Oper

Oper: dramatische Kunstwerk, dessen Handlung durch instrumentalbegleiteten Gesang und Aktion auf einer Bühne dargestellt wird, wobei die Einheit und das Zusammenwirken von Wort und Musik, dramatische Handlung und szenische Realisierung von vornherein konzipiert sind. Die Bezeichnung Oper setzte sich erst um 1650 durch, nachdem sich die neue Kunstform bereits um 1600 konstituiert hatte. Als Vorformen der Oper gelten vielfältige mit Musik gekoppelte theatralische Darstellungen. Im Verlauf der langen Entwicklung erhielt die Oper in den einzelnen europäischen Ländern, ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Funktion entsprechend, verschiedenartige Aussage und Gestalt. Am Ende des 17. Jahrhundert hatte die voll entwickelte italienische Opera seria ihren Siegeszug durch ganz Europa angetreten. Zu diesem ernsten, auch dekorativprunkvollen Operntyp entstand mit der Opera buffa, die die französische Opéra comique, das deutschsprachige Singspiel und andere Formen nach sich zog, ein heiteres Gegenstück, das eng mit der bürgerlichen Emanzipation verbunden war. In Perioden progressiver gesellschaftlicher und nationaler Entwicklung erhielt in der Folgezeit stets auch die Oper neue Entwicklungsimpulse. Zugleich erfolgte eine immer stärkere Differenzierung (unter anderem auch zur Operette und zum Musical).

Opera buffa: heiter-volkstümlicher Typ der italienischen Oper neapolitanischen Ursprungs, eng verbunden mit der bürgerlichen Emanzipation; entwickelte sich am Ende des 17. Jahrhundert als Gegenstück zur Opera seria, zum Teil als unterhaltsame Einlage während deren Aktpausen; griff unter anderem auf Gestalten der Commedia dell’arte zurück. Hauptvertreter sind G. B. Pergolesi, G. Paisiello, D. Cimarosa.

Opéra comique: spezifisch französische Form der Opera buffa mit gesprochenem Dialog und nur zum Teil heiter komischer Inhalt; wurde 1752 von J. J. Rousseau («Le Devin du Village») begründet. Hauptvertreter sind A. E. M. Grétry, F. A. Boieldieu, D. F. E. Auber, A. Adam.

Opéra-Comique: berühmtes Pariser Opernhaus mit wechselhafter Geschichte, gegründet 1715; zeitweilig mit der Comédie-Italienne zusammengeschlossen;, 1898 Eröffnung des jetzigen Baues, in dem vorwiegend französisches-heiteres Repertoire geboten wurde bis zur Schließung nach 1970. Uraufführungstheater von J. Offenbachs «Hoffmanns Erzählungen» (1881), C. Debussys «Pelléas et Méusande» (1902), M. Ravels «Spanischer Stunde» (1907) unter anderem

Opera seria: ernste, häufig repräsentativprunkvolle Hauptform der italienischen Oper in der

3. Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert; musikalisch durch die Folge Rezitativ-Da-capo-Arie bestimmt.

Operette: musikalisches Bühnenwerk mit heiterem (häufig satirischen-persiflierendem), unterhaltsamem Grundcharakter, gesprochenem Dialog und unkomplizierten (meist von Lied, Chanson und Tanz beeinflussten) musikalischer Formen; entwickelte sich im 18. Jahrhundert aus der Opéra comique. In Paris (F. Hervé, J. Offenbach, C. Lecocq) und in Wien (F. von Suppé, J. Strauß, K. Millöcker, C. Zeller) bildeten sich (unter Einbeziehung nationaler Traditionen populären Theaters) zwischen 1850 und 1870 selbständige Operettenzentren heraus. Ein drittes Zentrum nach 1900 in Berlin (P. Lincke, J. Gilbert, W. Kollo) offenbart bereits Tendenzen kleinbürgerlicher Verflachung. In den letzten Jahrzehnten ist die Operette weitgehend vom Musical abgelöst worden.