Phase

Phase: (französisch -griechisch, «Erscheinung») 1. allgemein Abschnitt eines zeitlichen Ablaufs; Entwicklungsstufe.

2. Astronomie: Beleuchtungsform, jeweilige Lichtgestalt nicht selbstleuchtender Himmelskörper, zum Beispiel Mond, Venus. Beim Zyklus der Phasen des Mondes unterscheidet man die Mondphasen Neumond, erstes Viertel, Vollmond und letztes Viertel (astronomische Zeichen).

3. Chemie: materieerfüllter Raum, innerhalb dessen sich physikalische (zum Beispiel Aggregatzustand, Dichte, Härte) und chemische (zum Beispiel Zusammensetzung, Konzentration) Eigenschaften nicht oder nur stetig ändern. Eine Phase ist allseitig von Phasengrenzflächen umgeben; dabei stellt die Gesamtheit aller Raumgebiete gleicher Eigenschaften nur eine einzige Phase dar, so dass zum Beispiel eine Emulsion von Öl in Wasser ungeachtet der vielen Öltröpfchen nur aus den 2 Phase Öl und Wasser besteht. Verschiedene Aggregatzustände eines Stoffes sind verschiedene Phase Siehe auch intermetallische Verbindung.

4. Schwingungslehre: Charakteristikum für den augenblicklichen Zustand eines schwingenden Systems, bei Sinusschwingungen der zu einer momentanen Auslenkung gehörige Winkel (Phasenwinkel). Phasendifferenz oder Phasenverschiebung heißt der Abstand einander entsprechender Phasen zweier gleichfrequenter Schwingungen oder Wellen, zum Beispiel zwischen Stromstärke und Spannung in einem Wechselstromkreis; siehe auch Gangunterschied. Der Phasensprung ist eine plötzliche Änderung der Phase, zum Beispiel bei Reflexion einer Welle an einem dichteren Medium.

5. statistische Physik: Phasenraum.

Phasenanschnittsteuerung, Anschnittsteuerung: Stellen der Gleich- beziehungsweise Wechselspannung bei Stromrichtern (zum Beispiel Wechselspannungssteller) durch Verschieben des Zündzeitpunktes gegenüber dem Spannungsnulldurchgang.

Phasenbild: die in einem Bildfeld eines fotochemisch bearbeiteten Kinofilms enthaltene fotografische Aufzeichnung. Das Phasenbild ist meist Bestandteil eines kinematographisch zerlegten Bewegungsablaufs; mehrere, sinngemäß zusammengehörige Phasenbilder ergeben eine Phasenbildfolge.

Phasengeschwindigkeit: Geschwindigkeit vf, mit der die Phase (zum Beispiel der Wellenberg) einer sinusförmigen Welle fortschreitet. Hingegen heißt die Geschwindigkeit, mit der sich eine Wellengruppe (zum Beispiel ein abgehackter Wellenzug) ausbreitet, Gruppengeschwindigkeit vt. Sie beschreibt den Energietransport. Für elektromagnetische Wellen im Vakuum ist ve = wp; in Stoffen mit Dispersion gilt dies nicht. Bei Materiewellen entspricht vs der Geschwindigkeit der Teilchen, die der Welle mit der Phasengeschwindigkeit v„ zugeordnet sind. Es gilt vg v„ = cl (c0 Vakuumlichtgeschwindigkeit).

Phasenkontrastverfahren: Mikroskopieverfahren, mit dem Objekte sichtbar werden, die wenig Licht absorbieren, aber die Phase der Lichtwellen ändern; wurde von F. Zernike 1932 entwickelt. Diese für das Auge unsichtbaren Phasenänderungen werden beim Phasenkontrastverfahren in Intensitätsänderungen umgewandelt. Dies geschieht durch eine Platte in der bildseitigen Brennebene des Mikroobjektivs, die das nicht am Objekt gebeugte Licht hinsichtlich Amplitude und Phase verändert.

Phasenraum:

1. Kybernetik: Zustandsraum.

2. statistische Physik: abstrakter Raum, der für jede Orts- und Impulskoordinate eines oder mehrerer Teilchen eine Dimension hat. Phase eines Teilchens ist dabei die Gesamtheit seiner Orts- und Impulskoordinaten. Der Phasenraum eines einzelnen Teilchens (fi-Raum) mit / Freiheitsgraden hat 2/ Dimensionen. Der Phasenraum für ein System aus N Teilchen mit je Freiheitsgrad ep (Gas- oder r-Raum) hat 2Nf Dimensionen. Der physikalische Zustand eines Teilchens oder des Systems in einem bestimmten Zeitpunkt wird durch einen Punkt im entsprechenden Phasenraum dargestellt. Die Gesamtheit der im Laufe der Zeit vom Phasenpunkt durchlaufenen Positionen im Phasenraum heißt Phasenbahn oder -trajektorie.

Phasenschieber: 1. allgemein elektrisches Netzwerk, dessen Ausgangswechselspannung gegenüber der Eingangswechselspannung eine definiert veränderte Phasenverschiebung aufweist. Phasenschieber werden in der Messtechnik, bei einigen Modulatoren und für Abgleichzwecke verwendet.

2. Elektrotechnik: leerlaufende (Blindleistungsmaschine) oder teilbelastete Synchronmaschine, Kondensator oder selten Drossel in elektrischer Energieanlagen zum Verändern der Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung und damit der Blindleistung (Blindleistungskompensation).

Phasenumwandlung: Thermodynamik Übergang zweier Phasen oder Modifikationen ineinander bei bestimmten Werten für Temperatur und Druck, bei dem sich gewisse physikalische Eigenschaften des Stoffes sprunghaft ändern. Bei Phasenumwandlung l. Art sind das die 1. Ableitungen der freien Enthalpie nach dem Druck und der Temperatur, das heißt Volumen und Entropie. Dabei wird eine Umwandlungs- oder latente Wärme aufgenommen oder abgegeben. Beispiele sind Verdampfen, Schmelzen, Sublimation. Bei Phasenumwandlung 2. Art erfahren die 2. Ableitungen der freien Enthalpie, wie spezifische Wärmekapazität und Ausdehnungskoeffizienten, endliche Sprünge, während Entropie und Volumen stetig verlaufen. Beispiele sind der Übergang von normaler zu Supraleitung und der vom Ferro zum Paramagnetismus am Curie Punkt.

Phasenverschiebung: zeitliche Verschiebung von Wechselgrößen; im engeren Sinne die zeitliche Verschiebung zwischen Strom und Spannung um den Phasenwinkel