Nordamerika

Nordamerika: Größe, Lage, Erstreckung. Nordamerika umfasst den nördlichen Teil des amerikanischen Doppelkontinents und ist drittgrößter Erdteil; mit Grönland und dem kanadisch-arktischen Archipel 21,52 Millionen km2 und 264 Millionen Einwohner (ohne Mexiko). Nordamerika erstreckt sich vom Kap Morris Jessup (83° 39' nördliche Breite) auf Grönland beziehungsweise der vorgelagerten kleinen Insel Oodaaq Östlich bis zur Landenge von Tehuantepec (15° 30' nördliche Breite) in Mexiko, wo die physisch-geographische Grenze zu Mittelamerika verläuft. Die Gesamterstreckung in West-Ost-Richtung unter 53° nördliche Breite beträgt 6000 km, in Nord-Süd-Richtung etwa 7 500 km. Von Asien ist der Kontinent durch die nur 92 km breite Beringstraße getrennt; das mittelamerikanische Festland verbindet Nordamerika mit Südamerika. Nordamerika grenzt im Norden an den Arktischen, im Westen an den Stillen und im Osten an den Atlantischen Ozean. Der Kontinent ist wenig gegliedert; die wichtigsten Halbinseln Alaska und Niederkalifornien liegen im Norden beziehungsweise Südwesten, Labrador im Nordosten und Florida im Südosten; die größten Inseln sind Grönland und Neufundland im Atlantischen Ozean, Baffinland, Ellesmere Land und Victoria im Arktischen Ozean, Vancouver und die Aleuten im Stillen Ozean.

Bevölkerung: Der größte Teil der Bewohner Nordamerikas ist europäischer Herkunft. Die indianische Urbevölkerung und die Eskimo wurden durch die Einwanderer aus Europa zu einem großen Teil ausgerottet oder in entlegene Gebiete verdrängt. In den USA und in Kanada sind nur noch 2 % der Gesamtbevölkerung Indianer oder Mestizen, die zudem meist in Reservaten leben; lediglich in Mexiko beträgt dieser Anteil über 80 %. Die Zahl der Eskimo ist noch wesentlich geringer. Überwiegend im Süden der USA leben die Nachkommen der von 1619 bis 1808 nach Nordamerika verschleppten Sklaven, die rassisch diskriminiert und sozial unterdrückt werden; an der Küste des Stillen Ozeans auch Bewohner asiatischer Herkunft. Die Bevölkerungsverteilung weist extrem große Unterschiede auf. Hohe Dichtewerte sind kennzeichnend für die östlichen Teile der USA sowie für zahlreiche Küstenabschnitte am Stillen Ozean. Im Gegensatz dazu sind Grönland, der kanadisch-arktische Archipel und die nördlichen Gebiete des kanadischen Festlandes extrem dünn besiedelt. Die Verstädterung ist in den USA und Kanada sehr hoch und wächst weiter an.

