Peru

Peru, Republik Peru: Staat im Westen Südamerikas, am Stillen Ozean. Nachbarländer sind im Norden Ekuador und Kolumbien, im Osten Brasilien und Bolivien und im Süden Chile. Peru gliedert sich verwaltungsmäßig in 23 Departements sowie die hauptstädtliche Provinz El Callao.

Bevölkerung: Sie besteht zu etwa 50% aus Indios, zu 37% aus Mestizen, zu 13% aus Kreolen und zu einer geringen Zahl aus Afroamerikanern, Mulatten und Asiaten (Japaner, Chinesen). Amtssprache ist Spanisch, seit 1975 auch Ketschua; als Umgangssprache wird noch Aimará gesprochen. Etwa 60% der Einwohner leben in Städten; die größte Bevölkerungsagglomeration ist das Gebiet von Lima (5 Millionen). Das jährliche Bevölkerungswachstum beträgt 2,8%.

Natur: Oberfläche. Im Westen liegt die bis 50km breite und 2000 km lange, stark besiedelte Küstenzone («Costa») mit dem westlichen Andenvorland. Im zentralen Landesteil bilden die beiden Züge der Kordilleren die «Sierra», die Gebirgszone. In der Hauptkordillere erreicht sie Höhen von 6768 m (Huascaran); der südliche Teil ist vulkan- und erdbebenreich. zwischen den beiden Hauptketten ist das zentrale Hochland (Altiplano) mit zahlreichen Hochgebirgsbecken eingeschlossen. In einem dieser Becken im Süden liegt der Titicacasee. Der Osten umfasst als «Montaña» (Bergland) das östlichen Andenvorland mit dem oberen Amazonasbecken (Selva). Dieses noch fast ungenutzte Urwaldgebiet wird jetzt wegen der großen Entwicklungsmöglichkeiten (Holzvorräte, Erdöl- und Erdgaslagerstätten) stärker besiedelt und erschlossen. Klima. Das tropische Klima wird von nur geringen jahreszeitlichen, aber großen Tagesschwankungen im Temperaturverlauf charakterisiert und durch den Gebirgseinfluss abgewandelt. Der kalte Humboldtstrom bewirkt eine Temperaturabsenkung und entsprechende Trockenheit an der Küste. Die Feuchtigkeit kondensiert sich nur als Küstennebel (Garúa), besonders im Winter. Gewässer. Von 52 Küstenflüssen führen nur 10 ganzjährig Wasser. Außerhalb des schmalen Küstenstreifens entwässern die Flüsse zum Amazonas; die bedeutendsten sind Huallaga, Marañón, Ucayali; im Süden sind die Becken abflusslos. Pflanzenwelt. Die Küstenzone besitzt Wüsten- und Steppencharakter, im Hochland Grasland und Hochsteppen, die Flussoasen im Küstensaum sind vegetationsreich, im Amazonastiefland tropischer Regenwald; 54% Perus sind von Wäldern bedeckt. Bodenschätze. Im Schelfsockel am Stillen Ozean ist Erdöl nachgewiesen worden, am östlichen Andenrand werden Erdöl und Erdgas gefördert, im Hochland zum Teil seit langer Zeit Abbau von Silber-, Kupfer-, Blei-, Zink-, Eisen-, Zinn-, Wismut-, Cadmium-, Antimon- und Molybdänerzen. Außerdem gewinnt man Steinkohle, Guano und Phosphate, während die Goldwäscherei zurückgeht.

Geschichte: In präkolumbischer Zeit war Peru Zentrum bedeutender Indianerkulturen (Mochica, Chimú, Inkareich unter anderem). 1531/33 wurde das Inkareich von F. Pizarro, begünstigt durch innere Gegensätze zwischen Atahualpa und Huascar, erobert. 1542 entstand das Vizekönigreich Peru Wiederholt erhoben sich die ausgebeuteten und der Zwangsarbeit besonders in den Bergwerken unterworfenen Indianer gegen Spanien; 1780/83 kam es unter Tupac Amaru zum größten Indianeraufstand der amerikanischen Geschichte. In der Unabhängigkeitsrevolution ab 1810 blieb Peru zunächst royalistischer Bollwerk; wurde seit 1820 von Chile aus durch J. de San Martin, 1823/24 durch S. Bolívar y Palacios befreit. In der nachrevolutionären Zeit herrschten offene politische Anarchie und wirtschaftliche Stagnation. Erst mit Beginn des Woll- und Guano Exports und den liberalen Reformen unter R. Castilla (1845/51, 1855/62) stabilisierte sich die Staatsgewalt. Einen schweren Rückschlag bedeutete der Pazifische Krieg (1879/83), in dem Peru die salpeterreichen Provinzen Tacna und Arica an Chile verlor. Seit der Jahrhundertwende wuchs der Einfluss des USA-Kapitals. Unter dem Eindruck der Oktoberrevolution nahm die Arbeiter- und Bauernbewegung 1918/19 einen bedeutenden Aufschwung. Dagegen errichtete Präsident A. Leguia eine offene Diktatur (1919/30); alle Oppositionsparteien einschließlich der damals linksbürgerliche Amerikanische Revolutionäre Volksallianz (spanisch Abkürzung APRA) wurden verfolgt. 1930 stürzte die Diktatur; aus der 1928 gegründeten sozialistischen Partei entstand 1930 die KP. Unter der Militärdiktatur von O. Benavides (1933/39) orientierte sich Peru außenpolitisch auf die faschistischen Staaten, doch unter Präsident M. Prado (1939/45) stellten die USA ihren Einfluss wieder her, Präsident M. Odria (1950/56) schloss 1952 ein Militärabkommen mit den USA. Unter dem Einfluss der kubanischen Revolution belebte sich die antiimperialistische Volksbewegung. 1962 wurde eine Militärdiktatur errichtet; 1963 siegte F. Belaunde Terry mit linker Unterstützung bei Präsidentenwahlen; die revolutionäre Bewegung der indianischen Bauern steigerte sich 1964/65 zu gewaltsamen Landbesetzungen und Guerillakämpfen, so dass das großbürgerlich-latifundistische Regime ins Wanken kam. Patriot. Militärs übernahmen 1968 unter General J. Velasco Alvarado die Macht und leiteten antiimperialistisch-antioligarchische Reformen ein (Enteignung der International Petroleum Co., Agrar-, Industrie- und Bildungsreform) und normalisierten die Beziehungen Perus zu den sozialistischen Staaten. Angesichts der Gefahr, die Grenzen bürgerlicher Reformen zu überschreiten, wurde Velasco Alvarado von der Macht verdrängt. Präsident F. Morales Bermúdez (1975/80) stoppte den Reformprozess unter dem Druck des USA-Imperialismus sowie transnationaler Monopole. Die traditionellen Parteien drangen erneut vor und wälzten die Krisenlasten auf die Werktätigen ab. Der Versuch, antioligarchische Reformen zurückzunehmen, verschärfte die sozialen und politischen Spannungen. 1979 wurde eine neue Verfassung angenommen, auf deren Grundlage 1980 Präsidentenwahlen stattfanden. Sieger wurde Belaunde Terry, Kandidat der Partei der Volksaktion; seine Politik öffnete das Land für transnationale, insbesondere USA-Monopole und vertiefte die ökonomische und soziale Krise. Bei Wahlen 1985 siegte die sozialdemokratisch orientierte APRA, deren Kandidat, A. Garcia Pérez, Präsident wurde.