Müntzer

Müntzer, Münzer, Thomas, um 1490-27.5.1525, Theologe; bedeutender Repräsentant des radikalen Flügels der Reformation und theoretische Führer der Aufständischen im deutschen Bauernkrieg 1524/25, ideologisch vor allem Repräsentant der plebejischen, vorproletarischen und kleinbürgerlichen Schichten. Als Lehrer (Lektor) und Prediger war er zunächst Anhänger Müntzer Luthers; er entwickelte seit 1521 in Zwickau und in Prag sowie 1523/24 in Allstedt eine selbständige reformatorische Auffassung, die auf einen zukünftigen Gesellschaftszustand ohne Klassen und ohne eine sich über das Volk erhebende Obrigkeit hinauslief. Das einfache Volk war für Müntzer die Kraft, die eine solche Umgestaltung vollziehen könne. In Allstedt und Mühlhausen schuf er Bündnisse zum Schutz der Anhänger seiner Volksreformatorischen Position. Bei einer Wanderung nach Südwestdeutschland Ende 1524 wurde er Zeuge des ausbrechenden Bauernkrieges und gab den Bauern Unterstützung bei der Formulierung ihrer Forderungen. Mit H. Pfeiffer machte er Mühlhausen zum Zentrum der Erhebung in Thüringen. Sein Plan, den Aufstand zu zentralisieren und alle weltlichen und geistlichen Obrigkeiten zu entmachten, scheiterte nach anfänglichen Erfolgen am gesellschaftlichen Kräfteverhältnis und am Reifegrad der Trägerschichten der Revolution. Mit seinen engsten Anhängern wurde Müntzer nach der Niederlage der Aufständischen bei Frankenhausen am 15. 5.1525 gefangengenommen, nach Heldrungen gebracht, gefoltert und schließlich hingerichtet.