Natur - Oberfläche: Der geologisch-morphologischen Bau zeigt große, übersichtlich angeordnete Einheiten. Im Gegensatz zu Europa erfolgt die Großgliederung des geologischen Baus und Reliefs meridional. Entlang der Küste des Stillen Ozeans verläuft das junge Faltengebirge der bis 6198 m (Mount McKinley) hohen nordamerikanischen Kordilleren (siehe auch Felsengebirge), die nahezu ein Drittel der Gesamtfläche einnehmen. An der atlantischen Küste erstreckt sich das variszische Rumpfgebirge der bis 2039 m (Mount Mitchell) hohen Appalachen. Dazwischen breitet sich das muldenförmige Tiefland, das vom Golf von Mexiko bis zur Hudsonbucht reicht, aus. Dieses gliedert sich in das Zentrale Tiefland, das bei einer Durchschnittshöhe von 200 bis 300 m über dem Meeresspiegel im Unterschied zu den aufgeschütteten Küstenebenen eine junge Tafel darstellt, und die zwischen dem Tiefland und dem Ostteil der Kordilleren sich erstreckenden Großen Ebenen (Great Plains), die eine alte Tafel (Plattform) bilden und von 200 m im Osten nach Westen auf 1800 m allmählich ansteigen. Sie durchziehen in einer Breite von etwa 700 km das gesamte Nordamerika Das Gebiet um die Großen Seen ist ein flachhügeliges, glazial überformtes Tiefland. Der Nordosten des Kontinents wird zum großen Teil vom Kanadischen Schild eingenommen. Die Küsten haben im Nordteil zahlreiche Buchten, Fjorde und Sunde, im Südteil herrschen Ausgleichsküsten vor, die im Bereich des tropischen Klimas von Korallenriffen umgeben sind. Klima. Nordamerika hat infolge seiner bedeutenden Nord-Süd-Ausdehnung an allen Klimaten der nördlichen Halbkugel Anteil. Etwa 20% der Gesamtfläche entfallen auf die arktische, 5 % auf die tropische, der überwiegende Teil auf die gemäßigte Klimazone. Diese Klimazonen lassen sich in verschiedene Klimagebiete untergliedern, die sich vor allem durch unterschiedliche Niederschlags-, aber auch durch unterschiedliche Temperaturverhältnisse voneinander unterscheiden. Das Fehlen einer west-östlich streichenden Gebirgsbarriere ermöglicht das Eindringen polarer Luftmassen weit nach Süden und tropischen Luftmassen weit nach Norden. Blizzards in Kanada und im Norden der USA, Northers im Süden der USA und Tornados im Mississippi Gebiet sind häufig. Grönland, die arktischen Inseln und der nördliche Küstenstreifen liegen im Bereich polaren Klimas mit durchschnittlichen Januartemperaturen von -20 °C im Süden bis -40 °C im Norden. Von Alaska über die Hudsonbucht zur Labradorküste erstreckt sich die subpolare Zone, deren mittlere Jahrestemperatur noch unter dem Gefrierpunkt liegt. Die gemäßigte Klimazone nimmt neben dem Südteil Kanadas fast das Gesamtgebiet der USA (mit Ausnahme des subtropischen Südens) ein. Sie wird in der Regel durch warme bis heiße Sommer und kalte Winter gekennzeichnet. besonders niederschlagsarm ist der Westteil von 97° westlicher Länge an, ausgenommen die vom ozeanischen Klima des Stillen Ozeans beeinflussten Westhänge der Kordilleren und Küstengebiete der kanadischen Provinz Britisch-Kolumbien sowie der Bundesstaaten Washington und Oregon mit reichlichen Niederschlägen. In den südlichen Beckenlandschaften westlich des Felsengebirges herrschen extrem hohe Temperaturen (Mohavebecken). Nach Süden, im Bereich der subtropischen Zone, nehmen die Temperaturen zu, die für Westen und Osten unterschiedliche Niederschlagsverhältnisse gelten auch für dieses Gebiet. Die tropische Klimazone ist auf Mexiko und die Südspitze Floridas beschränkt. Gewässer. Infolge der westlichen Lage der Hauptwasserscheide, gebildet vom Felsengebirge, wird nur ein Fünftel Nordamerikas nach dem Stillen Ozean entwässert, unter anderem durch die Flüsse Yukon, Columbia und Colorado. Das Gebiet zwischen den Kordilleren und Appalachen gehört zum Einzugsbereich des Golfs von Mexiko; Hauptströme sind Mississippi und seine Nebenflüsse Missouri, Ohio, Arkansas unter anderem. Das Einzugsgebiet des Arktischen Ozeans ist das größte. Hier sind Mackenzie und Nelson die Hauptströme. Direkt zum Atlantischen Ozean wird nur etwa ein Achtel des Kontinents entwässert. Wichtigste Flüsse in diesem Raum sind der Sankt-Lorenz-Strom und der Hudson. Im Bereich der Plateau- und Beckenzone bleiben 1 MÜL km2 Fläche ohne Abfluss zum Meer. Nordamerika verfügt über eine große Zahl von Binnenseen, davon sind die Großen Seen, der Große Bärensee, der Große Sklavensee und der Winnipegsee die bedeutendsten. Vegetation. Nordamerika gehört mit Ausnahme der tropischen und subtropischen Gebiete zum holarktischen Florenreich und weist etwa die gleichen Pflanzenformationen auf wie das arktische und gemäßigte Eurasien. Hinzu kommen ostasiatische und mediterrane Pflanzengesellschaften. Grönland und die im Norden gelegenen Inseln des kanadisch-arktischen Archipels liegen in der Zone des ewigen Eises. Daran schließt sich nach Süden die Zone der Tundra mit Flechten, Moosen und Zwergsträuchern an. Südlich der Waldgrenze, die sich vom Westufer der Hudsonbucht nach Nordwesten bis an die Küste von Alaska zieht, dehnt sich der boreale Nadelwald aus, dem die Zone der sommergrünen Laub- und Mischwälder folgt. Die gemäßigte Klimazone umfasst im Westen das pazifische Waldland (Kiefern, Zedern, Douglasien) und im Osten das Waldland der Appalachen (im Norden und im subtropischen Nadelwald und im zentralen Teil Laubwald). zwischen beiden Waldgebieten liegt das ausgedehnte Gebiet der Prärie (im Ostteil mit Hoch-, im Westteil mit Kurzgräsern). Die Osthänge des Felsengebirges sind zum Teil von Nadelwäldern bedeckt, die Hochgebirgsbecken meist von Halbwüsten- und Wüstenformationen. Die Golfküste ist ein Übergangsgebiet zur tropischen Vegetationszone. In der Mississippi Niederung sind subtropische Wälder vorherrschend, die Golfküste wird von Mangroven umsäumt. Tierwelt. Für die Tundra sind Lemming, Ren, Eisbär, Polarfuchs unter anderem kennzeichnend, die übrigen Teile Nordamerikas weisen verschiedene Hirscharten, Elche, Luchse, Dachse, Füchse, Wölfe, Marder, Beuteltiere, Eichhörnchen unter anderem auf. Der früher häufig vorkommende Bison lebt nur noch in Präriereservaten (30000 Tiere). Sehr zahlreich sind Schlangen, Eidechsen und Schildkröten, im Süden Waschbär, Stinktier und Truthühner, im Felsengebirge Schneeziege, Dickhornschaf und Grizzlybär. Mexiko ist mit Puma, Jaguar, Ozelot, Klapperschlange und anderen Arten Übergangsgebiet zur Fauna Südamerikas. Bodenschätze. Nordamerika ist reich an Bodenschätzen. Von größter wirtschaftliche Bedeutung sind Stein- und Braunkohle, Eisen-, Uran- und zahlreiche Buntmetallerze sowie Erdöl und Erdgas.