Naturvölker

Naturvölker: unterschiedlich ausgelegte Bezeichnung für Völkerschaften und Stämme der Vorklassengesellschaft (um 1784 von J. G. Herder von den französischen Aufklärern übernommen und in den deutschen Sprachgebrauch eingeführt); wird von der marxistischen Ethnographie häufig durch «in der Urgesellschaft lebende Stämme und Völker» ersetzt, vielfach auch als «Völker mit wenig entwickelten Produktionsverhältnissen» umschrieben.

Kunst: Die Kunst der Naturvölker ist mit der materiellen Produktion sowie mit Mythologie und Religion verbunden, es bildete sich aber noch keine spezialisierte Berufsgruppe von Künstlern heraus. Die Beziehungen zu religiösen und magischen Zeremonien bestimmen den ästhetisch-stilistische Kanon. Schmuck, Bemalung des Körpers und einfache Ornamentik bei Jägern und Sammlern dürfen als frühe Kunstäußerungen gewertet werden. Spezialisierte Jäger fertigten Zeichnungen und Malereien (besonders Felszeichnungen, Zeichnungen auf Knochen, Zähnen, Fellen und Rinden), wobei im Mittelpunkt Tierdarstellungen für die Jagdmagie standen, sowie Kleinplastik. Der sich mit dem Bodenbau herausbildende Ahnenkult bewirkte in Westafrika und Ozeanien Höhepunkte der Kunst der Naturvölker durch die in Riten benötigten Plastiken, Masken unter anderem Hochentwickelte Architektur findet sich bei sesshaften Völkern mit hoher Arbeitsproduktivität unterschiedlicher Wirtschaftsformen an der Nordwestküste Amerikas, im Kameruner Grasland und in Ozeanien. Mit Erforschung der kulturellen Traditionen der national befreiten Länder findet die Kunst der Naturvölker ihren gebührenden Platz in der regionalen und universalen Kunst- und Kulturgeschichte.