psychogenie: reaktive Entstehung von Organfunktionsstörungen auf psychischen Weg, zum Beispiel durch starke Gemütsbewegungen.

Psychogifte: natürliche und synthetische Substanzen, die bei Mensch und Tier Angst, Verwirrtheit und anderweitig nervenbedingt anormales Verhalten auslösen; zum Beispiel Lysergsäurediethylamid (LSD) und Meskalin. Einige Psychogifte gehören zu den chemischen Kampfstoffen (zum Beispiel der BZ-Stoff der NATO, ein Piperidyl Benzilat).

Psychologie: Wissenschaft, die mittels Beobachtung und Experiment die Gesetzmäßigkeiten der Regulation des Verhaltens (Handeln) von Organismen, besonders des Menschen, die psychischen Erscheinungen und Prozesse (Wahrnehmen, Erinnern, Denken, Fühlen) sowie die psychischen Merkmale der Persönlichkeit (Fähigkeiten, Charakter, Interessen, Motivationen) erforscht. Mit den allgemeinen Gesetzen der Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen sowie ihrer Umsetzung in Entscheidungen und Handlungen befasst sich die allgemeine Psychologie Die individuellen Varianten der Regulation erforscht die Persönlichkeitspsychologie, die genetischen Fragen die Entwicklungspsychologie und die interpersonellen Aspekte des Verhaltens die Sozialpsychologie Bedürfnisse der gesellschaftlichen Praxis führten zur Herausbildung der Arbeits- und Ingenieurpsychologie, der pädagogischen Psychologie, der klinischen Psychologie, der Gerichtspsychologie. Weiterhin entwickelten sich psychologische Disziplinen, die besondere psychologische Aspekte des menschlichen Lebens untersuchen, zum Beispiel die Sprach-, Kunst- und Sexualpsychologie.

Psychologische Beratung: Anwendung psychologischer Erkenntnisse im Gespräch mit dem Ziel, Hilfsbedürftigen neue Einsichten zu vermitteln und Anstöße zur Verhaltens- und Erlebensänderung zu geben (unter anderem Erziehungs-, Berufs-, Ehe-, Sucht-, Familienberatung).

Psychopathie: (griechisch) anlagemäßige beziehungsweise konstitutionelle charakterliche Anomalie des Gefühls-, Willens- und Trieblebens.

Psychopathologie: Lehre von den Ursachen und Erscheinungsformen psychischer Erkrankungen.

Psychopharmaka: Arzneimittel, die die psychischen Funktionen des Organismus beeinflussen. Seit 1952, als die Wirkung des Chlorpromazins (Propaphenin) entdeckt wurde, erfolgte eine gezielte Entwicklung und Ausweitung dieser Arzneimittelgruppe. Die Klassifizierung kann nach verschiedenen Gesichtspunkten (chemisch, pharmakologisch, klinisch) erfolgen. Bewährt hat sich die Einteilung nach den Wirkungsqualitäten. Die dämpfenden Psychopharmaka bezeichnet man als Psychosedativa oder Psycholeptika. Zu ihnen gehören die Neuroleptika (Neuroplegika) und Tranquilizer (Ataraktika). Zu den aktivierenden Psychopharmaka gehören die Psychoanaleptika und die Psychodysleptika (Halluzinogene). Die Psychoanaleptika umfassen die Antidepressiva, die Psychostimulanzien und die Thymeretika. Therapeutisch genutzt werden nur die Psychosedativa und -analeptika. Die Einführung der Psychopharmaka in die Medizin stellt einen großen Fortschritt und eine echte Bereicherung des Arzneimittelschatzes dar. Psychopharmaka werden aber auch missbräuchlich benutzt.

Psychophysiologische Funktion: analytische-synthetische Hirnleistung, die zugleich neurophysiologisch und psychologisch (als «Erleben») in Erscheinung tritt (zum Beispiel Gedächtnisfunktionen).

Psychoprophylaxe: Maßnahmen zur Vorbeugung psychische oder körperliche Störungen beziehungsweise Krankheiten mit Hilfe systematischer Aufklärung, Berufs-, Ehe- und Sexualberatung, Verbesserung des Arbeitsklimas und Beseitigung milieuschädigender Faktoren. Während der Schwangerschaft ist die Psychoprophylaxe Methode zur Vorbereitung auf eine schmerzarme Entbindung durch Aufklärung über die Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettvorgänge sowie durch Gymnastik, Entspannungs- und Atemübungen.

Psychose: psychische Krankheit mit endogener oder exogener Ursache. Endogene Psychose sind Schizophrenie, manisch-depressive Krankheitsbilder. Eine organisch-pathologische Ursache konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Bei den exogenen Psychosen (symptomatische Psychose) liegt eine nachweisbare organische Erkrankung des Gehirns oder anderer Organe beziehungsweise des ganzen Körpers vor, zum Beispiel progressive Paralyse. Weitere Ursachen sind Infektionskrankheiten und Schwangerschaft.

Psychotherapie: Behandlung von Krankheitszuständen, bei deren Entstehung und Entwicklung die gestörten Wechselbeziehungen zwischen Person und Umwelt eine wesentliche Rolle spielen. Psychotherapeutische Methoden sind zum Beispiel zielgerichtete Aussprachen, Gruppenpsychotherapie, autogenes Training und Hypnose.