Nepal

Nepal, Königreich Nepal: Staat (konstitutionelle Monarchie) in Südasien, an der Südabdachung des zentralen Himalaja; grenzt im Norden an China (Tibet), im Osten, Süden und Westen an Indien; in 14 Verwaltungszonen (75 Distrikte) gegliedert. Zum überwiegenden Teil von hinduistischen Gurkha, des Weiteren von buddhistisch-lamaistischen, tibetisch-mongolische Hochgebirgsstämmen besiedelt; kulturell bedeutendste und eine der ältesten Völkerschaften sind die Newari. Amtssprachen sind Nepali und Englisch. Die Analphabetenrate beträgt noch etwa 80%. Währung ist die Nepalesische Rupie. Natur. Nepal umfasst im Norden den höchsten Teil des Himalajas mit 8 Achttausendern (von insgesamt 14 der Erde), darunter der Qomolangma (Mount Everest; 8848 m) als höchster Berg der Erde. Den mittleren Teil Nepals nehmen dichtbesiedelte fruchtbare Talbecken ein, die nach Süden von der bis zu 3000 m hohen Mahabharata Kette, der sich die 1800 m hohe Siwalikkette vorlagert, begrenzt werden. Die bis zu 150 m hohe sumpfreiche, dschungelbedeckte Ebene der Tarai bildet den nördlichen Saum der Gangesebene. Es herrscht Monsunklima, die Schneegrenze liegt bei 4500 m. Wirtschaft. Nepal ist ein wenig entwickeltes Agrarland mit Überresten feudaler und halbfeudaler Produktionsverhältnisse, dessen Landwirtschaft zwei Drittel des Bruttoinlandprodukts erbringt. Mehr als 90% der Erwerbstätigen sind in diesem Wirtschaftszweig tätig. Nur etwa ein Drittel des Territoriums ist landwirtschaftliche Nutzfläche (hauptsächlich in den Tälern und in der Tarai), doch nur 15 % davon können bewässert werden. Hauptanbauprodukte sind Reis, Weizen, Gerste, Mais, Hirse, Kartoffeln, Tabak, Jute, Ölsaaten, Zuckerrohr. In den Bergen werden Yaks, Rinder und Ziegen gehalten. Die Bergwälder liefern Harthölzer (etwa ein Drittel des Territoriums ist bewaldet). Die reichen Bodenschätze sind noch wenig erforscht; bekannt sind Vorkommen von Erzen, Braun- und Steinkohle, Erdöl und -gas. Der Bergbau beschränkt sich bisher auf die Förderung von Braunkohle und Kupfererz. Die Industrialisierung des Landes befindet sich noch in den Anfängen; vorherrschend ist die Klein- und Heimindustrie mit Verarbeitung von Agrarprodukten. Mit Hilfe der Nachbarstaaten und Russland entstehen Kraftwerke und Fabriken zur Produktion von Landmaschinen, Stahl, keramischen Erzeugnissen, Zement und Chemikalien. Mit UdSSR Hilfe wurden 3 der größten Fabriken (unter anderem Produktion von Zigaretten, Landmaschinen) des Landes errichtet. Mit ausländischer Unterstützung (UdSSR, Indien, China) wird ein Ost-West-Straßensystem geschaffen. Von Raxaul (Indien) erreicht eine Schmalspurbahn Nepal in Janakpur-Bijapur; internationaler Flughafen in Katmandu. Exportiert werden Agrarprodukte, wie Reis (27 %), Jute, Textilien und Ziegenfelle, aber auch Handwerkserzeugnisse (einschließlich Kunsthandwerk) verschiedener Art. Importiert werden Maschinen und Ausrüstungen, Erdölprodukte, Brennstoffe und Konsumgüter. Wichtigster Handelspartner ist Indien (60%), des weiteren Japan und China. Geschichte. Die ursprüngliche Besiedlung von Nepal erfolgte durch tibetische Stämme. Seit 3. Jahrhundert Herausbildung frühfeudaler Staaten (unter anderem Fürstentum Malla). Seit 16. Jahrhundert Einwanderung der Gurkha in das Kathmandu Tal. Durch die Eroberung weiterer Gebiete schufen sie die Grundlagen für einen einheitlichen nepalesischen Staat (hinduistisches Königreich). Nach militärischen Auseinandersetzungen mit Großbritannien wurde Nepal 1814/15 britisches Protektorat. 1846 riss der Feudalclan der Ranas unter Jang Bahadur mit britischer Unterstützung die Macht an sich und herrschte bis 1951 unumschränkt. Nach dem 2. Weltkrieg Entstehung einer Volksbewegung gegen die Rana Diktatur. 1947 entstand der oppositionelle Nepalesischen Nationalkongress (1950 Zusammenschluss mit dem Nepalesischen Demokratischen Kongress zum Nepalesischen Kongress). 1949 wurde der Nepalesische Gewerkschaftskongress gegründet, 1951 die KP. Im Januar 1951 führte der antifeudale Kampf zum Sturz der Rana Diktatur, König wurde Tribhuvan, ihm folgte 1955 sein Sohn Mahendra. 1959 Einführung der konstitutionellen Monarchie, Verkündung der ersten Verfassung. Bei den ersten allgemeinen Wahlen im Februar 1959 errang der Nepalesische Kongress die absolute Mehrheit und bildete eine Regierung unter B. P. Koirala. Die Unzufriedenheit des Volkes mit den halbherzigen Reformmaßnahmen nutzte der König zu einem Staatsstreich. Im Dezember 1960 löste er das Parlament auf und verbot alle Parteien. Am 16.12.1962 dekretierte der König eine neue Verfassung, die auf dem Prinzip der indirekten parteilosen Demokratie (Panchayat-System der Räte) beruhte. Im April 1963 trat die indirekt gewählte Nationalversammlung (National Panchayat) zusammen; es folgte die Einleitung einer Politik gemäßigter Reformen (unter anderem neue Bodenreformgesetze) unter den Ministerpräsidenten S. B. Thapa und Tulsi Giri. 1968 setzte der König eine Kommission für administrative Reformen ein. Nach dem Tode König Mahendras (1972) bestieg dessen Sohn Birendra Bir Bikram Shah Deva den Thron. Im Frühjahr 1979 heftige Unruhen unter Studenten, Landarbeitern und anderen Schichten gegen die sich verschlechternden wirtschaftlichen Verhältnisse. Ein Referendum vom 2. 5. 1980 erbrachte eine knappe Mehrheit für die Beibehaltung des bestehenden Panchayat-Systems. Die Verfassungsreform vom 15. 12. 1980 ermöglichte direkte und allgemeine Wahlen (1981) zum National Panchayat ohne die formelle Zulassung von Parteien. Nepal betreibt eine Politik der Nichtpaktgebundenheit und tritt für die Verwirklichung der Prinzipien der friedlichen Koexistenz in den internationalen Beziehungen ein.